Ein Heizkörper hängt in einer Wohnung an einer Wand.

Viele versuchen, ihre alte Anlage noch schnell durch ein moderneres Öl- oder Gas-Gerät zu ersetzen.

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Hohe Nachfrage: Lohnt sich eine neue Öl- und Gasheizung noch?

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Von nord24
18. Mai 2023 // 18:00

Viele Menschen mit einer Öl- oder Gasheizung wollen sich noch schnell ein modernes Gerät kaufen, bevor die Auflagen angezogen werden. Was bringt das?

Experten raten zu Investitionen in Dämmung

Die Pläne der Bundesregierung haben teure Folgen für Besitzer von Öl- und Gasheizungen. Daher versuchen im Moment viele, ihre alte Anlage noch schnell durch ein moderneres Öl- oder Gas-Gerät zu ersetzen. Aber lohnt sich das wirklich? Zwei Verbraucherschützer sagen nein - und empfehlen stattdessen, in die Dämmung zu investieren.

Förderung nur für klimafreundliche Optionen

Dabei kann man in der Tat erst mal seine Energiekosten senken, wenn man seine alte Anlage für Öl oder Gas gegen moderne Brennwerttechnik tauscht. Zehn bis 15 Prozent Ersparnis sind laut Arian Freytag von der Verbraucherzentrale Mecklenburg-Vorpommern möglich. Außerdem sind laut dem Energieexperten diese Heizungsanlagen derzeit die günstigsten am Markt. Allerdings beobachtet Freytag steigende Preise aufgrund der hohen Nachfrage. Und: Förderung gibt es nur noch für klimafreundlichere Optionen.

Vorteil Heizungstausch: Infrastruktur ist vorhanden

Wer jetzt in Öl- und Gasheizungen investiert, hat vor allem einen großen Vorteil: Die notwendige Infrastruktur wie der Öltank oder der Anschluss an die Gasleitungen sind bereits vorhanden. Und man bekommt eine Technologie, mit der man vertraut ist. Zudem kann ein Tausch - wenn man das Gerät und Handwerker bekommt - schnell gehen. Ein Nachrüsten kann aber auch nötig werden.

Nachteil: Hohe Betriebskosten in der Zukunft

Trotzdem sagt Ramona Mittag von der Verbraucherzentrale NRW: „Ich kann guten Gewissens niemandem raten, jetzt noch eine Öl- oder Gasheizung einzubauen.“ Zum einen aufgrund der erwartbar weiter steigenden Kosten für die Energieträger. „Und Gas wird vermutlich massiv mit CO2-Abgaben belegt werden - es ist einfach nicht absehbar, wie teuer das künftig werden wird“, sagt Mittag. Die Zahl der Gasheizungen in den Häusern wird sinken, aber die Kosten für die Infrastruktur bleiben. Die verbleibenden Anlagenbesitzer werden daher anteilig mehr bezahlen müssen. „Man kann hier sagen: Der letzte zahlt das Netz“, so Ramona Mittag.

Nachteil: Ist die Gas-Versorgung zukunftssicher?

Das zweite - gewichtige - Argument gegen eine neue Öl- und Gasheizung dürfte aber die Zukunftsfrage sein. Solche Anlagen laufen bislang üblicherweise 15 bis 25 Jahre in unseren Häusern, durchaus auch noch länger. Aber Regierungspläne sehen vor, dass bis 2035 kein reines Gas mehr durch die Leitungen kommen soll, sondern ein Gemisch etwa mit Biomethan oder auch Wasserstoff.

Die Lösung: Nicht als Erstes an die Heizung denken

„Ich tue mich schwer, Vorteile für einen Austausch einer alten Öl- und Gasheizung gegen eine modernere zu nennen. Es wird Gebäude geben, in denen das Sinn macht - aber das muss man bei der individuellen Energieberatung klären“, lautet das Fazit von Ramona Mittag. „Ich rate daher allen, deren Anlage nicht kurz vor einer Havarie steht, erst mal die weiteren Entwicklungen abzuwarten.“

Sanierungsplan erstellen lassen

Und statt sich auf den Heizungstausch - ob Öl, Gas oder Wärmepumpe - zu stürzen, zunächst einen individuellen Sanierungsplan für die Immobilie erstellen zu lassen. Vor allem: Maßnahmen vorzuziehen, die den Energiebedarf das Gebäudes senken, so der Rat von Mittag und Freytag. So benötigt das Gebäude weniger Energie und der Haushalt hat dadurch langfristig geringere Betriebskosten.

An Dämmung denken

Die wichtigste Maßnahme dazu dürfte bei vielen Gebäuden eine Dämmung sein, etwa der Hausfassade, des Daches und der Kellerdecke, sowie ein Fenstertausch. Für Arian Freytag ist die Dämmung „die allererste Maßnahme, noch bevor man an die Heizung denkt“. Vor allem auch, weil eine Heizung, die vor der Dämmung eingebaut wird, zu groß dimensioniert sein kann, wenn dann mal die Dämmung folgt. Die Anlage laufe dann weniger effizient. (dpa)