
Der trockene Alkoholiker Uli Borowka bei einer Lesung.
Foto: Spata/dpa
Uli Borowka: Werder grenzt mich als Mensch aus
Am Mittwochabend feiert Werder auf dem Freimarkt seine Pokalsieger von 1991 – doch mindestens zwei Helden von damals werden bei dem 25-jährigen Jubiläum im Hansezelt fehlen: Uli Borowka und Oliver Reck. Sie sind offenbar Opfer einer Einladungspanne geworden. Borowka mag das allerdings nicht glauben, spricht von einer „Unverschämtheit“ und erhebt einen schweren Vorwurf: „Ich habe ganz klar das Gefühl: Werder grenzt mich als Mensch aus, weil ich ein trockener Alkoholiker bin. Das ist doch keine Werder-Familie mehr.“ Der Verein weist diesen Verdacht entschieden zurück.
Dr. Hubertus Hess-Grunewald: Es gibt keine Vorbehalte und Animositäten
„Von den Aussagen von Uli Borowka sind wir sehr überrascht. Es gibt seitens Werder Bremen überhaupt keine Vorbehalte oder Animositäten. Uli Borowka ist ein verdienter ehemaliger Spieler des SV Werder, der zu diversen Anlässen bereits als Gast empfangen wurde“, betont Vereinspräsident und Geschäftsführer Dr. Hubertus Hess-Grunewald. Quasi als Beweis dafür führt er die Mitglieder-Aktion „Meet & Greet“ im Weserstadion an, die vor einem Jahr mit Borowka als Stargast gestartet wurde.
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Einladung geht versehentlich an eine alte Adresse von Uli Borowka in Berlin
Die Einladung für die Jubiläumsfeier sei versehentlich an dessen alte Adresse in Berlin geschickt worden. Borowka ist aber inzwischen nach Lehrte gezogen. Das Missgeschick sei aber schnell aufgefallen und mit einer SMS an den Betroffenen aufgeklärt worden, so Hess-Grunewald. Auch bei den Torhütern Reck und Jürgen Rollmann habe es Probleme mit den Adressen gegeben.
Interview mit Uli Borowka im Videoformat:
Uli Borowka: Werder wird schon irgendwelche Ausreden finden
Borowka lässt das nicht gelten, er hat sogar mit nichts anderem gerechnet: „Sie werden schon irgendwelche Ausreden finden – wie immer.“ Bislang habe er deshalb stets geschwiegen. „Aber nun ist mir wirklich die Hutschnur geplatzt“, erklärt er seinen Anruf bei einer Zeitung: „Die Leute sollen mal wissen, was da wirklich bei Werder los ist.“
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Im Jahr 2000 geht es in die Entzugsklinik
Fast 20 Jahre hat Borowka getrunken, am schlimmsten war es zu seiner Bremer Zeit 1987 bis 1996. Nach einem Autounfall unter Alkoholeinfluss wurde ihm geraten, den Verein zu verlassen. Seine Karriere war damit beendet – sein Alkoholkonsum noch nicht. Erst 2000 konnte ihn sein Gladbacher Ex-Kollege Christian Hochstätter davon überzeugen, in eine Entzugsklinik zu gehen. Seitdem ist Borowka trocken.
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Oliver Reck bleibt trotz fehlender Einladung gelassen und scherzt: Vielleicht habe ich zu viele Tore kassiert
Ex-Torwart Reck sieht das wesentlich gelassener. „Natürlich habe ich mich gewundert, dass ich nicht eingeladen bin. Aber enttäuscht bin ich deshalb nicht. Ich habe gerade auch genug zu tun“, sagt der Coach des Regionalligisten Offenbacher Kickers und macht einen Scherz über den Grund der Nicht-Einladung: „Vielleicht habe ich zu viele Tore kassiert...“ Nur eines ist dem 51-Jährigen in dieser Angelegenheit doch wichtig: „Wenn man jetzt sagt, man hätte meine Kontaktdaten nicht, dann ist das falsch. Ich hatte erst im Sommer viel Kontakt zu Werder, weil ich einige Spieler der U23 bei mir in Offenbach im Probetraining hatte.“ (bkn)