Große Liebende, ein verzweifelter Lehrer und glamouröse Diven

Große Liebende, ein verzweifelter Lehrer und glamouröse Diven

In ihrer wöchentlich erscheinenden Kolumne „Meine Kulturwoche“ empfiehlt die NORDSEE-ZEITUNG Ausstellungen, Theater- und Opernpremieren, Kino- und Fernsehfilme und andere Ereignisse.

Meine Kulturwoche

MONTAG:
Lesung: Alle stöhnen über die Deutsche Bahn, doch gemütlich im Lesesessel macht Bahnfahren einfach Spaß. Bestsellerautor Daniel Glattauer „In einem Zug“ (8.30 Uhr, NDR Kultur) lässt einen Mann und eine Frau, die sich zufällig gegenübersitzen und über die Liebe reden. Man möchte ewig zuhören, vor allem wenn Christian Berkel der Vorleser ist.

DIENSTAG:
Melodrama: Er wollte seinen Schülern das Meer zeigen, doch dazu kam es nie. Denn er wurde gefoltert und hingerichtet. „Der Lehrer, der uns das Meer versprach“ (Bremen: Atlantis, Gondel; Hamburg: Passage) arbeitet das dunkle Kapitel des spanischen Bürgerkriegs auf. Mit vermutlich mehr als 500.000 Toten auf. Dabei rückt Patricia Font die wahre Geschichte des Lehrers Antoni Benaiges in den Fokus und schlägt die Brücke zur Gegenwart. Ein Melodrama, das nachwirkt.


MITTWOCH:
Drama: Zwei große Diven. Die eine, Maria Callas, ist schon lange tot, die andere, Angelina Jolie ist quicklebendig. In dem Drama „Maria“ (Bremen: Schauburg; Hamburg: Abaton, Zeise) gibt Angelina Jolie die legendäre Opernsängerin. Das Drama von Pablo Larraín erzählt von den letzten Lebenstagen Callas‘ in den 1970er Jahren in Paris. Und setzt ganz auf Callas‘ Image als geniale, kapriziöse Diva. Ein berauschendes Kammerspiel.

DONNERSTAG:

Album: Die Stimme von Brooke Combe zieht einen sofort in ihr Debütalbum „Dancing at the edge of the world“ (CD, 19 Euro) hinein. Die schottische Sängerin setzt auf Neo-Soul, sie klingt allerdings längst nicht so schwülstig wie Adele, sondern eher lässig. Den Sound der 60er und 70er Jahre mischt sie mit modernen Kreationen. Da muss man einfach mitwippen.

FREITAG:

Liebesdrama: Zwei Frauen im 18. Jahrhundert. Die eine soll verheiratet werden, die andere soll sie für ihren zukünftigen Ehemann malen. Dabei verlieben sie sich in „Porträt einer jungen Frau in Flammen“ (0.15 Uhr, WDR) ineinander. Klingt nach Kostüm-Schnulze, ist aber ein Meisterwerk, das ich mir immer wieder gerne anschaue.

SONNABEND:

Roman: Drei Frauen aus drei Schichten bringt Ursula Krechel in ihrem Roman „Sehr geehrte Frau Ministerin“ (Klett-Cotta-Verlag, 26 Euro) zusammen: eine Verkäuferin, eine Lateinlehrerin und eine Justizministerin. Die Autorin erzählt von Brüchen in den Lebensläufen. Und von der zunehmenden Radikalisierung der Gesellschaft. Eine herausfordernde, aber lohnende Lektüre.

SONNTAG:

Ausstellung: Ein verwaister Drogeriemarkt mit leeren Regalen, herzförmige Ballons, die durch die Ausstellung „Fort. Fantasy Island“ schweben. Die Schau in der Weserburg in Bremen irritiert. Doch genau das ist die Absicht des Künstlerkollektivs. Zu sehen bis zum 25. Mai.

Große Liebende, ein verzweifelter Lehrer und glamouröse Diven

© Arnd Hartmann

Zum Artikel

Erstellt:
09.02.2025, 12:00 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 14sec

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen