Ein Taucher vom Forschungstauchzentrum der Universität Kiel nähert sich in der Kolberger Heide in der Ostsee einem versenkten Munitionsrest (zu dpa: «Munitionsberge rosten in Nord- und Ostsee – was tun?»)

Achtung, giftig! Rostende Bomben und Minen setzen gefährliches TNT in der Nordsee frei.

Foto: Jana Ulrich

Nordsee

TNT verseucht die Nordsee: Wie rostige Granaten Fische und Verbraucher vergiften

18. Juni 2025 // 12:00

Millionen Tonnen Weltkriegsmunition liegen auf dem Grund der Nordsee und setzen seit Jahrzehnten gefährliche Sprengstoffe frei. Die Gefahr für Umwelt und Fisch steigt.

Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee

Rund 1,6 Millionen Tonnen konventioneller Kriegsmunition liegen auf dem Meeresboden von Nord- und Ostsee, schätzt der Geologe Jens Greinert vom Helmholtz-Zentrum Geomar. Bomben, Minen und Granaten rosten seit über 80 Jahren und setzen krebserregendes TNT frei. Besonders belastet sind Versenkungsgebiete, die nach Kriegsende von den Alliierten ausgewiesen wurden.

Bundesregierung finanziert Bergungsprogramme

Im September starteten drei Unternehmen mit der Pilotbergung in der Lübecker Bucht. Das Bundesumweltministerium stellt für die systematische Bergung 100 Millionen Euro bereit. Ziel ist es, die Meere bis Ende der 2040er Jahre munitionsfrei zu machen. Die Kieler Werft TKMS entwickelt dafür eine schwimmende Entsorgungsplattform.

Gefahr für Umwelt und Fischbestand

In Wasserschichten und Fischen in der Nähe bekannter Lagerstätten wurden Spuren von TNT nachgewiesen. Toxikologin Jennifer Strehse betont, dass derzeit keine akute Gesundheitsgefahr für Menschen durch Fischkonsum bestehe. Doch mit fortschreitendem Zerfall der Munition könnten die Belastungen in Zukunft steigen und das Risiko zunehmen.

Herausforderungen bleiben groß

Die Bergung und Entsorgung der Altmunition erfordert enorme technische und finanzielle Anstrengungen. Experten warnen vor langfristigen Gefahren für marine Ökosysteme und kritische Infrastruktur in Nord- und Ostsee, solange die Altlasten nicht beseitigt sind. (dpa/feh)