Eine blaue Wand auf die Sterne geklebt werden.

Anonyme Kritik auf Plattformen wie Kununu bleibt geschützt.

Foto: Christin Klose/dpa

Verbraucher

Arbeitgeberbewertung im Netz: Bleibt die Anonymität gewahrt?

30. Mai 2025 // 17:00

Wer nach einer Kündigung öffentlich Kritik an seinem früheren Arbeitgeber äußert, tut dies oft anonym auf Online-Portalen. In einem aktuellen Fall aus Dresden hat das Oberlandesgericht (OLG) die Rechte der Bewertenden gestärkt.

Demnach dürfen Unternehmen nicht ohne Weiteres die Identität kritischer Nutzer verlangen – selbst wenn die Bewertung sehr negativ ausfällt.

„Schlechtester Arbeitgeber aller Zeiten“

In dem verhandelten Fall ging es um eine negative Bewertung auf einer Plattform. Unter dem Titel „Schlechtester Arbeitgeber aller Zeiten“ hatte ein Nutzer schwere Vorwürfe erhoben. Das Unternehmen verlangte daraufhin die Löschung der Bewertung, da es angab, keinen Kontakt zur bewertenden Person gehabt zu haben. Die Plattform forderte Beweise und erhielt anonymisierte Unterlagen wie einen Arbeitsvertrag.

Plattform prüfte – Unternehmen klagte

Trotz dieser Dokumente zeigte sich das Unternehmen unzufrieden. Es wollte die vollständige Identität des Verfassers, um die Angaben prüfen zu können. Die Plattform lehnte dies aus Datenschutzgründen ab. Daraufhin klagte das Unternehmen auf Löschung und Unterlassung – jedoch erfolglos.

Gerichtsurteil: Datenschutz geht vor

Das OLG Dresden entschied zugunsten der Plattform. Es betonte, dass eine Offenlegung personenbezogener Daten nur in Ausnahmefällen und unter richterlicher Anordnung möglich sei. Die Plattform hatte ihrer Prüfpflicht genügt, indem sie die Existenz eines Arbeitsverhältnisses anonym bestätigt hatte. Eine weitergehende Offenlegung sei unzulässig.

Was das Urteil bedeutet

Bewertungsportale müssen demnach lediglich sicherstellen, dass ein tatsächlicher Kontakt zwischen Bewerter und Unternehmen stattgefunden hat. Die Anonymität bleibt gewahrt, solange dies plausibel belegt werden kann. Unternehmen können sich also nicht einfach Zugang zu den Identitäten kritischer Stimmen verschaffen. (dpa/kh)