
Nur selten lassen Hunde das Herrchen oder das Frauchen unbeobachtet. Eigentlichen haben sie uns immer im Fokus.
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Wie ein Spiegelbild: Warum uns der Hund so gern nachäfft
Wenn Herrchen meckert, kläfft Bonnie mit. Was Hundehalter schon immer wussten, bestätigen Experten: Hunde halten uns den Spiegel vor.
Ständiges Beobachten
«Das Leben mit Hund besteht zu 90 Prozent darin, sich gegenseitig hinterherzulaufen, um zu schauen, was der andere wohl gerade frisst.» Mag sein, dass diese Weisheit, die in sozialen Netzwerken kursiert, etwas übertrieben ist. Eines jedoch stimmt: Nicht nur wir beobachten unsere Fellnasen, sondern sie umgekehrt auch uns. «Ständig!», sagt Tierpsychologin Patricia Lösche. Und nicht nur dann, wenn es sich um Hütehunde wie ihren Australian Shepherd handelt.
Hund scannt, kopiert und wird so Teil des Systems
«Hunde scannen das Umfeld besonders intensiv und schauen, wo Veränderungen sind. Sie wollen sich sicher fühlen, als Teil des Systems, und müssen sehen, dass sie darin ihren Platz behalten.» Im Umkehrschluss heißt das: Je weniger sie mitbekommen, je unaufmerksamer sie sind, desto weniger Bedeutung haben sie in der Gemeinschaft. Das wollen beziehungsweise müssen sie vermeiden.
Doch Hunde können uns nicht nur beobachten. Manche Hundebesitzer meinen sogar, sie können fühlen, was wir denken. «Das ist vielleicht ein bisschen zu viel gesagt», sagt die Verhaltensbiologin Stefanie Riemer von der Schweizer «HundeUni - Wissenschaft trifft Praxis». «Aber sie können wahrnehmen, was wir fühlen.» Denn in der Forschung gebe es definitiv Hinweise, dass Hunde zu Empathie fähig sind. So wie kleine Kinder, die weinen, wenn der Mutter Blut abgenommen werde.
Hundespezialisierungen: Menschen lesen können
Im Lauf der Domestikationsgeschichte hätten sich Hunde darauf spezialisiert, uns Menschen gut lesen zu können. «Und sie wissen, was unser fürsorgliches Verhalten ihnen gegenüber verstärkt, wenn sie auf unsere Emotionen reagieren», so die Verhaltensbiologin.
Zwar gibt es keinen Hinweis, dass Hunde bewusst Angstverhalten wie Zittern oder eine eingeklemmte Rute «vorspielen», um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Gleichwohl scheinen einige genau zu wissen, was sie tun müssen, um von ihren Besitzern umsorgt zu werden. «Manche können auf Anhieb humpeln, weil sie gelernt haben, dass sie dann verwöhnt werden», sagt Patricia Lösche. «Andere legen den Kopf schief und gucken ganz niedlich, weil sie dann ein Leckerchen bekommen.» (dpa)