
Gefahr im Meer: Steigende Temperaturen in der Nord- und Ostsee lassen Vibrionen gedeihen.
Foto: Karl-Josef Hildenbrand
Tödliche Bakterien in der Nordsee: Vibrionen gefährden Badegäste
Mit der sommerlichen Hitze wächst das Risiko für Vibrionen-Infektionen in Nord- und Ostsee.
Sommerhitze treibt Vibrionen in Nord- und Ostsee
Sobald die Wassertemperaturen über 20 Grad steigen, können sich diese gefährlichen Bakterien stark vermehren – besonders in flachen, sich schnell erwärmenden Küstengewässern. Laut dem Robert Koch-Institut (RKI) wurden in diesem Jahr bereits erste Infektionen gemeldet, die wahrscheinlich auf eine Ansteckung in deutschen Gewässern zurückzuführen sind.
Wer ist besonders gefährdet?
Für Menschen mit offenen Wunden, frischen Tätowierungen oder einem geschwächten Immunsystem kann ein Bad im Meer gefährlich werden. Dringen die Bakterien in den Körper ein, kann es zu rasch verlaufenden Wundinfektionen, schmerzhaften Ohrentzündungen oder im schlimmsten Fall zu einer Blutvergiftung kommen. Besonders tückisch: Schon eine geringe Menge der Vibrio-Bakterien kann ausreichen, um eine gefährliche Infektion auszulösen.
Vorkommen nicht nur im Meer
Die Vibrionen lauern nicht nur in salzhaltigen Küstengewässern. Auch leicht salzige Binnengewässer, wie sie in vielen Regionen Deutschlands vorkommen, bieten ihnen ideale Bedingungen. In Sachsen-Anhalt etwa kam es in bestimmten Naturbädern bereits mehrfach zu schweren Infektionen.
Kaum Schutz durch bestehende Regeln
Trotz der zunehmenden Gefahr schreibt die EU-Badegewässerrichtlinie bislang keine Überprüfung auf Vibrionen vor. In einigen Bundesländern wird das Wasser im Sommer zwar stichprobenartig untersucht, bei erhöhter Belastung gibt es dann auch Warnungen. Eine europaweit einheitliche Regelung gibt es jedoch nicht.
Mehr Fälle durch Klimawandel?
Mit dem fortschreitenden Klimawandel und der Erhitzung der Gewässer rechnen Fachleute mit einem deutlichen Anstieg der Infektionszahlen. Die Ostsee gilt bereits jetzt als besonders gefährdet, da sie nicht nur warm, sondern auch besonders salzarm ist – ein idealer Lebensraum für Vibrionen. Künftig könnte sich zudem die Badesaison verlängern, was das Infektionsrisiko weiter erhöht.
Kein neues Phänomen – aber zunehmendes Risiko
Vibrionen gehören weltweit zum natürlichen Bestandteil von Meeres- und Süßwassersystemen. Nur ein kleiner Teil der mehr als 150 bekannten Arten ist laut Augsburger Allgemeine für den Menschen gefährlich. Der bekannteste Vertreter ist der Cholera-Erreger, der in Deutschland jedoch nur bei importierten Lebensmitteln oder Reiserückkehrern eine Rolle spielt. Die sogenannten Nicht-Cholera-Vibrionen hingegen sind längst in heimischen Gewässern angekommen – und mit den steigenden Temperaturen nehmen auch die Gesundheitsrisiken deutlich zu. (feh)