Ein Führerschein und ein Autoschlüssel.

Führerschein-Reform: Verkehrsminister Schnieder will Kostenexplosion stoppen.

Foto: Sven Hoppe

Verbraucher

Update! Führerschein-Kosten explodieren: Verkehrsminister kündigt Reform an

16. Oktober 2025 // 14:00

Bundesverkehrsminister Schnieder stellt Eckpunkte für eine Reform der Fahrschulausbildung vor. Ziel: Führerscheine sollen wieder bezahlbar werden. Die ersten Änderungen schon bis Mitte 2026 umsetzbar.

Verkehrsminister kündigt Reform für bezahlbare Führerscheine an

Bundesverkehrsminister Patrick Schnieder (CDU) will die Ausbildung in Fahrschulen grundlegend reformieren, um den Führerschein wieder erschwinglicher zu machen. Auf einer Pressekonferenz sind nun Eckpunkte einer geplanten Reform besprochen worden. In den vergangenen Jahren sind die Kosten für Fahrschüler deutlich gestiegen. Laut ADAC zahlen junge Menschen mittlerweile bis zu 4.500 Euro, um die Fahrerlaubnis für ein Auto zu erhalten.

ADAC sieht Inflation und Personalmangel als Hauptursachen

Der Automobilclub ADAC führt die Preisexplosion auf gestiegene Fahrzeug- und Treibstoffkosten sowie auf höhere Personalkosten infolge der Inflation zurück. Besonders der Mangel an qualifizierten Fahrlehrern treibe die Preise weiter nach oben. Schnieder will nun mit strukturellen Änderungen in der Ausbildung gegensteuern und die Qualität der Fahrausbildung gleichzeitig sichern. Details zu den geplanten Maßnahmen will das Verkehrsministerium bis Ende des Jahres vorlegen.

Übersicht über die Eckpunkte der Reform

  • Was sich im theoretischen Teil ändern soll

- Der Katalog von mittlerweile 1.169 Fragen für die theoretische Prüfung soll auf etwa 750 Fragen schrumpfen. Im Fokus stehen soll dann aber die relevanten Themen der Verkehrssicherheit. Die Bundesvereinigung der Fahrlehrerverbände unterstützt das. „Wenn die Theorie etwas entschlackt wird, ohne den Wert der Prüfung zu minimieren, dann hebt das natürlich die Motivation der Prüflinge“, sagte der Vizevorsitzende Kurt Bartels der „Rheinischen Post“ schon vorab.

- Die Pflicht zu Präsenzunterricht soll entfallen und Wissen auch komplett über digitale Wege wie Apps oder Lernplattformen vermittelt werden können. Dann bräuchten Fahrschulen keine Schulungsräume mehr, Vorgaben dafür fielen weg.

  • Was sich im praktischen Teil ändern soll

- Künftig sollen häufiger Fahrsimulatoren eingesetzt werden können, statt direkt auf der Straße unterwegs zu sein. Damit kann laut Ministerium zum Beispiel das Fahren in Wagen mit Schaltgetriebe geübt werden. Fahrschulen bräuchten dann angesichts des Trends zu Automatikfahrzeugen nicht extra Autos mit Schaltung anzuschaffen - und die Prüfung wird in einem Automatikwagen gemacht.

- Vorgesehen sind auch weniger verpflichtende Sonderfahrten in der Nacht, auf Autobahnen und über Land. Möglich sein soll, sie teils am Simulator zu machen.

- Die Fahrzeit in der praktischen Prüfung soll auf 25 Minuten verkürzt werden, entsprechend europäischer Mindestvorgaben. Für Pkw-Führerscheine üblich ist laut Autofahrerclub ADAC derzeit eine gesamte Prüfungsdauer von 55 Minuten. Darunter ist laut Ministerium bisher eine reine Fahrtzeit von 30 Minuten.

  • Was noch geplant ist

- Angaben zu Kosten und Durchfallquoten aller Fahrschulen sollen im Internet transparent und vergleichbar gemacht werden. Wie genau, steht noch nicht fest. SPD-Verkehrsexpertin Isabel Cademartori sagte, Fahrschulen, die gut und gewissenhaft ausbilden, sollten keinen Nachteil haben. Kostenbestandteile gibt es einige, von Preisen für Lernmaterial und Fahrstunden bis hin zur Prüfung.

- Schnieder schwebt eine „Experimentierklausel“ vor: Erprobt werden könnte, ob Eltern oder andere nahe Personen mit Erfahrung am Steuer mit Fahrschülern üben können. Das könnte auch Erfolgsaussichten in der Prüfung verbessern.

- Fahrschulen sollen von Aufzeichnungs- und Dokumentationspflichten entlastet werden. Fortbildungen für Fahrlehrer sollen digitalisiert werden.

Was sagen die Fahrlehrer dazu?

Aus Sicht von Branchenvertretern können bei einer kompakteren Ausbildung Fahrstunden gespart werden. Besonders, wenn Prüflinge durchfallen, geht das noch einmal extra ins Geld. „Die extrem steigende Zahl der Fahrstunden ist der hauptsächliche Kostentreiber“, sagte Verbandsvize Bartels der „Rheinischen Post“.

Das liege unter anderem an einer höheren Verkehrsdichte und daran, „dass Jugendliche aufgrund der Smartphone-Nutzung eine schlechtere Verkehrswahrnehmung haben als noch vor 20 Jahren“. Möglich seien auch verpflichtende Lernzielkontrollen, damit Fahrschüler mehr am Ball bleiben.

(dpa/mca/mb)

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