Kampf gegen die Fluten
Anfang dieser Woche kam die Krönung mit dem Oscar in den Kategorien „Best Animated Feature“ hinzu. Damit setzte sich „Flow“ als bester Animationsfilm 2025 unter anderem gegen Konkurrenten wie „Alles steht Kopf 2“ und „Der wilde Roboter“ durch.
Und ja, ein Film, in dem nicht geredet wird, kann auch Kinder beeindrucken. Letztlich ist „Flow“ aber kein klassischer Kinder- und Familienfilm. In der Geschichte schwingt unterschwellig so Vieles mit und der Spielraum für Interpretationen ist so groß, dass in den Köpfen von Erwachsenen wohl mehr Gedanken in Gang kommen werden als bei Kindern und Jugendlichen. Die haben schließlich beim „Zwischen-den-Zeilen-Lesen“ noch nicht so viel oder gar keine Übung. Junge Zuschauerinnen und Zuschauer werden sich am Ende des Films insofern eher nicht fragen, ob der Klimawandel der Anfang vom Ende der Welt bedeuten könnte und die Menschheit nur überleben wird, wenn jeder Einzelne mit am Strang zieht. Sehr wohl werden sie aber merken, dass in diesem Film etwas ganz Zauberhaftes passiert. Tiere nämlich, die komplett verschieden sind, kommen zusammen und – noch wichtiger – sie halten zusammen. Sie verbünden sich und stehen sich gegenseitig bei. Sie helfen einander und trotzen einer gewaltigen Naturkatastrophe.
Märchenhaft anmutende Welt wird überschwemmt
Denn gleich zu Beginn des Films brettert eine gigantische Flutwelle über die einst so idyllischen Landstriche, Wälder und Täler. Eine märchenhaft anmutende Welt wird überschwemmt und bedroht die in ihr lebenden Tiere, denn das Wasser steigt unaufhaltsam höher. Menschen sind nirgends zu sehen, aber offenbar waren sie einmal hier. Eine schwarze Katze – die Hauptfigur in „Flow“ – klettert nämlich immer wieder in ein verfallenes Haus, das früher einmal – so scheint es – einem Bildhauer gehört hat. Sie, die Katze, ist eine Einzelgängerin. Sie hat keine Familie, keine Freunde. Und als auch das leerstehende Haus überschwemmt wird und selbst die höchste Figur des Bildhauers keinen Schutz mehr bietet, bleibt ihr nichts anderes mehr übrig, als sich auf ein vorbeigleitendes Segelboot zu retten.
Und hier kommt nun das ins Spiel, mit dem auch Kinder und Jugendliche auf jeden Fall etwas anfangen können: Die Katze muss sich auf dem Boot anpassen und zusammenreißen. Etwas, das auch sie selbst – zum Beispiel in der Klassengemeinschaft – tun müssen. Auf dem Boot befindet sich nämlich bereits ein Wasserschwein, ein so genanntes Capybara. Mit dem gilt es sich zu arrangieren. Kurze Zeit später kommen weitere Passagiere hinzu – etwa ein Hund, ein Vogel und ein als Halbaffe bekannter Lemur. Alle haben sie ein gemeinsames Ziel: Sie alle wollen überleben.
Tiere zeigen ganz viel Charakter und Emotion
Dass „Flow“ so viele Auszeichnungen erhalten hat, liegt nicht nur an der wunderschönen Geschichte, die der Regisseur Gints Zilbalodis hier erzählt. Faszinierend ist insbesondere, dass die Tiere zwar nicht sprechen, aber trotzdem ganz viel Charakter und Emotion zeigen – etwa durch ihre Mimik, ihre Laute und ihre je eigenen, durch und durch tierischen Verhaltensweisen. Auch die Art, wie realitätsnah hier Wälder, Ruinenstädte und Wasserwelten gezeigt und animiert werden, ist bemerkenswert. Fazit: Dieser Film ist besonders, preiswürdig, spannend, anregend und vor allem kurzweilig; rund eineinhalb Stunden vergehen hier wie im Flug. Klasse! >>Flow von Regisseur Gints Zilbalodis, ab 6 Jahren freigegeben, 84 Minuten. Filmstart: 6. März.