
Die von der Regierung geplante Aktivrente stößt auf Kritik. Sozialverbände warnen vor ungleichen Belastungen und bezweifeln, dass die Reform den Arbeitsmarkt tatsächlich entlastet.
Foto: Polgesek
Streit um Aktivrente: Verbände fürchten Steuergeschenke zulasten der Jungen
Die Ampel plant die Aktivrente: Rentner sollen ab 2026 bis zu 2.000 Euro steuerfrei hinzuverdienen. Sozialverbände schlagen Alarm und warnen vor Ungerechtigkeiten und Mitnahmeeffekten. Sie sehen die Gefahr zusätzlicher Belastungen für Jüngere.
Sozialverbände kritisieren geplante Aktivrente
Sozialverbände lehnen die von der Koalition geplante Aktivrente ab, die Arbeiten im Ruhestand attraktiver machen soll. VdK-Präsidentin Verena Bentele warnt, dass die Mehrheit der Älteren davon nicht profitiere. Auch Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa hält die Maßnahme für ungerecht gegenüber Jüngeren.
„Mitnahmeeffekte und massive Steuerausfälle“
Die im Koalitionsvertrag vereinbarte „Aktivrente“ soll es Rentnern ab 2026 ermöglichen, bis zu 2.000 Euro im Monat steuerfrei hinzuzuverdienen. Laut Bentele sind die meisten älteren Erwerbstätigen jedoch selbstständig oder in Minijobs tätig – und diese arbeiten ohnehin weitgehend steuerfrei. Die Aktivrente sei vor allem für Gesunde in weniger belastenden Berufen attraktiv. „Als Einzelmaßnahme wird sie Mitnahmeeffekte und massive Steuerausfälle produzieren und dem Fachkräftemangel nur gering entgegenwirken“, so Bentele.
Probleme mit Gleichbehandlungsgrundsatz
Sie befürchtet zudem, dass aus Gründen der Vereinfachung auch Pensionäre oder ehemalige Selbstständige profitieren könnten. „Das schafft einen Flickenteppich und verletzt den Gleichbehandlungsgrundsatz“, kritisiert sie. Auch die Caritas lehnt die Pläne ab. „Es ist nicht hilfreich, den Älteren zulasten der Jungen teure Steuergeschenke zu machen“, sagte Welskop-Deffaa. Ältere könnten steuerfrei hinzuverdienen, während junge Eltern mit jedem Euro mehr in die volle Progression rutschten.
Forderung nach Einbeziehung Selbstständiger
Stattdessen fordert sie, Selbstständige in die Rentenversicherung einzubeziehen, um Altersarmut zu verhindern. Viele unterschätzten die Risiken und zahlten zu spät ein. Zudem werde die Arbeitswelt hybrider, Beiträge flössen oft nur für Teile des Einkommens. Die Caritas-Präsidentin kritisiert auch das Rentenniveau als „überschätzte Kennzahl“. Wichtiger sei, ob die Rente existenzsichernd ist. Sie fordert eine Differenzierung in der Rentenformel, damit langjährig Beschäftigte mit kleinen Einkommen nicht trotz jahrzehntelanger Beiträge leer ausgehen. (dpa/axt)