
Viele junge Menschen unterschätzen die Bedeutung früher Investitionen. Die gesetzliche Rente steht unter Druck, private Vorsorge ist notwendig. (Symbolbild)
Foto: Fernando Gutierrez-Juarez
Schule beendet?! Altersvorsorge beginnt jetzt – und wie ihr am besten startet
Erstes eigenes Gehalt, Nebenjob oder Ausbildungsvergütung – für viele junge Menschen ist das der Beginn finanzieller Unabhängigkeit. An Altersvorsorge denkt kaum jemand.Ein schwerer Fehler.
Denn genau in dieser frühen Phase wird der Grundstein gelegt: Wer schon in jungen Jahren mit dem Vermögensaufbau beginnt, kann später deutlich entspannter leben. Es geht nicht um große Summen, sondern um ein Bewusstsein – und um Zeit, die für junge Menschen auf ihrer Seite steht.
Warum ein früher Einstieg entscheidend ist
Viele unterschätzen, wie sehr sich kleine Beträge über lange Zeiträume auszahlen können. Dank des sogenannten Zinseszinseffekts wächst langfristiges Sparen überproportional – wer früh anfängt, muss weniger einzahlen, um später mehr herauszubekommen.
Zudem ist das staatliche Rentensystem stark unter Druck. Die demografische Entwicklung – immer mehr Rentner, immer weniger Beitragszahler – führt dazu, dass die gesetzliche Rente allein künftig kaum ausreichen wird, um den gewohnten Lebensstandard zu sichern. Private Vorsorge ist daher kein Luxus, sondern Notwendigkeit.
Frühzeitiges Sparen bietet Flexibilität
Wer bereits in den Zwanzigern oder sogar schon mit 16 oder 18 Jahren vorsorgt, kann später selbst entscheiden, ob das Geld für einen früheren Ruhestand, eine Teilzeitphase oder für besondere Wünsche im Alter genutzt werden soll.
Fünf praktische Wege für den Einstieg
- ETF-Sparpläne als unkomplizierter Einstieg
ETFs (börsengehandelte Indexfonds) gelten als kostengünstige und renditestarke Möglichkeit, langfristig Vermögen aufzubauen. Schon mit Beträgen ab 25 Euro im Monat lässt sich breit gestreut investieren – etwa in den weltweiten Aktienmarkt. - Betriebliche Altersvorsorge (bAV) nutzen
Viele Arbeitgeber bieten die sogenannte bAV an. Dabei wird ein Teil des Bruttogehalts in eine Rentenversicherung eingezahlt – oft mit einem Zuschuss vom Unternehmen. Der Vorteil: Steuer- und sozialabgabenfrei in der Ansparphase. - Riester-Rente prüfen
Vor allem für Azubis, junge Eltern oder Menschen mit geringem Einkommen kann die Riester-Rente attraktiv sein – durch staatliche Zulagen und mögliche Steuerersparnisse. Eine individuelle Beratung hilft, ob dieses Modell infrage kommt. - Finanzbildung aufbauen
Ein Grundverständnis für Sparen, Zinsen, Fonds und Inflation ist entscheidend. Viele Bildungseinrichtungen, Banken oder unabhängige Plattformen bieten altersgerechte Informationen – vom Podcast bis zur Online-Schulung. - Unterstützung aus dem familiären Umfeld
Eltern oder Großeltern können helfen – etwa durch Startkapital für einen ETF-Sparplan oder durch begleitende Gespräche. Gemeinsame Entscheidungen fördern das Verständnis und geben Sicherheit beim ersten Schritt.
Typische Fehler – und wie sie vermieden werden können
Aufschieben: „Damit kann man sich später noch beschäftigen“ – ein Trugschluss. Wer erst mit 30 oder 40 beginnt, muss deutlich höhere Beträge aufwenden, um vergleichbare Ergebnisse zu erzielen.
Unkenntnis oder Unsicherheit: Vielen jungen Menschen fehlt der Zugang zu seriösem Finanzwissen. Das führt dazu, dass gar nicht erst begonnen wird – oder in ungeeignete Produkte investiert wird.
Fehlinformationen: Manche glauben, ein ETF sei unsicher, weil es sich um Aktien handelt. Andere denken, die gesetzliche Rente sei ohnehin sicher genug. Beides greift zu kurz.
Unrealistische Erwartungen: Altersvorsorge ist kein schnelles Investment, sondern ein langfristiger Prozess. Wer sofort hohe Gewinne erwartet, wird enttäuscht sein.
Die Rolle der Eltern: Orientierung geben, ohne Druck
Eltern können eine wichtige Rolle spielen – nicht als Entscheidungsträger, sondern als Gesprächspartner. Ein gemeinsamer Besuch bei der Bank, das Anlegen eines gemeinsamen ETF-Sparplans oder das Einrichten eines Haushaltsbuchs kann der Einstieg in eine lebenslange Finanzkompetenz sein. Auch kleine finanzielle Hilfen – etwa in Form von Geburtstags- oder Weihnachtsgeld – können als Anschub für die Altersvorsorge genutzt werden.
Wer jung ist, hat einen entscheidenden Vorteil: Zeit.
Und die ist im Aufbau einer privaten Altersvorsorge das wertvollste Kapital. Ein früher Start – mit einfachen, transparenten Produkten – ermöglicht finanzielle Unabhängigkeit im Alter. Nicht nur für sich selbst, sondern auch als Zeichen eines bewussten Umgangs mit Geld und Zukunft.