
Am Landgericht Verden begann Donnerstag der Prozess gegen einen 42-Jährigen aus Scheeßel. Er soll seine Frau getötet haben.
Foto: Steffen/dpa
Wegen Dämonen: Mann aus Scheeßel tötet Ehefrau mit 17 Messerstichen
Ein 42 Jahre alter Mann aus Scheeßel hat am Landgericht Verden gestanden, seine zehn Jahre ältere Frau mit einem Küchenmesser getötet zu haben. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm Mord vor. "Weil ihr aus seiner Sicht kein Lebensrecht zustand."
Angeklagter will im Affekt gehandelt haben
Beim Prozessauftakt am Donnerstag widerspricht der Angeklagte. Er habe im Affekt gehandelt. Grund: Unmittelbar vor der Tat habe seine Frau ihm gestanden, dass sie ihm Dämonen austreiben wolle.
Staatsanwaltschaft spricht von Mord
In der Anklageschrift wird das Bild ein Mannes gezeichnet, der patriarchalische Werte hochgehalten habe. Der Iraker habe seine Frau als seinen Besitz angesehen und diese wiederholt geschlagen. Es habe ihm nicht gepasst, dass die Mutter seiner sieben Kinder immer häufiger das Haus verlassen und einen Deutschkursus besucht habe. „Der Kontakt und das Anschauen fremder Männer zerstörte die Familienehre.“
Seine Frau steht am Herd
Als am 2. März 2017 keines der Kinder zu Hause war, habe der Angeklagte ein Messer mit 19 Zentimeter Klingenlänge ergriffen und 17 Mal auf seine am Herd stehende Frau eingestochen.
Zwangsheirat mit einer 14 Jahre alten Frau
Der 42-Jährige sieht sich dagegen als treu sorgender Familienvaters. Zwangsverheiratet im Alter von 14 Jahren mit einer Frau, die der „schwarzen Magie“ zugewandt gewesen sei, führten sie in der irakischen Heimat ein scheinbar glückliches Leben.
Jesidische Familie flieht nach IS-Drohung
Dann sei der IS in die Stadt eingefallen und habe die jesidische Familie bedroht. Muslimische Nachbarn sollen ihnen mit ihrer Fürsprache das Leben gerettet haben. Die Familie floh nach Deutschland und lebte seit Oktober 2016 in Scheeßel.
Angeklagter sieht sich auch als Opfer
Seine Frau habe ihn als niederträchtig und Versager beschimpft, so der Angeklagte. Schließlich habe sich sein Verdacht bestätigt, dass seine Frau ihm etwas ins Wasser mischt. „Damit ich ruhig bleibe und gehorsam wie ein Esel.“ Elf Verhandlungstage bis zum 26. Oktober hat die Schwurgerichtskammer für den Prozess eingeplant.

Am Landgericht Verden begann Donnerstag der Prozess gegen einen 42-Jährigen aus Scheeßel. Er soll seine Frau getötet haben.
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