Kegelrobbe in Düne

Neue Zählungen im Wattenmeer zeigen ein stabiles Wachstum – mit regionalen Unterschieden.

Foto: Joe Giddens

Nordsee

Rekordzahlen im Wattenmeer: Kegelrobben erobern ihren Lebensraum zurück

1. Juli 2025 // 16:00

Aktuelle Zählungen zeigen: Die Kegelrobben im Wattenmeer vermehren sich weiter – ein gutes Zeichen für den Zustand ihres Lebensraums, aber auch eine Aufgabe für den Schutz der Art.

Positive Ergebnisse der aktuellen Zählungen

Die aktuellen grenzübergreifenden Zählungen im Wattenmeer und auf Helgoland bestätigen den Aufwärtstrend bei den Kegelrobben, berichtet die Wadden Sea World Heritage. In der Zählsaison 2024–2025 wurden 3.051 neugeborene und insgesamt 12.064 Kegelrobben erfasst – ein deutliches Zeichen für die stabile Entwicklung der Population in der südlichen Nordsee. Diese Zahlen stammen aus dem Bericht „Kegelrobben-Zählungen im Wattenmeer und Helgoland 2024–2025“, der im Rahmen der trilateralen Zusammenarbeit zum Schutz des Wattenmeeres veröffentlicht wurde.

Stabiles Wachstum über Jahre hinweg

Die trilaterale Expertengruppe für Meeressäugetiere – bestehend aus Fachleuten aus Dänemark, Deutschland und den Niederlanden – sieht in den Ergebnissen ein anhaltend stabiles Wachstum. In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der neugeborenen Kegelrobben im Wattenmeer jährlich um durchschnittlich 12 Prozent gestiegen, die Gesamtpopulation wuchs um rund 10 Prozent pro Jahr. Jessica Schop, Hauptautorin des Berichts und Forscherin bei Wageningen Marine Research, betont: „Dieses kontinuierliche Wachstum spiegelt die Bedeutung des Wattenmeeres als wichtigen Lebensraum für Kegelrobben wider. Um den langfristigen Schutz zu sichern, brauchen wir jedoch ein besseres Verständnis regionaler Unterschiede, etwa bei saisonalen Bewegungsmustern.“

Regionale Unterschiede im Bestand

Die Verteilung der gezählten Tiere zeigt deutliche regionale Unterschiede:

  • Niederlande: Mit 8.638 Tieren – ein Anstieg um 10,4 Prozent gegenüber 2024 – wurden hier über 70 Prozent aller Kegelrobben gezählt.
  • Niedersachsen: 1.564 Tiere wurden erfasst, was 13 Prozent des Gesamtbestands entspricht. Dies bedeutet ein Plus von 14,7 Prozent zum Vorjahr.
  • Helgoland: Hier sank die Zahl der beobachteten Robben um 37 Prozent auf 1.060 Tiere (8,8 Prozent des Gesamtbestands).
  • Schleswig-Holstein: 499 Tiere wurden gezählt – ein deutlicher Anstieg von 74,5 Prozent.
  • Dänemark: Mit 303 gezählten Tieren wurde ein Rückgang von 16,1 Prozent gegenüber 2024 verzeichnet.

Mehr Forschung für besseren Schutz notwendig

Um wirksame Schutzmaßnahmen abzuleiten, benötigen die Forschenden detailliertere Informationen über das zeitliche und räumliche Verhalten der Kegelrobben. „Wir zeigen im Bericht die relative Veränderung der Häufigkeit – für absolute Bestandsschätzungen brauchen wir jedoch mehr Daten zum Verhalten und zu den Wanderungen der Tiere“, erklärt Schop. Nur so lasse sich besser einschätzen, wie Störungen oder Migrationen die Zählergebnisse beeinflussen – vor allem in Regionen mit wenigen Sichtungen.

Management und Monitoring der Kegelrobben

Kegelrobben gehören zu den größten Raubtieren der Wattenmeerküste und zählen neben den Seehunden zu den bekanntesten Arten der Region. Zwar sind sie nicht direkt durch das Wattenmeer-Seehundabkommen (WSSA) geschützt, profitieren jedoch vom zugehörigen Seehundmanagementplan. Dieses regelmäßig überarbeitete Dokument sorgt für ein angemessenes Management der Robbenpopulationen – unter anderem durch die jährlichen Zählungen, die von der trilateralen Expertengruppe für Meeressäugetiere koordiniert und ausgewertet werden. (piw)