
Politische Stimmen fordern Maßnahmen gegen aggressive Möwen – Fachleute sehen aber auch den Menschen in der Verantwortung.
Foto: Scholz/dpa
Nicht mehr lustig! Möwen-Attacken nehmen zu
In britischen Küstenorten haben Möwen mit Angriffen auf Badegäste für Schlagzeilen gesorgt – teils mit Verletzungen.
Möwen sorgen für Chaos in Broadstairs
In der britischen Küstenstadt Broadstairs ist es zu wiederholten Zwischenfällen mit aggressiven Möwen gekommen. Laut Augsburger Allgemeinen nähern sich die Vögel den Strandbesuchern oft bis auf wenige Zentimeter, stürzen sich kreischend auf Pommes-Tüten und entreißen Snacks im Flug. Szenen wie aus einem Slapstick-Film sorgen in sozialen Netzwerken für Aufsehen – doch die Lage ist ernst.
Politiker fordern Konsequenzen
Vor allem in Schottland wächst die Sorge. In der Hafenstadt Eyemouth wurden innerhalb weniger Wochen mehrere Kinder durch Möwen verletzt. Tory-Abgeordnete warnen vor einem wachsenden Gesundheitsrisiko. Douglas Ross fordert sogar ein Eingreifen, bevor es zu tödlichen Vorfällen kommt. Doch gesetzlich ist der Spielraum begrenzt – Möwennester dürfen nur mit Genehmigung entfernt werden.
Zwischen Artenschutz und Sicherheit
Städte wie Scarborough und Whitby setzen deshalb auf bauliche Maßnahmen, möwensichere Mülleimer und Fütterungsverbote. Ziel ist es, Mensch und Tier voneinander zu trennen, ohne den Artenschutz zu gefährden. Denn viele Möwenarten gelten als bedroht. Ein Gleichgewicht zwischen Schutz und Sicherheit zu finden, ist eine Herausforderung für die Kommunen.
Mensch verändert das Verhalten der Vögel
Fachleute machen den Menschen selbst für das Verhalten der Möwen mitverantwortlich. Weil im Meer weniger Nahrung vorhanden ist, orientieren sich die Tiere zunehmend an menschlichen Nahrungsquellen. Müll, Essensreste und offene Abfälle ziehen sie an – und bieten neue Brutplätze. Forscherinnen wie Neeltje Boogert warnen vor pauschaler Ablehnung der Tiere: „Ein paar wenige ruinieren den Ruf der anderen.“
Möwen mit erstaunlicher Intelligenz
Trotz aller Kritik zeigen sich Forscherinnen und Forscher auch beeindruckt: Möwen erkennen Tagesabläufe, nutzen gezielt Schwächen von Urlaubern aus und wissen genau, wann Mülltonnen geleert werden. Das Verhalten erinnert laut Expertinnen sogar an Fußballhooligans – laut, auffällig, aber eben nur eine kleine Minderheit mit großer Wirkung. (mb)