„Es schwächt, mit Narzissten zu arbeiten“
In der Rolle einer Staatsanwältin jagt sie in Berlin Verbrecher, jetzt ist Nadja Uhl in einem neuen Fall zu sehen. In „Die Jägerin – Riskante Sicherheit“ (20.11., ZDF) ermittelt die von Uhl gespielte Juristin Judith Schrader im Milieu dubioser Sicherheitsfirmen und hat es bald wieder mit organisierter Kriminalität zu tun.
Nadja Uhl wurde 1972 in Stralsund geboren und wuchs in Brandenburg auf. Nach ihrer Schauspielausbildung in Leipzig hatte sie im Jahr 2000 ihren Durchbruch in Volker Schlöndorffs RAF-Drama „Die Stille nach dem Schuss“. Seitdem ist sie immer wieder in viel beachteten Filmen wie „Sommer vorm Balkon“, „Der Baader Meinhof Komplex“, „Tannbach“ oder „Operation Zucker“ zu sehen. Nadja Uhl wohnt mit ihrem Lebensgefährten und den beiden gemeinsamen Töchtern in Potsdam.
Sie spielen zum dritten Mal „Die Jägerin“. Ist es einfacher in eine Rolle zu schlüpfen, die man schon mal gespielt hat?
Einfacher will ich nicht sagen, aber es ist unglaublich schön, von Zeit zu Zeit in dasselbe Kostüm zu schlüpfen und erinnert mich an meine Zeit am Theater, wo man das ja permanent macht. Man fängt nicht immer von vorn an, sondern kommt in eine vertraute Seelenlandschaft zurück und versucht gleichzeitig, neue Dinge herauszufinden und die Figur neu auszuloten. Man hat enorm viel Freiheit bei der Rollengestaltung, und das ist schon besonders.
Wie war die Zusammenarbeit mit Regisseur Ismail Sahin?
Ich vertraue ihm sehr, weil er sensibel ist, bei allem mitdenkt und tolle Ideen hat. Das ist eine sehr harmonische Zusammenarbeit. Auch menschlich. Und er wertschätzt auch, was ich anbiete und schaut genau hin, was ich mache. Er geht sehr respektvoll mit Menschen um und das spüren alle im Team.
Sie haben in jüngerer Zeit nur wenig Filme gedreht. Warum?
Ich achte mehr auf meine Kraft und das Gleichgewicht zwischen der intensiven Arbeit und dem nötigen Ausgleich danach. Das habe ich 30 Jahre lang vernachlässigt. Außerdem wird es mir immer wichtiger, nicht nur viel, sondern auch mit guten Menschen zu arbeiten. Es schwächt, mit Narzissten oder Egomanen zu arbeiten, die am Set nicht Herr ihrer Nerven sind. Deshalb heben sich die positiven Arbeiten dann besonders ab. Und das möchten wir ja alle: eine gute Arbeits- und Lebenszeit.
Es ist unglaublich schön, von Zeit zu Zeit in dasselbe Kostüm zu schlüpfen.
Haben Sie das oft erlebt in Ihrer Karriere?
Oft nicht, aber ich habe es erlebt, wie viele von uns. Ich habe Verantwortliche erlebt, die Ungerechtigkeiten ausleben, meistens nicht an mir, sondern an anderen. Die unklar in ihrer Kommunikation mit Menschen sind, und das ist schwierig und nicht mehr zeitgemäß.
Das bedeutet, Sie informieren sich genau, wer bei einem Film dabei ist, bevor Sie zusagen?
Nein. Aber netterweise werde ich bei meiner Reihe „Die Jägerin“ ab und zu gefragt. Ich bin sehr dankbar dafür. Die Produzenten möchten einen guten Ablauf und eine besondere „Chemie“ im Spiel miteinander. Die Zeit am Set ist ja auch immer knapp. Das ist eigentlich verständlich, professionell und üblich.
Mit Juergen Maurer, der diesmal eine wichtige Rolle in „Die Jägerin“ gespielt hat, waren Sie einverstanden?
Einverstanden klingt etwas seltsam. Es geht mehr um eine ideale Konstellation. Wir suchten einen Darsteller. Jürgen kannte ich noch aus meiner Zeit als junge Schauspielerin am Leipziger Theater. Er war damals schon der Star und hat alle schwer beeindruckt. Ich wollte, seit ich ihn in „Der Turm“ wiedersah, in einem Film mit ihm zusammenarbeiten. Der Sender und die Produzenten schätzen ihn sehr und Juergen hatte zum Glück Zeit. Die Arbeit war dann auch einfach toll.
Wie geht‘s 2024 beruflich weiter?
Auf jeden Fall mit dem vierten Teil von „Die Jägerin“.
Nadja Uhl, Schauspielerin