
Einmarsch der Mitwirkenden: Mit Musik erobern die behinderten Sportler die Arena des Nordsee-Stadions.
Foto: Schwan
850 Akteure beim 27. Behindertensportfest im Nordsee-Stadion
Zwar blieben die Zuschauertribünen ziemlich leer, doch unten in der Arena feuerten sich alle gegenseitig an. Beim jährlichen Sportfest für Menschen mit geistiger und körperlicher Behinderung zählte im Nordsee-Stadion statt des Leistungsgedanken nur dies: Spaß haben. Mitmachen. Stolz auf sich sein. Von den 850 angemeldeten Teilnehmern sind etwa 400 aus dem ganzen Elbe-Weser-Raum angerückt. "Auch wenn Sponsoren abspringen, es wird auch ein Sportfest 2017 geben", verspricht Uwe Parpart, Stadtrat für Menschen mit Behinderung.
Sponsoren stiften Großteil der Fest-Kosten
Rund 22.000 Euro kostet das sommerliche Kräfte-Messer, zwei Drittel davon spendieren treue Gönner aus der Wirtschaft, den Rest schießt die Stadt zu. Ob Schwimmen, Tischtennis, Dreirad-Wettlauf oder Weitspringen und Boßeln die Gesichter der beeinträchtigten Sportler vom Kind bis zum Senior strahlen nach jedem persönlichen Erfolg.
Teurer Spaß für auswärtige Teilnehmer
"Berauschend", ruft Elke Augustin aus und klatscht ihren "Konkurrenten" am Rand der Laufbahn Mut zu. Die 33-Jährige aus einer Einrichtung in Ovelgönne lacht wie der Sonnenhimmel. "Alles so schön hier." Ob sie auch nächstes Jahr hier antreten darf, steht in den Sternen. Denn für die auswärtigen Betreuungseinrichtungen ist die Teilnahme in Bremerhaven ein teurer Spaß.
Tribüne ist ein Sorgenkind des OSC
"Wir müssen dafür bezahlte Überstunden machen und es braucht Wochenendvertretungen im Wohnheim", gibt eine Betreuerin Auskunft. Dann lacht sie: "Aber es ist so supertoll hier organisiert, das macht Spaß." Auch der Präsident des gastgebenden Olympischen Sportclubs strahlt. "So voller Menschen ist das Stadion selten", sagt Gerd Gräfing, " höchstens beim American Football." Die auch jetzt spärlich besetzte überdachte Tribüne ist Gräfings Sorgenkind.
Kaputtes Dach gefährdet Sportangebote
Denn das Dach muss seit Jahren saniert werden. Zu teuer für Sportverein und Stadt. "Etwa eineinhalb Millionen Euro", so Gräfing, müssten reingesteckt werden. "Abreißen kostet fast das Gleiche. Aber unter der Tribüne sind unsere effektivsten Angebote, die uns über Wasser halten, Gesundheitsstudio und Fitness. Wenn die unbenutzbar würden wegen des kaputten Dachs..."
First Lady der Stadt feuert aus Rollstuhlperspektive an
Am Sportfest aber stehen die behinderten Läufer, Roller, Springer, alle Wetteifernden im Mittelpunkt. Am Rand der Laufbahn feuert Stadtverordnetenvorsteherin Brigitte Lückert alle an - und sitzt selbst im Rollstuhl. "Beckenbruch", grinst sie schief. "Vor sieben Wochen beim Besuch in unserer Partnerstadt Kaliningrad. Aber hier drin mache ich ganz neue Erfahrungen mit der Barrierefreiheit in der Stadt." So sind der "first Lady" Bremerhavens unter anderem Probleme bei öffentlichen Zugängen zu Toiletten aufgefallen. "Darum müssen wir uns kümmern."

Einmarsch der Mitwirkenden: Mit Musik erobern die behinderten Sportler die Arena des Nordsee-Stadions.
Foto: Schwan