
Eichhörnchen-Kollaps in Deutschland!
Foto: Patrick Pleul
Warum Eichhörnchen jetzt reihenweise vom Baum fallen und sterben
Tägliche Notrufe, wenig Nahrung, gefährliche Gärten: Die Lage für Eichhörnchen hat sich laut Experten deutlich verschlechtert.
In Teltow bei Berlin betreibt Tanya Lenn mit ihrem Team eine Auffangstation für geschwächte Eichhörnchen – und erlebt dort täglich, wie sehr die Tiere unter den Folgen des Klimawandels leiden. Trockenheit, fehlende Winterruhe und monotone Gärten setzen ihnen spürbar zu. Rund 40 Notrufe gehen pro Tag bei der „Eichhörnchen-Hilfe Berlin/Brandenburg“ ein.
Stürze, Stress und Wasserknappheit
Die Tiere sind zwar noch nicht vom Aussterben bedroht, doch laut Lenn beginnt ein schleichender Rückgang. Besonders Trockenheit bringt Eichhörnchen in Lebensgefahr: Dehydriert stürzen sie mitunter vom Baum. Gartenbesitzer können helfen, indem sie flache Wasserschalen aufstellen. Laut dem Leibniz-Institut stellen zudem Katzen eine häufige Todesursache dar – auch Mähroboter sind ein wachsendes Problem.
Sterile Gärten als Todesfalle
Ein weiteres Problem: Viele moderne Gärten bieten kaum noch Lebensraum. „Blaukorn-Dünger, Steingärten, fehlende Bäume – das ist Gift für Eichhörnchen“, sagt Lenn. Dabei wären naturnahe Grünflächen ein einfacher Schutz. Parks und Gärten sollten Rückzugsorte bleiben, nicht zur Gefahr werden. Besonders in Städten ist der Verlust von Mischwäldern deutlich spürbar.
Gestörte Winterruhe durch warme Winter
Auch die zunehmend milden Winter setzen den Nagern zu. „Ohne Minustemperaturen geraten sie in Dauerstress“, erklärt Lenn. Das schwächt das Immunsystem und macht sie anfälliger für Krankheiten. Zudem können sie im Herbst oft keine ausreichenden Vorräte mehr anlegen – Haselnüsse fallen früher vom Baum, das Futter fehlt im Winter.
Keine genauen Zahlen – aber steigende Sorgen
Wie viele Eichhörnchen es in Deutschland gibt, weiß niemand genau. Die Auffangstation in Teltow hat in den vergangenen 18 Jahren rund 3.500 Tiere betreut. Die Zahl der aktuellen Schützlinge schwankt stark. Forscher und Tierschützer setzen deshalb auf Bürgerbeteiligung: Beobachtungen sollen helfen, das Eichhörnchen besser zu schützen. (dpa/vk)