
Eine Tischlermeisterin aus Niedersachsen hat mit einer Petition Bewegung in die Debatte um Mutterschutz für Selbstständige gebracht.
Foto: Andrea Warnecke
Wird es einen Mutterschutz für Selbstständige geben?
Im Koalitionsvertrag heißt es, dass ein Mutterschutz für Selbstständige analog zu den Schutzfristen für Angestellte eingeführt werden soll. Eine Tischlermeisterin kämpft seit ihrer ersten Schwangerschaft dafür.
Selbstständig und schwanger? Das bedeutet in Deutschland bislang: kaum Schutz. Tischlermeisterin Johanna Röh aus Alfhausen bei Osnabrück weiß das aus eigener Erfahrung. Doch nun bewegt sich etwas: Der neue Koalitionsvertrag von Union und SPD enthält erstmals das Ziel, Mutterschutz auch für Selbstständige gesetzlich zu verankern.
Was geplant ist: Finanzierungsmodelle und Absicherung
Konkret heißt es auf Seite 104 des Koalitionsvertrags, dass ein Mutterschutz analog zu den Schutzfristen für Angestellte eingeführt werden soll. Dafür sollen umlagefinanzierte Modelle geprüft und mit Versicherern branchenspezifische Lösungen entwickelt werden. Für Röh ein großer Erfolg – sie hatte sich kurz vor ihrer Schwangerschaft selbstständig gemacht und wäre ohne finanzielle Rücklagen fast gescheitert.
Rechtliche Lücke: Schutz nur mit privater Absicherung
Derzeit haben selbstständige Frauen keinen gesetzlichen Anspruch auf Mutterschutz oder Mutterschaftsgeld. Nur wer freiwillig gesetzlich versichert ist und ein Krankentagegeld mit abgeschlossen hat, bekommt Unterstützung – viele werden jedoch durch Ausschlusskriterien ausgebremst. Fixkosten wie Miete und laufende Ausgaben bleiben außen vor.
Petition bringt Bewegung – Verein gegründet
Gemeinsam mit Mitstreiterinnen brachte Röh eine Petition mit über 100.000 Unterschriften in den Bundestag. Sie sprach vor dem Petitionsausschuss, gründete einen Verein mit rund 300 Mitgliedern aus verschiedensten Branchen. Die Botschaft: Es braucht dringend faire Regeln für selbstständige Eltern.
Gesellschaftspolitisches Thema mit wirtschaftlicher Relevanz
Der Verband deutscher Unternehmerinnen fordert eine solidarische Lösung, die die Lebensrealität von Gründerinnen berücksichtigt. „Mutterschutz ist keine Frauensache, sondern eine wirtschaftliche Notwendigkeit“, sagt Sprecherin Viktoria Keltenich. Röh hofft nun, dass die Reform noch in dieser Legislaturperiode kommt – bevor sie sich vielleicht doch noch für ein zweites Kind entscheidet. (dpa/vk)