
Rentnerinnen und Rentner dürfen sich auf rund 3,5 Prozent mehr Rente freuen – zumindest laut Prognosen.
Foto: Felix Kästle/Symbolbild
Neue Rentenanpassung zum Juli 2025: Was jetzt auf Betroffene zukommt
Eigentlich ist die jährliche Rentenerhöhung reine Routine – basierend auf offiziellen Schätzungen. Doch in diesem Jahr mischt sich eine große Portion Ungewissheit in die Prognosen.
Rund 3,5 Prozent mehr – das ist die offizielle Prognose für die Rentenerhöhung in Deutschland zum 1. Juli 2025.
Ist 3,5 Prozent mehr Rente viel?
Na ja. Bei einer Rente von beispielsweise 2000 Euro sind es rund 70 Euro mehr im Monat. Die Inflationsrate aber ist niedrig, die Aussicht also gut, dass die Inflation das Rentenplus nicht gleich wieder auffrisst. Im September 2024 lag sie bei nur 1,6 Prozent, schon im August war die Veränderungsrate unter zwei Prozent gefallen.
Niedriger als heute lag die Inflationsrate zuletzt vor mehr als drei Jahren, im Februar 2021. Grund für die gedämpfte Inflation sind „insbesondere die erneuten Preisrückgänge bei Energie“, wie die Präsidentin des Statistischen Bundesamtes, Ruth Brand, erläutert. Aber im vergangenen Juli sind die Renten noch kräftiger gestiegen als nun für 2025 vorhergesagt: um 4,57 Prozent.
Sind die 3,5 Prozent den Rentnern sicher?
Noch nicht. Erst im Frühjahr 2025 legt das Bundeskabinett fest, wie die Renten tatsächlich steigen – je nach aktueller Konjunkturlage und Lohnentwicklung. Vor einem Jahr lagen die Schätzerinnen und Schätzer auch daneben und sagten eine Steigerung von mehr als einem Prozentpunkt niedriger voraus, als es dann tatsächlich war.
Wo kommen die 3,5 Prozent genau her?
Genannt wird die Zahl etwas versteckt im Rentenversicherungsbericht in Übersicht B 14 auf Seite 47. Erstellt wurden sämtliche Prognosen aus dem Bericht von einem Schätzerkreis aus Fachleuten der Rentenversicherung, des Bundesamts für Soziale Sicherung und von Heils Ressort. Unter die Lupe genommen haben sie Löhne, Gehälter und Konjunktur im Land.
Schon die jüngste Rentenerhöhung im Sommer war erstmals bundeseinheitlich – vorher klafften die Renten in Ost und West über Jahrzehnte auseinander. Dass der Rentenversicherungsbericht ausgerechnet an Tag zwei nach dem Ampel-Bruch herauskommt, ist vor allem den turnusgemäßen Abläufe bei der Schätzung geschuldet, wie es hieß.
Wackelt das Rentenplus wegen des Regierungschaos?
Nein. Die Rentenentwicklung und ihre Berechnung sind gesetzlich festgelegt und Deutschland wird immer zumindest eine geschäftsführende Regierung haben, die entsprechende Verordnungen beschließen kann.
Worauf kommt es jetzt noch an?
Auf die längerfristige Entwicklung. Die geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge gehen immer zahlreicher in den Ruhestand. Rund ein Drittel der Wahlberechtigten in Deutschland hat bereits das Rentenalter erreicht. Das kostet. Zugleich fallen die Neurentnerinnen und -rentner als Beitragszahler weg. Die Ampel will deshalb das Rentenniveau bis 2039 stabil bei 48 Prozent halten, also das Verhältnis der Rente zu den Löhnen in Deutschland. Das war vor allem SPD und Grünen wichtig und würde dazu führen, dass die Renten stabil bleiben – allerdings würde es etliche Milliarden mehr kosten.
Damit die Beitragszahlerinnen und -zahler, also die Unternehmen und die Versicherten, nicht überfordert werden, will die Regierung neue Zinsen erwirtschaften. Dazu soll mit Bundesschulden ein Kapitalstock zur Anlage auf dem Aktienmarkt aufgebaut werden. Dafür hatte die FDP gekämpft. Die Ampel-Parteien hatten seit Monaten über das Rentenpaket gestritten. (dpa/dm)