
Nach und nach hat Jürgen Schlitzkus sein Zimmer in der Albertstraße in Zeven durch die Hilfe von Bekannten und Nachbarn eingerichtet.
Foto: Stange
Zeven: Mann (52) lebt seit 18 Monaten in Obdachlosenunterkunft
Er hat alles verloren. Seine Ehe ist in die Brüche gegangen. Der Kontakt zu seiner leiblichen Tochter ist abgerissen. Seine Firma ist schon länger bankrott. Die Obdachlosenunterkunft in Zeven ist seit 1,5 Jahren nun das Zuhause von Jürgen Schlitzkus.
Kunde zahlte Rechnung nicht - Firma insolvent
Acht Jahre lang war Jürgen Schlitzkus mit seiner Reinigungsfirma selbstständig. Ein Kunde habe nicht bezahlt und Insolvenz angemeldet. Es war gleichzeitig das Aus seiner Firma, sagt Schlitzkus. Dazu kamen Streitigkeiten mit seiner Frau und der Tod seiner Mutter. Seinen Lebensmut hat der 52-Jährige fast gänzlich verloren. Eine dreiwöchige Therapie in der Psychiatrie in Rotenburg folgte. Dort begriff er, dass seine Ehe gescheitert war. Eine Rückkehr in sein altes Leben wurde ihm zudem an der Haustür verwehrt.
Sein Zimmer in der Unterkunft in Zeven war anfangs leer
Knapp 14 Quadratmeter ist sein Zimmer in der Obdachlosenunterkunft in Zeven groß. Bei seinem Einzug gab es nur einen Holzkohleofen. Keinen Tisch. Keinen Schrank. Noch nicht mal ein Bett. "Eine Obdachlosenunterkunft ist nur für die vorübergehende Unterbringung gedacht und keinesfalls mit einer Mietwohnung zu verwechseln", heißt es von Christoph Reuther, Sprecher der Samtgemeinde Zeven. Nach und nach hat Jürgen Schlitzkus sein Zimmer durch Bekannte und Nachbarn eingerichtet. Nur ein Fernseher und eine 350-starke Blue-Ray-Sammlung konnte er aus seinem alten Leben mitnehmen.
Die Wohnungssuche gestaltet sich schwierig
Schon seit einigen Jahren verdient sich Jürgen Schlitzkus etwas mit dem Zeitungsaustragen dazu. Als Mini-Jobber erhält er ergänzendes Hartz IV. Für seine Unterkunft bezahlt er monatlich knapp 30 Euro, den Rest in Höhe von fast 40 Euro bezahlt das Jobcenter. Er würde jedoch gerne in eine Wohnung ziehen. "Es ist schwierig eine Wohnung zu finden, wenn man vorher in der Albertstraße in Zeven gewohnt hat." Doch aufgeben komme für ihn nicht in Frage.
Er hilft anderen Obdachlosen
Ihm geht es gut, wie er mehrmals betont. Und so hilft er auch anderen Obdachlosen, wenn er in der Nähe von Bremen Familienangehörige besucht. "Ich picke mir am Bahnhof immer einen Obdachlosen heraus, dem ich dann etwas zum Essen und zum Trinken kaufe." Mit seinem Schicksal hat er gelernt zu leben: "Anderen geht es noch viel schlechter und sie haben noch viel weniger als ich."

Nach und nach hat Jürgen Schlitzkus sein Zimmer in der Albertstraße in Zeven durch die Hilfe von Bekannten und Nachbarn eingerichtet.
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