Wie Fledermäuse zu Film-Monstern wurden

Wie Fledermäuse zu Film-Monstern wurden

Foto: Katja Sponholz

Tierwelt

Zwischen Dracula und Fakten: Was Fledermäuse wirklich sind

30. August 2025 // 15:00

Im Film sind sie blutrünstige Schatten der Nacht – in der Natur bedrohte Arten. Warum Fledermäuse so viel Projektionsfläche bieten.

Blutsauger mit Imageproblem

In Filmen wie „Nosferatu“ oder „Die letzte Fahrt der Demeter“ stehen Fledermäuse oft für Unheil. Große Ohren, spitze Zähne, flatternd in der Dunkelheit – das Kino hat sie zum Symbol für Angst und das Böse gemacht. Auch Vampirfiguren wie Dracula greifen auf das Fledermausbild zurück. Doch was ist dran am Mythos?

Vom Kino zum Klischee

Der Mainzer Filmwissenschaftler Marcus Stiglegger erklärt, dass Fledermäuse durch ihre nächtliche Aktivität und ihr unauffälliges Leben am Rand der Wahrnehmung ideal für filmische Symbolik sind. Lederflügel und Zähne wirken unheimlich – perfekt für Horrorfilme. Je unbekannter ein Tier, desto wirkungsvoller sei es als Projektionsfläche.

Mythos und Wissenschaft

Warum ausgerechnet Fledermäuse mit Vampiren verbunden sind, erklärt Forensiker Mark Benecke mit alten Volksglauben: Flatternde Seelen, zwischen Licht und Dunkel, passen gut zum Vampirbild. Doch während es Vampire nur im Film gibt, sind Fledermäuse real – und meist harmlos. Laut Naturschutzbund NABU gehen von ihnen in Europa kaum Gefahren aus. Nur in Mittelamerika gibt es drei Arten, die tatsächlich Blut trinken – ohne zu töten.

Bedroht statt bedrohlich

Tatsächlich sind viele heimische Fledermäuse gefährdet. Zehn der 25 Arten in Deutschland stehen auf der Roten Liste. Um auf ihre Schutzbedürftigkeit aufmerksam zu machen, findet am Freitag die internationale Fledermausnacht statt – mit Veranstaltungen auch in Niedersachsen und Bremen.

Grusel mit Lerneffekt

Dass Menschen trotz allem Angst vor Fledermäusen empfinden, liegt laut Medienforscher Daniel Possler an tief verankerten Reflexen. Dunkelheit, Geräusche, verzerrte Gesichter – all das erzeugt in Filmen Angst. Und gerade diese Mischung aus Schrecken und Kontrolle macht Horrorfilme für viele so attraktiv. Angst kann also nicht nur unterhalten, sondern sogar stärkende Gefühle auslösen. (dpa/vk)