
Christian Lindner (FDP, im Bild) wurde von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entlassen. Im Frühjahr soll es wohl Neuwahlen geben.
Foto: Michael Kappeler
Politisches Beben: Scholz entlässt Lindner – Ampel-Koalition zerbrochen
Nach monatelangem Streit hat Kanzler Scholz Finanzminister Lindner entlassen. Die Ampel-Koalition ist zerbrochen. Nun stehen Neuwahlen bevor.
Nach einem dramatischen Treffen der Koalitionsspitzen in Berlin hat Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) die Entlassung von Finanzminister Christian Lindner (FDP) beschlossen. Hintergrund ist ein langwieriger und eskalierter Streit um die Wirtschafts- und Haushaltspolitik, der schließlich zum Zerfall der Ampel-Koalition führte. In einer historischen Entscheidung sollen nun im März vorgezogene Neuwahlen stattfinden, um die politische Pattsituation aufzulösen.
Scholz fordert Vertrauensfrage
In einem ungewöhnlich scharfen öffentlichen Statement warf Scholz dem FDP-Politiker Verantwortungslosigkeit und egoistische Ziele vor. Er erklärte, Lindner habe ein umfassendes Reformpaket für Standortstärkung und Haushaltsplanung für 2025 abgelehnt, was eine weitere Zusammenarbeit unmöglich mache. Um die politische Lage bis zur Neuwahl zu stabilisieren, kündigte Scholz an, am 15. Januar die Vertrauensfrage im Bundestag zu stellen und im Fall einer Mehrheit gegen ihn den Bundespräsidenten um eine Auflösung des Parlaments zu bitten.
Was geschieht mit dem Haushalt 2025?
Der Wegfall der Ampel-Mehrheit wirft Fragen zur finanziellen Zukunft Deutschlands auf, da der Bundeshaushalt 2025 nun ohne stabile Mehrheit im Parlament steht. Die Möglichkeit, die Schuldenbremse für wichtige Investitionen zu lockern, wurde bisher abgelehnt, insbesondere durch die FDP. Sollte kein neuer Haushalt verabschiedet werden, tritt die vorläufige Haushaltsführung ein, die nur notwendige Ausgaben für die Aufrechterhaltung der Verwaltung vorsieht.
Wirtschaft und Sicherheitspolitik unter Druck
Wirtschaftlich und international steht Deutschland vor Herausforderungen. Die Wirtschaft schwächelt, und angesichts der unsicheren Lage äußern Wirtschaftsverbände wie auch Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) Besorgnis über die Handlungsfähigkeit der Regierung. Pistorius warnte vor einer zunehmenden militärischen Bedrohung durch Russland und forderte eine rasche Aufstockung der Verteidigungsausgaben.
Unsicherheit für Bürger und Unternehmen
Mit dem Ende der Ampel-Koalition ist die Verunsicherung bei Unternehmen und privaten Haushalten weiter gestiegen. Es wird erwartet, dass Investitionen weiter zurückgehen und die Konjunktur auch 2024 nur schwer in Schwung kommt. Zahlreiche Wirtschaftsverbände fordern eine schnelle Entlastung durch Senkung der Energiepreise, Abbau von Bürokratie und eine verbesserte Infrastruktur.
Erstellt mit dpa-Inhalten.