
Deutlich teurer ist das Einkaufen im Supermarkt in den vergangenen 18 Monaten geworden. Und bei immer mehr Produkten lauern nun auch versteckte Preiserhöhungen auf den Kunden. (Symbolbild)
Foto: Fabian Sommer
Mogelpackungen: Diese Unternehmen zocken uns im Supermarkt dreist ab
Die Hersteller von Lebensmitteln und Hygieneartikeln werden immer frecher, wenn es darum geht, uns Kunden heimlich mehr Geld aus der Tasche zu ziehen. Das sind die krassesten versteckten Preissteigerungen bei Produkten, die jeder von uns schon im Einkaufswagen hatte.
Alles wird immer teurer. Was die Wirtschaft uns trocken Monat für Monat als Inflationsrate meldet, merken wir täglich beim Einkaufen in unserem Geldbeutel. Manchmal ist die Preiserhöhung ganz offensichtlich, aber immer häufiger versuchen Unternehmen uns Verbraucher mit Mogelpackungen auszutricksen.
Die Verbraucherzentralen beobachten diese Entwicklung mit Sorge und warnen vor extrem auffälligen Beispielen. Die Anzahl der Mogelpackungen hat in den vergangenen Monaten stark zugenommen und eine Rekordzahl erreicht.
„Shrinkflation“ ist bei den Herstellern voll im Trend
Dabei werden die Methoden immer dreister. Wenn das Unternehmen sein Produkt mit dem Hinweis „New Size“ bedruckt, heißt das mittlerweile in der Regel, dass weniger drin ist. Das gilt auch für Hinweise wie „Gleiche Qualität in neuer Form“. Der dazugehörige Fachbegriff „Shrinkflation“ setzt sich aus den Worten „shrink“ (englisch für schrumpfen) und Inflation (Preiserhöhung) zusammen.
Und so greifen wir schnell zu unseren Lieblingsprodukten und haben plötzlich weniger Inhalt in der Verpackung als gewohnt, ohne dass wir das sofort merken. Noch dreister: Manche Hersteller oder Handelsketten verbinden die Änderungen bei Produktgröße oder Inhalt mit einer Preissteigerung, um so noch größere Gewinne mit uns Kunden zu erzielen. Das ist nicht illegal, wohl aber ein bewusster heimlicher Angriff auf den Geldbeutel der Kunden.
Weniger Inhalt, höhere Preise
Das Kakaopulver Suchard Express schrumpft von 500 auf 400 Gramm – und ist damit 25 Prozent teurer. Beim Eis am Stiel von Milka und Oreo finden sich nicht nur ein Stück weniger im Karton, sondern bei jedem ist auch noch das Gewicht geschrumpft. Das bedeutet: 48 Prozent bzw. 63 Prozent Preissteigerung. Das Duschgel Duschdas Sport hat weniger Inhalt und wird gleichzeitig teurer – plus 22 Prozent.
Laut Verbraucherzentrale Hamburg hat der Trend bereits 2022 begonnen: Vom ersten auf das zweite Halbjahr hatten sich die bestätigten Fälle fast verdoppelt. Fiel das Phänomen früher überwiegend bei klassischen Marken auf, sind inzwischen öfter auch Discounter- und Biomarken betroffen.
„Im ersten Halbjahr 2023 verzeichneten wir einen neuen Rekord an Beschwerden über Shrinkflation“, sagt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg, die die dreistesten Mogelpackungen sammelt.
Hier sind fünf der extremstem Preissteigerungen der vergangenen Wochen*:
Platz 1: Listerine Mundspülung Total Care Zahnfleisch-Schutz
Hersteller: Johnson & Johnson GmbH

Die Listerine-Mundspülung ist von der Verbraucherzentrale Hamburg zur "Mohelpackung des Monats" September ernannt worden.
Foto: Verbraucherzentrale Hamburg
Darum ist das eine Mogelpackung: Optisch ist die neue Flasche von der alten kaum zu unterscheiden. Gleiche Form, gleiche Höhe, gleicher Füllstand. Aber die Flasche ist minimal schlanker geworden - und hat dadurch nur noch 500 ml Inhalt. Vorher waren es 600 ml. Zudem ist der Preis von 4,45 Euro auf 4,95 Euro gestiegen. Zusammen macht das eine satte Preiserhöhung um 33,5 %.
Platz 2: Greco Original griechischer Joghurt aus pasteurisierter Schafmilch
Hersteller: Routhier Mediterranean Products GmbH
Darum ist das eine Mogelpackung: Neuer Deckel, sonst sieht das Produkt ziemlich ähnlich aus, hat aber statt 200 nur noch 150 Gramm Inhalt. Der Preis ist gleich geblieben, dennoch sind es 33,3% Preissteigerung bei dem grieichischen Joghurt
Platz 3: Lorenz Erdnuß Locken Jumbo und Classic
Hersteller: Lorenz Snack-World Holding GmbH
Darum ist das eine Mogelpackung: Eine „New Size“ kündigt Hersteller Lorenz nun auf den Packungen seiner Erdnussflips an, meint damit aber nichts anderes als weniger Inhalt in der Tüte. Bei der Classic-Variante schrumpft der Inhalt von 200 auf 175 Gramm, bei den Jumbo-Flips von 175 auf nur noch 150 Gramm. Damit verbunden ist aber auch noch eine Preiserhöhung. Statt 1,99 Euro pro Tüte (egal ob Jumbo oder Classic) zahlt der Kunde nun 2,19 Euro und somit 28 % bei den Jumbos und 26% bei den klassischen Flips mehr. Schon wieder, muss man dabei sagen: Schon Anfang 2022 hatte Lorenz mit dem gleichen Trick die Größe der Tüte verkleinert und damit den Preis pro Gramm erhöht.
Platz 4: Hipp Frucht & Getreide Himbeere in Apfel mit Dinkelgrieß
Hersteller: HiPP GmbH & Co. Vertriebs KG
Darum ist das eine Mogelpackung: Andere Glasform, weniger Inhalt, teurerer Preis: Statt 190 Gramm füllt HiPP nur noch 160 Gramm in sein Gläschen. Im Handel wird dafür aber zukünftig 1,45 Euro statt 1,35 Euro verlangt - und damit bezahlt der Kunde 28 Prozent mehr. Das kann schnell ins Geld gehen.
Platz 5: Always Dailies Cotton Protection Slipeinlagen normal
Hersteller: Procter & Gamble Service GmbH
Darum ist das eine Mogelpackung: Nur auf den ersten Blick kann sich der Kunde freuen: Die Packung der klassischen Always-Slippeinlagen ist günstiger geworden. Statt 3,49 Euro kostet eine Packung nur noch 3,25 Euro. Aber: Satte zehn Einlagen weniger sind nun in der Packung zu finden. Procter & Gamble packt statt 38 nur noch 28 Slippeinlagen in die neue Verpackung - und sorgt so, trotz günstigerem Preis, für eine Preiserhöhung von 26%.
*laut Recherche der Verbraucherzentrale Hamburg. Preise zum Zeitpunkt des Kaufes des Produktes.