Britta Schleßelmann betreibt Apotheken in Selsingen und Hüttenbusch und sieht die Bundespolitik in der Pflicht, für faire und verlässliche Rahmenbedingungen zu sorgen.

Britta Schleßelmann betreibt Apotheken in Selsingen und Hüttenbusch und sieht die Bundespolitik in der Pflicht, für faire und verlässliche Rahmenbedingungen zu sorgen.

Foto: Hilken

Zeven

„Das funktioniert nicht“: Immer mehr Land-Apotheken stehen vor dem Aus

30. Januar 2024 // 07:00

Die Apotheke in Wilstedt wird zum Jahresende schließen, wenn sich kein Nachfolger findet. Damit fehlt eine weitere auf dem Lande. Das lässt Britta Schleßelmann nicht kalt, die in Selsingen und Hüttenbusch Apotheken betreibt und Probleme benennt.

„Dass nun eine weitere Apotheke schließt, ist sehr traurig“, sagt Britta Schleßelmann im Hinblick auf das voraussichtliche Aus für die Apotheke in Wilstedt, für die sich kein Nachfolger findet. Denn das Apothekensterben zieht Probleme nach sich.

Es bedeutet eine schlechtere Versorgung für die Menschen vor Ort und mehr Belastungen Apotheker in den umliegenden Apotheken. Es gibt mehr zu versorgende Patienten bei gleicher Personaldecke und auch mehr Notdienste müssen geleistet werden.

Es muss investiert werden

Sich 20 Jahre zu verpflichten, wie in Wilstedt von der Gemeinde angeboten, wenn sie das Gebäude entsprechend umbaut, findet Britta Schleßelmann lobenswert, aber unrealistisch. „Das funktioniert nicht für uns.“

Als Unternehmerin müsse sie Geld in die Hand nehmen, investieren. Das Problem: „Die Vergütung wurde seit etwa 20 Jahren nicht angepasst, zuletzt 2023 sogar abgesenkt“, so die Apothekerin. Indes steigen die Kosten.

Manche Apothekenstandorte nicht mehr attraktiv

Die Perspektive für kleine Apotheken sei schwierig. Als Beispiel nennt sie die Einführung des E-Rezeptes. Außerdem sieht die Pharmazeutin eine Verschiebung beim Kaufverhalten.

Die Ärzte in Selsingen etwa versorgen sehr viele Patienten, auch aus Zeven. Jetzt brauchen sie für ihr Rezept nicht mehr nach Selsingen zu fahren. Perspektivisch führe dies dazu, dass manche Apothekenstandorte nicht mehr attraktiv sind.

Ein Klischee, das nicht mehr passt

Sie wehrt sich gegen das Klischee: „Apotheker verdienen gut, das war schon immer so.“ In der Gesellschaft sei es offenbar nicht angekommen, was Proteste und Streiks deutlich machen sollten. „Die goldenen Jahre haben unsere Vorgänger erlebt, sie sind lange vorbei.“