Ein kleiner Hund sitzt in einer Tasche.

Mit dem Hund in den Urlaub fliegen? Immer mehr machen’s – doch Tierschützer schlagen Alarm.

Foto: Tobias Hase

Tierwelt

Urlaub mit Vierbeiner: Haustiere im Flugzeug sorgen für Diskussionen

12. Oktober 2025 // 15:00

Viele Menschen wollen auf ihr Haustier auch im Urlaub nicht verzichten. Deshalb gibt es an manch einem Flughafen jetzt sogar eine Hundetoilette. Doch Tierschützer warnen vor Stress für die Vierbeiner.

Mit Hund fliegen: Trend oder Tierquälerei?

Eine offene Transporttasche, heraus schaut ein Hundekopf. Es heißt warten, wie für alle Passagiere. Zwischendurch wird Dackel Akira gestreichelt, zeigt ein Tiktok-Video. Für die Sicherheitskontrolle am Stuttgarter Flughafen muss die Hündin kurz aussteigen. Später im Flugzeug liegt der Dackel dann dösend in der Transporttasche unter dem Sitz .

Mit Hund oder Katze in den Urlaub fliegen - das kommt häufig vor. Manche Fluglinien berichten von einem Anstieg. Viele Menschen halten für die Öffentlichkeit fest, wie sie mit ihren Vierbeinern im Flugzeug unterwegs sind. Unter Videos auf Tiktok sammeln sich Kommentare, die von Begeisterung bis zu Verärgerung reichen. „Ich würde sogar mehr bezahlen, um neben deinem Hund zu sitzen“, schreibt jemand. Andere fragen: „Und was ist mit Menschen mit Allergien?“ Was online polarisiert, beschäftigt nicht nur Airlines, sondern auch den Tierschutz.

Haustiere in der Kabine – die Nachfrage steigt

Die Lufthansa spricht von einem „deutlichen Anstieg“ und beobachtet nach eigenen Angaben, dass sich immer mehr Reisende für Flüge mit ihren Haustieren entscheiden. Konkrete Zahlen veröffentlicht das Unternehmen nicht.

Bei der Lufthansa dürfen demnach ausschließlich kleinere Katzen und Hunde, die zusammen mit der Transportbox nicht mehr als acht Kilogramm wiegen, in die Kabine mitgenommen werden. Schwerere Tiere „können unter bestimmten Voraussetzungen als Übergepäck im klimatisierten Frachtraum der Maschine transportiert werden“, heißt es auf der Internetseite der Airline.

Tierschützer warnen: Fliegen bedeutet enormen Stress

Der Deutsche Tierschutzbund sieht Flugreisen von Haustieren kritisch. Für viele Tiere sei das Fliegen mit großem Stress verbunden. „Katzen, kleine Heimtiere, Ziervögel und Fische sollten besser in ihrer gewohnten Umgebung versorgt werden, um ihnen Belastungen zu ersparen“, erklärt Sprecherin Lea Schmitz. Hunde begleiteten ihre Halter zwar meist gern, doch auch für sie gelte: „Flugreisen mit Hund sollte man möglichst vermeiden, da das Fliegen enormen Stress bedeutet.“

Besonders problematisch sind aus Sicht des Verbands Transporte im Frachtraum, da dies „für die Tiere mit extremem Stress verbunden“ sei. Zudem sei das Tier allein, in einer lauten und fremden Umgebung. „Es muss einem bewusst sein, dass das Tier in der Transportbox im Frachtraum auch Urin und Kot verrichten und je nach Dauer des Fluges über viele Stunden darin verweilen muss. Das ist für Tiere sehr unangenehm“, erläutert Schmitz.

Psychologin: Haustiere wie Familienmitglieder

Warum so viele Menschen ihre Tiere mit ins Flugzeug nehmen, erklärt die Psychologin Andrea Beetz mit der engen Bindung zwischen Mensch und Tier. „Haustiere sind für viele wie Familienmitglieder. Sie wollen im Urlaub nicht auf sie verzichten oder finden niemanden, dem sie genügend vertrauen würden“, sagt sie. Zudem könne die Anwesenheit des Tieres Sicherheit geben: „Ich habe jemanden dabei, ich bin nicht allein, ich kann das Tier streicheln, mit ihm reden. Der Fokus liegt auf dem Tier. Einige fühlen sich damit sicherer.“

Die Schweizer Fluggesellschaft Swiss International Airlines AG zählte im vergangenen Jahr mehr als 20.000 Passagiere, die mit einem Tier in der Kabine geflogen sind - und nochmals 2.100 Tiere, die im Frachtraum reisten. 2023 waren es demnach rund 19.000 und 2022 etwa 16.000. „Man kann also im Grundsatz von einer leichten Zunahme sprechen“, teilte das Unternehmen der Deutschen Presse-Agentur mit. Allerdings könnten die Zahlen von 2022 wegen der Corona-Beschränkungen „nicht als direkt vergleichbar angesehen werden“.

Auch Condor erklärt: „Wir verzeichnen eine steigende Anfrage an Tierbeförderungen, insbesondere bei Mitnahmen von Tieren in der Kabine.“ Gleichzeitig weist die Airline darauf hin, dass dabei auch der Anstieg bei den Passagierzahlen zu beachten sei. (dpa/dm)