
Fans im Weserstadion fordern mehr Forschung zu ME/CFS. Die Lemon-Challenge macht auf die oft verkannte Krankheit aufmerksam. Auch Leonardo Bittencourt ist dabei.
Foto: Harry Langer
Darum beißen Werder Bremens Starkicker gerne in die saure Zitrone
Werder Bremens Top-Fußballer Leonardo Bittencourt und Larissa Mühlhaus beißen in eine Zitrone und verziehen das Gesicht. Das machen sie nicht aus Spaß. Sie wollen damit auf eine kaum erforschte Krankheit aufmerksam machen.
In der Ostkurve hatten Fans zwei Banner entrollt, zu lesen war darauf eine klare Botschaft: „Mehr Forschung zu ME/CFS. Wir denken an dich, Julian!“ Dass die Worte ausgerechnet am vergangenen Samstag im Weserstadion auftauchten, überraschte nicht, denn beim SV Werder Bremen stand der Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach ganz im Zeichen der kaum erforschten Krankheit, die im allgemeinen Sprachgebrauch auch Chronisches Erschöpfungssyndrom genannt wird.
Unter dem Motto „Vermisst in der Kurve - verloren an ME/CFS“ gründeten betroffene Fans einst die Initiative „Empty Stands“. Mitgründer Fabian Fritz sagt über sein Leben mit den Symptomen: „Ich schaue mir nur den Spielstand in der App an. Das ist alles, was ich körperlich schaffe. Aktivitäten über 30 Minuten sind leider schon zu viel.“ An einen Stadionbesuch sei deshalb gar nicht zu denken. „Wenn ich einen guten Tag habe, höre ich das Radio unserer aktiven Fanszene. Aber das habe ich im letzten halben Jahr nur einmal geschafft. Danach musste ich zwei Tage im Dunkeln liegen“.
Lemon-Challenge als Symbol für ME/CFS
Um auf die Krankheit aufmerksam zu machen, gab es in Bremen jetzt auch die sogenannte Lemon-Challenge, bei der symbolisch in eine Zitrone gebissen wird, um die daraus resultierende Reizüberflutung als Parallele zu ME/CFS abzubilden. Auch Werder-Profi Leonardo Bittencourt oder Larissa Mühlhaus aus dem Frauen-Team des SVW beteiligten sich.
Informationskampagne im Weserstadion
Die Zuschauer in der Arena wurden derweil mit Infoständen, Plakaten, Flyern und einem Video auf den LED-Leinwänden informiert, Stadionsprecher Arnd Zeigler hatte zudem in Jörg Heydecke den Gründer und Geschäftsführer der ME/CFS Research Foundation am Mikrofon. Er betonte: „Der große Erfolg der Lemon-Challenge begeistert und ermutigt uns. Wir bekommen sehr viel positive Resonanz von den Betroffenen, ihren Angehörigen, aber zunehmend auch von Prominenten und der breiten Öffentlichkeit.“
Erfolg und Wirkung der Lemon-Challenge
Und weiter: „Mit der Challenge wollen wir auf die medizinische und soziale Katastrophe dieser häufigen, aber bisher zu wenig erforschten Erkrankung aufmerksam machen. Danke an alle, die die Challenge und unsere Arbeit mit ihren Aktionen und Spenden unterstützen!“ (deichstube/pas)