
Beim Vereinssport spielt das Wir-Gefühl eine große Rolle.
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Mehr als nur Sport - Darum lohnt es sich, Mitglied in einem Sportverein zu sein
Der Drang zur Selbstoptimierung sorgt dafür, dass viele Deutsche sich wieder stärker dem Sport widmen. Besonders bei unter 20-Jährigen ist die Anzahl an Sportbegeisterten sehr hoch. Laut einer Studie des Medienpädagogischen Forschungszentrums Südwest treiben mehr als 60 Prozent von ihnen mehrmals die Woche Sport.
Allerdings nimmt der Anteil derer, die Individualsport betreiben, deutlich zu. Während die Sportlust der Deutschen nach der Coronapandemie insgesamt langsam wieder steigt, sind es vor allem die Fitness-Studios, die von dieser Entwicklung profitieren. Klassische Sportvereine klagen hingegen schon seit Jahren über einen Mangel an neuen Mitgliedern. Auf den ersten Blick bieten Fitness-Studios viele Vorteile, denn sie erlauben es häufig, den Sport komfortable und flexibler in den eigenen Alltag einzubauen. Ein Sportverein wird von vielen als zu starke Verpflichtung empfunden. Aber wer sich die Vorteile genauer ansieht, der findet möglicherweise im Vereinsleben mehr Erfüllung als in einem anonymen Großraumstudio.
Gegenseitige Motivation
Wer in einen Sportverein eintritt, ist deutlich motivierter, das Training nicht aus den Augen zu verlieren. Feste Trainingszeiten sind ein Grund für dieses Phänomen. So wird der Sport in vielen Vereinssportarten zu regelmäßigen Terminen abgehalten, wer diese verpasst, kann sie nicht einfach nachholen. Bei großen Fitnessketten, die teilweise sogar bis spät in die Nacht aufhaben, verfällt man leichter in den Trott, das Training aufzuschieben.
Doch der wahrscheinlich größere Faktor ist das soziale Miteinander. Viele Vereinssportarten lassen sich nur gemeinsam spielen. Man verlässt sich aufeinander. Die Hemmschwelle, etwa ein Fußballspiel ausfallen zu lassen und damit die eigene Mannschaft in Bedrängnis zu bringen, ist wesentlich höher als beim Individualsport. So bleibt man eher am Ball.
Außerdem wird durch das gemeinsame Training der Ehrgeiz geweckt. Man vergleicht sich fast schon automatisch mit anderen, und das kann ein unglaublicher Ansporn sein, der letztlich sogar dabei helfen kann, die eigenen Ergebnisse zu optimieren.
Das Wir-Gefühl
Im Sportverein, gerade im Mannschaftssport, trifft man häufig Personen mit dem Credo „Einer für alle, und alle für einen“ an. Viele wollen neben dem Spaß am Sport auch bei Wettbewerben und Turnieren teilnehmen. Wer gemeinsam mit anderen Vereinsmitgliedern an einem Ju-Jutsu-Wettkampf oder einem Football-Turnier teilnimmt, und die Siege und Niederlagen, die Freude und den Nervenkitzel teilt, wird schnell ein Teil der Gruppe sein. Dieses Wir-Gefühl hilft natürlich beim Sport, allerdings auch darüber hinaus.
Oft halten die Bekanntschaften im Verein ein Leben lang. Gemeinsamer Urlaub im Kegelverein oder der obligatorische Stadionbesuch mit dem Fußballverein sind nur ein paar der Aktivitäten, die über den reinen Sport hinausgehen. Ein Verein wird so auch zu einem sozialen Mittelpunkt und nicht selten zu etwas, das einer zweiten Familie gleicht.
Sportvereine erfüllen wichtige gesellschaftliche Funktionen
Einen besonders wichtigen Beitrag leisten Sportvereine damit auch zur lokalen Integration. Wer neu in der Stadt oder vielleicht sogar im Land ist, kann so schnell Anschluss und Freundschaften finden. Gerade jugendliche Flüchtlinge können enorm von den positiven Integrationseffekten eines Vereins profitieren. So können die deutsche Sprache geübt und das eigene Selbstwertgefühl gesteigert werden.
Ohne das Engagement, welches Sportvereine zeigen, wären auch viele gesellschaftliche Großereignisse unmöglich. Denn bevor es große Werbedeals und Siegesprämien im Spitzensport gab, war das größte Ziel der Sportler der Sieg auf dem Platz und die Aufbewahrung des Pokals im Vereinsheim. Wettkämpfe wie der DFB-Pokal wären ohne den unermüdlichen Einsatz von ehrenamtlichen Vereinen daher vor der Kommerzialisierung des Sportes undenkbar gewesen.
Pädagogische Vorteile

Kinder und Jugendliche profitieren oft von Vereinssportarten.
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Im Team gibt es natürlich auch ab und zu Konflikte. Doch diese sollten als Chance begriffen werden, um Problemlösefähigkeiten, aber auch das eigene Selbstbewusstsein zu steigern. Daneben werden die eigene Kommunikation und auch die Empathie gestärkt. Das Befolgen von Regeln und Fairplay sorgt auch für eine moralische Weiterbildung der Heranwachsenden.
Gesellschaftliche Teilhabe von Senioren

Auch für Senioren bringt die Mitgliedschaft in einem Verein Vorteile.
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Neben den jungen bietet die Vereinsmitgliedschaft auch für ältere Menschen eine Menge Vorzüge. Sportvereine mit einem Fokus auf Seniorensport helfen nicht nur dabei, körperlich fit zu bleiben, sie können auch dabei helfen, geistig auf Zack zu sein. Die Altersvereinsamung ist in Deutschland ein großes Problem, wer aber gemeinsam Walken geht oder Wassergymnastik macht, wird so auch Teil eines sozialen Netzwerks.
Wer bereits Erfahrung im Sport hat, kann auch als Mentor für Jüngere dienen. So bleiben die Senioren nicht unter sich, sondern treffen auch auf andere Altersgruppen. Insbesondere Vereinsstammtische und Veranstaltungen wie Turnierbesuche und Vereinsfeste sorgen dafür, dass die gesellschaftliche Inklusion von Senioren gefördert wird. Durch die Übernahme von ehrenamtlichen Tätigkeiten können Rentner auch weiterhin produktiv sein und verhindern so, sich als Last zu empfinden. Einige blühen durch ein solches Engagement noch einmal richtig auf und erlernen sogar neue Fähigkeiten.
Mögliche Hürden einer Mitgliedschaft
Ob eine Mitgliedschaft in einem Sportverein sinnvoll ist, ist aber eine individuelle Entscheidung. Das hektische Alltagsleben lässt manchen vielleicht keine Zeit für eine Verpflichtung wie den Sportverein. Neben Arbeit und Familie kann eine Mitgliedschaft Stress erzeugen, vornehmlich bei Mannschaftssportarten.
Die große Stärke eines Vereins, der soziale Zusammenhalt, kann umgekehrt aber besonders dann belastend sein, wenn ein Auskommen mit den anderen Mitgliedern schwierig ist. Wenn die Chemie nicht stimmt, wird es daher für die Beteiligten schnell auch unangenehm. Ausgrenzungen sind schließlich für alle Altersgruppen eine unangenehme Erfahrung.
Daher sollte die wichtigste Herangehensweise bei einem Eintritt in einen Sportverein sein, erst einmal hineinzuschnuppern und zu probieren, ob die Trainingszeiten mit dem eigenen Alltag kompatibel sind. So tastet man sich auch langsam an die anderen Mitglieder heran und findet heraus, ob die sozialen Dynamiken stimmen. Wenn jedoch alles passt, kann der Sportverein das eigene Leben ungemein bereichern.