Eine ältere Frau hält eine fast leere Geldbörse in den Händen. Viele Mütter können im Alter von Altersarmut betroffen werden.

Viele Mütter können im Alter von Altersarmut betroffen werden.

Foto: Juergen Blume

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Renten-Hammer: Wer besonders von Altersarmut betroffen ist

12. April 2025 // 18:00

Der DGB warnt: 70 Prozent der Frauen verdienen zu wenig, um sich und ein Kind abzusichern - Altersarmut droht trotz Erziehungszeiten.

Mütter in Deutschland oft nicht vor Altersarmut geschützt

In Deutschland lebten laut Statistischem Bundesamt im Jahr 2022 rund 20,3 Millionen Mütter - fast ein Viertel der Gesamtbevölkerung. Viele von ihnen sind im Alter nur unzureichend abgesichert. Wie dramatisch die Lage ist, zeigt eine neue Berechnung des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB): Rund 70 Prozent der berufstätigen Frauen verdienen nicht genug, um für sich selbst und ein Kind eine solide Altersvorsorge aufzubauen.

Erziehungszeiten gleichen Rentenlücken nur teilweise aus

Besonders problematisch ist, dass viele Mütter ihre Erwerbstätigkeit für die Kindererziehung unterbrechen. Zwar werden für die ersten drei Jahre pro Kind Rentenpunkte angerechnet, und auch danach können bis zum zehnten Lebensjahr des Kindes Kinderberücksichtigungszeiten geltend gemacht werden. Diese können die Rentenansprüche um bis zu 50 Prozent steigern. Doch das System ist gedeckelt und bietet vor allem für Geringverdienerinnen eine spürbare Entlastung - nicht aber für Mütter mit mittlerem oder hohem Einkommen.

Arbeitsteilung und Lohnlücke als strukturelle Probleme

Experten wie Johannes Geyer vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) betonen, dass die Hauptursachen der Rentenlücke in der ungleichen Arbeitsteilung innerhalb von Familien sowie in der geringeren Erwerbsbeteiligung und den niedrigeren Einkommen von Frauen liegen. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts vom 13. Februar 2025 liegt der Gender Pay Gap weiterhin bei 16 Prozent - trotz eines leichten Rückgangs im Vergleich zu 2023.

Der Sozialstaat setzt weiterhin auf Familienmodelle

Die Struktur des deutschen Sozialsystems ist weiterhin stark auf die klassische Familie ausgelegt. Ehegattensplitting und Hinterbliebenenrenten zeigen laut Geyer, dass unbezahlte Sorgearbeit als selbstverständlich gilt. In skandinavischen Ländern sei das anders: Dort werde der Einzelne abgesichert, nicht die familiäre Gemeinschaft. Ein solcher Systemwandel sei in Deutschland bislang nicht in Sicht. Das berichtet die Frankfurter-Rundschau. (mca)