Im einem Seniorenheim betreut ein junger Mann im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes einen älteren Herrn.

Im einem Seniorenheim betreut ein junger Mann im Rahmen seines Bundesfreiwilligendienstes einen älteren Herrn. Die Debatte um eine soziale Dienstpflicht ist nun erneut entfacht.

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Politik

Sozialer Pflichtdienst in Deutschland? So kommt der Vorschlag an

Von dpa
14. Juni 2022 // 08:10

Er wollte eine Debatte, er bekommt eine Debatte: Mit dem Vorstoß zur sozialen Pflichtzeit scheint Bundespräsident Steinmeier einen Nerv getroffen zu haben.

Kritiker äußern Gegenvorschläge

In der von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier angestoßenen Debatte über einen sozialen Pflichtdienst haben Kritiker der Idee stattdessen eine Stärkung der Freiwilligendienste angemahnt. Nach Mitgliedern der Ampel-Koalition äußerten sich auch Vertreter von Gewerkschaften und Sozialverbänden ablehnend zum sozialen Pflichtdienst - während er in der CDU und beim Pflegerat auf Zustimmung stieß.

Ramelow mahnt Gelassenheit an

Bundesratspräsident Bodo Ramelow (Linke) mahnte an, gelassener auf das Thema zu blicken, und zog eine Parallele zur Schulpflicht. «Statt reflexartig einfach nur auf dem Bundespräsidenten rumzuhacken und wieder von neuem Zwang zu reden und dabei die Schulpflicht einfach auszublenden, werbe ich dafür, mit ein bisschen mehr Gelassenheit das Thema anzugucken», sagte Ramelow der Deutschen Presse-Agentur. Die Schulpflicht sei auch ein Zwang und der Staat greife in das Leben von jungen Menschen ein. Er frage sich, weswegen man nicht noch ein Jahr mehr «dazu definieren» könne. Ramelow hatte sich bereits in der Vergangenheit immer wieder für eine Pflichtzeit für junge Erwachsene ausgesprochen. Dagegen positionierte sich der Chef der Linken-Bundestagsfraktion, Dietmar Bartsch, gegen eine soziale Pflichtzeit.

Stärkung der Gemeinschaft?

Steinmeier hatte am Wochenende eine Debatte über einen sozialen Pflichtdienst angeregt und dies damit begründet, dass eine Dienstpflicht die Gemeinschaft stärken könnte. «Gerade jetzt, in einer Zeit, in der das Verständnis für andere Lebensentwürfe und Meinungen abnimmt, kann eine soziale Pflichtzeit besonders wertvoll sein», sagte Steinmeier der «Bild am Sonntag». «Man kommt raus aus der eigenen Blase, trifft ganz andere Menschen, hilft Bürgern in Notlagen. Das baut Vorurteile ab und stärkt den Gemeinsinn.» (dpa/dm)