
Rätselhafte Mutation bei Rehen: Im Raum Bremen leben auffallend viele schwarze Exemplare.
Foto: Thomas Warnack/Symbolbild
Schwarze Rehe rund um Bremen – Zufall oder Gen-Sensation?
Eine genetische Mutation lässt Rehe schwarz erscheinen – und das fast nur im Nordwesten. Die Forschung tappt im Dunkeln.
Schwarze Rehe nur im Nordwesten verbreitet
Rund um Bremen sorgt eine seltene Tiermutation für großes Rätselraten: Rehe mit tiefschwarzem Fell treten fast ausschließlich zwischen Ems und Elbe auf. Während ihre rotbraunen Artgenossen im ganzen Land verbreitet sind, bleiben die schwarzen Rehe auf den Nordwesten begrenzt. Fachleute sprechen von einem weltweit einzigartigen Phänomen.
Melanismus sorgt für dunkles Fell
Hinter dem ungewöhnlichen Aussehen steckt eine Mutation namens Melanismus. Diese sorgt dafür, dass die Tiere vermehrt schwarze Pigmente bilden. Anatomisch unterscheiden sich schwarze Rehe nicht von anderen – doch ihr dunkles Fell macht sie zur Rarität in der Natur. Warum sie sich fast nur in der Lüneburger Heide und Umgebung halten, ist bisher nicht geklärt.
Jahrhundertealte Spuren in der Region
Bereits im Mittelalter sollen schwarze Rehe bei Haste nahe Hannover gesichtet worden sein. Im Wappen der Gemeinde springt bis heute ein schwarzer Rehbock. Auch im Raum Verden, Osnabrück und Lüchow-Dannenberg gibt es dokumentierte Sichtungen seit dem 16. Jahrhundert. Selten tauchen auch einzelne Tiere im Taunus oder Unterfranken auf.
Wie viele schwarze Rehe gibt es wirklich?
Genaue Zahlen zum Bestand fehlen. Schätzungen zufolge kommt ein schwarzes Reh auf etwa 10.000 Geburten. In Nordwestdeutschland könnten jedoch bis zu 20 Prozent der Tiere das dunkle Fell tragen. Die rötliche Färbung ist genetisch dominant – deshalb bleibt der Melanismus die Ausnahme.
Jagdverbot sichert den Bestand
Schwarze Rehe waren lange begehrte Trophäen bei Jägern. Besonders ausländische Jagdtouristen zog es nach Norddeutschland. Heute werden die Tiere gezielt geschützt. Historisch wurde der Bestand bei Haste sogar aktiv gefördert: In den 1930er-Jahren schossen Jäger gezielt nur rotbraune Rehe, um die schwarze Variante zu erhalten – mit bemerkenswertem Erfolg. Das berichtet das Portal T-Online. (piw)