Ein Rentner hält sein Portemonnaie in der Hand.

Die deutsche Wirtschaft fordert einschneidende Reformen bei Rente und Arbeitszeit. Rentner und Arbeitnehmer wären wohl die Leidtragenden.

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Rente

Wirtschaft fordert: Weniger Rente, weniger Pflege – Was das für Millionen Menschen bedeutet

23. August 2025 // 18:00

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer hat sich für drastische Reformen bei Rente und Pflege ausgesprochen. Die gingen zulasten Betroffener. Die Kritik an der Politik wächst.

Wirtschaftsexperten: Renten- und Pflegeleistungen zu hoch

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) fordert tiefgreifende Reformen bei Rente und Pflege. Präsident Peter Adrian übte scharfe Kritik an der Bundesregierung und bemängelte fehlenden Reformwillen. Die wirtschaftlichen Risiken seien groß, so Adrian – insbesondere durch steigende Sozialabgaben, die bereits über 40 Prozent liegen und weiter wachsen könnten.

DIHK: Pflegeversicherung muss Leistungen begrenzen

Im Gespräch mit der Rheinischen Post plädierte Adrian für eine Abkehr von der sogenannten Vollkasko-Mentalität. Die Pflegeversicherung müsse wieder ihrem ursprünglichen Zweck dienen – also nur extreme Fälle abfedern. Auch in der gesetzlichen Krankenversicherung sollten laut DIHK stärker Eigenbeteiligungen eingefordert werden, wenn sie zumutbar sind. Damit könnten sich Pflegebedürftige und ihre Angehörigen auf steigende Eigenkosten einstellen.

Rente mit 67 unter Druck: Höheres Rentenalter gefordert

Ein weiterer Schwerpunkt der DIHK-Kritik: das Renteneintrittsalter. Angesichts der steigenden Lebenserwartung müsse dieses weiter angepasst werden. Auch ein vorzeitiger Renteneintritt solle durch höhere Abschläge unattraktiver gemacht werden – ein möglicher Schritt gegen den Fachkräftemangel. Für viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer könnte das bedeuten, länger zu arbeiten oder mit deutlich geringerer Rente auszukommen.

Wer von den Reformen betroffen wäre

Die Reformforderungen der Wirtschaft hätten spürbare Auswirkungen:

  • Arbeitnehmer müssten mit einem späteren Rentenbeginn und höheren Krankenkassenzuzahlungen rechnen.
  • Pflegebedürftige mit geringem Unterstützungsbedarf könnten weniger Leistungen erhalten.
  • Angehörige würden stärker belastet.
  • Unternehmen würden durch sinkende Lohnnebenkosten profitieren, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.
  • Jüngere Generationen könnten durch eine stabilere Finanzierung der Sozialsysteme langfristig entlastet werden.

Streit um Krankenkassen: Politik kündigt Sparmaßnahmen an

Nicht nur von Seiten der Wirtschaft, auch aus der Politik wird der Druck auf das Gesundheitssystem erhöht. Bundeskanzler Friedrich Merz und Bundesfinanzminister Lars Klingbeil kündigten Sparmaßnahmen an. Die Techniker Krankenkasse reagierte mit einem eigenen 10-Punkte-Plan – allerdings nicht ohne vorher öffentlich Kritik am Finanzminister zu üben.

Sozialverbände warnen vor längerer Lebensarbeitszeit

Die Debatte um das Renteneintrittsalter sorgt auch bei Sozialverbänden für Aufregung. Vertreter des VdK und SoVD äußerten sich kritisch zu den Plänen, längeres Arbeiten zur Pflicht zu machen. Aktuell ist ein Renteneintritt mit 63 Jahren bei 35 Beitragsjahren möglich – jedoch mit Abschlägen von bis zu 14,4 Prozent.