
Touristiker sehen in kühleren Sommern einen Vorteil für Nord- und Ostsee. Mit dem Konzept „Coolcation“ soll der Norden als Reiseziel attraktiver werden.
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Nordsee statt Mittelmeer: Warum „Coolcation“ zum neuen Reisetrend werden kann
Hitze im Mittelmeer, frische Brise an Nord- und Ostsee: Touristiker sehen in kühleren Sommern eine Chance für den Norden. „Coolcation“ könnte zum Trend werden – auch in Niedersachsen.
Norddeutsche Sommer als Urlaubsalternative
Während im Mittelmeerraum Menschen bei über 30 Grad schwitzen, zeigte sich der norddeutsche Sommer eher kühl und wechselhaft. Touristiker sehen darin eine Chance – besonders an der Nordsee. Die Tourismus-Agentur Nordsee warb im Juli in süddeutschen Städten für eine „Sommerbrise an der Nordsee“. „Das, was früher mal das Mittelmeer war, das können wir jetzt sein“, sagt Mario Schiefelbein, Geschäftsführer der niedersächsischen Nordseeküste. Kühle Winde machten die Hitze erträglicher, viele Urlauber könnten so zum Nordsee-Urlaub statt ans Mittelmeer bewegt werden.
„Coolcation“: Chance für die Nordseeküste
In der Branche gibt es für diesen Trend bereits den Begriff „Coolcation“ – kühles Reisen. Neben Skandinavien will sich auch Niedersachsen als Ziel positionieren. Laut Tourismusverband könnten Nordsee, Ostsee, Moor- und Waldgebiete sowie der Harz künftig stärker vom Klimawandel profitieren. „Wir haben beste Voraussetzungen, diese Klientel für uns zu gewinnen“, sagt Holger Heymann, Vorsitzender des Tourismusverbands Niedersachsen. Familien, die bei Temperaturen von bis zu 50 Grad in Südeuropa keinen Urlaub mehr machen könnten, könnten sich verstärkt nach Norden orientieren.
Noch ist „Coolcation“ kein flächendeckender Trend. Das Tourismusmarketing Niedersachsen sieht Potenzial, verweist aber auf fehlende Belege für eine deutliche Verschiebung von wärmeren zu kühleren Regionen. Auch der Reiseveranstalter Tui bewertet „Coolcation“ bislang als Nischentrend, wenngleich die Nachfrage nach Zielen im Norden wachse.
Klimamodelle: Mehr heiße Tage im Anmarsch
Doch auch in Niedersachsen werden sich die Sommer verändern. Klimamodelle zeigen, dass es auch an der Küste künftig mehr heiße und schwüle Tage geben wird. Dennoch bietet die Region Vorteile: Der Meereseinfluss sorgt dafür, dass es windiger und damit gefühlt kühler ist als im Binnenland. Touristiker sehen in dieser erfrischenden Brise einen klaren Standortvorteil.
An der Nordseeküste ist man überzeugt: Der Trend bleibt. „Das wird auch nicht wieder weggehen“, sagt Tano-Chef Schiefelbein. „Wir werden den Klimawandel weiter spüren und müssen schauen, dass wir darauf reagieren.“ (dpa/axt9