Wollen Licht in ein dunkles Kapitel der Rotenburger Werke bringen (von links): Werke Finanzvorstand Thorsten Tillner, Jutta Wendland-Park sowie die Wissenschaftler Karsten Wilke und Sylvia Wagner.

Wollen Licht in ein dunkles Kapitel der Rotenburger Werke bringen (von links): Werke Finanzvorstand Thorsten Tillner, Jutta Wendland-Park sowie die Wissenschaftler Karsten Wilke und Sylvia Wagner.

Foto: Quebe

Zeven

Missbrauchten auch die Rotenburger Werke Bewohner als Testpersonen?

Von nord24
17. Januar 2018 // 18:15

Die Rotenburger Werke räumen mit den dunklen Kapiteln ihrer Geschichte auf. Nach den Arbeiten über Ereignisse im ehemaligen „Asyl für Epileptische und Idioten“ und den späteren „Rotenburger Anstalten“ vor allem zur Zeit des Nationalsozialismus wird nun die Zeit zwischen 1945 und 1975 aufgearbeitet. Es geht um Medikamententests an Bewohnern.

Ziel ist eine gründliche Aufarbeitung

„Die wissenschaftliche Untersuchung ist im Wesentlichen fertig, nun wird an der Korrektur gearbeitet und das Buch gestaltet“, bestätigt Rüdiger Wollschlaeger, Sprecher der diakonischen Einrichtung für Menschen mit Behinderungen. Ziel ist eine gründliche Aufarbeitung.

Recherche seit mehr als zwei Jahren

Drei Wissenschaftler sind damit seit November 2015 beschäftigt. Schon die ersten Recherchen hätten darauf hingedeutet, dass den Opfern mehrfach verschiedene Pharmazeutika gleichzeitig in häufig viel zu hoher Dosierung verabreicht worden sind.

Mindestens 286 Fälle in Wunstorf

Offenbar kein Einzelfall in jener Zeit. Auch andere Einrichtungen seien so verfahren. So waren nach bisherigen Forschungen mindestens 286 Kinder in der Kinder- und Jugendpsychiatrie des ehemaligen Landeskrankenhauses Wunstorf (Region Hannover) von Versuchen mit Schlafmitteln und Psychopharmaka betroffen.

Versuche sollten der Pharmaindustrie dienen

Auch soll es dort weitere fragwürdige Untersuchungen gegeben haben. Die Ergebnisse solcher Versuche sollten der Pharmaindustrie zugute kommen. Das Land Niedersachsen hat erst kürzlich grundlegende Nachforschungen angekündigt.

Einsatz des Psychopharmakons Pyrithioxin

In Rotenburg geht es vor allem um das Psychopharmakon Pyrithioxin, der Wirksubstanz von „Encephabol“, einer Arznei, die sich auf das zentrale Nervensystem auswirkt. Heute wird das Medikament als Antidemenzmittel oder bei Schädel-Hirn-Traumata eingesetzt.

Wollen Licht in ein dunkles Kapitel der Rotenburger Werke bringen (von links): Werke Finanzvorstand Thorsten Tillner, Jutta Wendland-Park sowie die Wissenschaftler Karsten Wilke und Sylvia Wagner.

Wollen Licht in ein dunkles Kapitel der Rotenburger Werke bringen (von links): Werke Finanzvorstand Thorsten Tillner, Jutta Wendland-Park sowie die Wissenschaftler Karsten Wilke und Sylvia Wagner.

Foto: Quebe