
Neun der Spieler des vorläufigen Kaders der deutschen Nationalmannschaft für die Europameisterschaft haben einen Migrationshintergrund.
Foto: Christian Charisius
Kritik an Umfrage: Jeder fünfte Deutsche wünscht sich mehr Nationalspieler mit weißer Hautfarbe
Julian Nagelsmann äußert sich kurz vor dem EM-Test gegen die Ukraine zum umstrittenen Umfrageergebnis zur kulturellen Vielfalt in der DFB-Elf. Der Bundestrainer hat eine ganz klare Meinung.
Eine repräsentative Umfrage für die WDR-Sendung „Sport Inside“ zeigt, dass zwei Drittel der Deutschen die multikulturelle Zusammensetzung der Nationalmannschaft begrüßen. 66 Prozent der Befragten finden es gut, dass viele Spieler einen Migrationshintergrund haben. Jedoch bevorzugen 20 Prozent der Befragten mehr weiße Spieler in der Mannschaft, während 65 Prozent dem nicht zustimmen.
AfD-Anhänger skeptisch
Unter Anhängern verschiedener Parteien zeigen sich Unterschiede: 47 Prozent der AfD-Anhänger und 38 Prozent der Bündnis Sahra Wagenknecht-Anhänger wünschen sich eine „weißere“ Nationalmannschaft, während diese Meinung bei Anhängern der Union (18 Prozent), SPD (14 Prozent) und Grünen (5 Prozent) weniger vertreten ist.
17 Prozent der Befragten bedauern, dass der Kapitän der Nationalmannschaft, İlkay Gündoğan, türkische Wurzeln hat. 67 Prozent lehnen diese Ansicht ab. Gündoğan, Sohn türkischer Einwanderer, ist seit 2023 Kapitän der DFB-Elf.
Nagelsmann kritisiert Umfrage
Bundestrainer Julian Nagelsmann hat die Umfrage mit drastischen Worten kritisiert: „Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen“, sagte der 36 Jahre alte Chefcoach am Sonntag bei der Pressekonferenz des DFB vor dem EM-Testspiel an diesem Montag (20.45 Uhr/ARD) in Nürnberg gegen die Ukraine.
WDR-Sportchef Karl Valks hatte zur bereits am Samstag aufgekommenen Kritik erklärt: „Unser Reporter Philipp Awounou wurde in Interviews bei den Dreharbeiten zu der Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ mit der Aussage konfrontiert, dass zu wenige „echte“, hellhäutige Deutsche auf dem Fußballplatz stehen. Das wollten wir bewusst nicht anekdotisch wiedergeben, sondern auf fundierte Daten stützen.“
Daher habe der TV-Sender die Umfrage in Auftrag gegeben. „Wir selber sind bestürzt, dass die Ergebnisse sind, wie sie sind, aber sie sind auch Ausdruck der gesellschaftlichen Lage im heutigen Deutschland. Der Sport spielt in unserer Gesellschaft eine wichtige Rolle, die Nationalmannschaft ist ein starkes Vorbild für Integration“, sagte Valks.
Minderheit rückt in den Vordergrund
Kritisch zu bewerten sei besonders die Fragestellung, hatte am Samstag bereits Nationalspieler Joshua Kimmich angemahnt. Dadurch rückten die 20 Prozent in den Vordergrund, die sich weniger Spieler mit Migrationshintergrund wünschten und nicht die 65 Prozent, die laut der Umfrage keine Probleme mit kultureller Vielfalt im DFB-Team haben.
Repräsentative Umfrage
Die Umfrage, die nach Angaben des WDR repräsentativ ist, wurde für die TV-Dokumentation „Einigkeit und Recht und Vielfalt“ bei Infratest dimap in Auftrag gegeben. Am 2. und 3. April wurden 1304 zufällig ausgesuchte Wahlberechtigte telefonisch und online befragt. (dpa)