Ist das die Zukunft der Kunst auch in Hamburg? - Digital Art Museum in Tokio:

Ist das die Zukunft der Kunst auch in Hamburg? - Digital Art Museum in Tokio:

Keine Grenze mehr zwischen Werk und Betrachter: In Hamburg soll bald ein Museum für digitale Kunst eröffnen. Was man erleben wird? Ein Vorab-Besuch im Tokioter Stammhaus des Künstlerkollektivs. Eine Reise ins Staunen.

Ist das die Zukunft der Kunst in Hamburg?

Digital Art Museum in Tokio weist als Stammhaus für das Projekt an der Elbe den Weg

Tiere aus Blumen ziehen vorbei. Schmetterlinge flattern davon, wenn man sich ihnen nähert. Ein Wasserfall ergießt sich von der Decke und über den Boden. In der Ferne blitzt es, ein Wolkenbruch geht nieder. Am Horizont funkeln Sterne, als schwebe man im Weltraum. Mal steht man inmitten eines Ozeans, mal im Blütenmeer. Und dann erfüllt ein kosmisches Leuchten den dunklen Raum.

Diese Kunstwerke haben eines gemeinsam: Sie bestehen nur aus Licht und Sound. Alles fließt und ist ständig in Bewegung, die Grenzen zwischen den Projektionen und Räumen verschwimmen. Sphärische Klänge, manchmal verspielte. Der Besucher verliert die Orientierung und lässt sich treiben ohne feste Route, bleibt stehen und lauscht und schaut.

Hinter dem Museum Borderless Tokyo steht das Künstlerkollektiv teamLab.

© Philipp Laage

Hinter dem Museum Borderless Tokyo steht das Künstlerkollektiv teamLab.

Das Künstlerkollektiv teamLab zeigt keine gewöhnlichen Gemälde, Skulpturen oder Videofilme, sondern digital erzeugte Kunst. Zwei Museen wurden 2018 in Tokio eröffnet und schnell zum Kassenschlager.

Sehenswürdigkeit mit Guinness-Buch-Rekord

Das teamLab Planets wurde bei den World Travel Awards als führende Touristenattraktion Asiens ausgezeichnet. Es steht im Guinness-Buch als meistbesuchtes Museum einer einzelnen Künstlergruppe.

Das teamLab Borderless Mori Building Digital Art Museum ist seit Februar 2024 an einem neuen Standort in Azabudai Hills zugänglich. Das Magazin „Time“ kürte es als einen der 100 großartigsten Orte der Welt. Permanente Ausstellungen gibt es in Macao und Peking, seit Kurzem auch in Dschidda in Saudi-Arabien. Neue Standorte sind in Planung, darunter in der Hamburger Hafencity.

Das UBS Digital Art Museum in Hamburg soll ein Erlebnis bieten, das es hierzulande und überhaupt in Europa bisher nicht gibt. Zwei Geschosse, bis zu zehn Meter hohe Decken, mehr als 6500 Quadratmeter. Die Werke brauchen Platz.

Das Museum, eine Initiative des deutschen Unternehmers Lars Hinrichs, befindet sich derzeit in Bau. Die Eröffnung soll laut teamLab in den nächsten Jahren sein, auf der Webseite des Museums selbst ist - Stand jetzt - von Ende 2025 die Rede.

Kunst von existenzieller Art

Im Museum in Tokio sieht man, welches Erlebnis die Besucherinnen und Besucher erwartet: Die Kunstwerke bewegen sich frei durch die Räume, dehnen sich aus und beeinflussen sich gegenseitig. Und sie reagieren auf Bewegungen. Die Grenze zwischen Werk und Betrachter wird vage und letztlich aufgehoben, das ist die Idee. Die Besucher sollen zu einem wesentlichen Teil des Kunstwerks werden.

In einem Raum können Kinder etwa Quallen und Schildkröten zeichnen, die sogleich als digitale Kopien über die ozeanisch schimmernden Wände gleiten. Die Meerestiere lassen sich virtuell füttern.

Das Kollektiv, das nicht allein aus Japanern besteht, denkt groß und grundsätzlich. Es gehe darum, „die lange, zerbrechliche, aber dennoch wundersame Kontinuität des Lebens zu erfahren“.

In einem Raum des teamLab-Museums können Kinder etwa Quallen und Schildkröten zeichnen, die als digitale Kopien über die ozeanisch schimmernden Wände gleiten.

© Philipp Laage

In einem Raum des teamLab-Museums können Kinder etwa Quallen und Schildkröten zeichnen, die als digitale Kopien über die ozeanisch schimmernden Wände gleiten.

Die Werke möchten existenzielle Dinge veranschaulichen: Leben, Tod, Entstehen, Werden, Vergehen, Auflösung und Unendlichkeit. Sie fordern dazu heraus, unsere Vorstellung von der Welt infrage zu stellen.

Ein Beispiel ist die Installation „Bubble Universe“. Man steht in einem Raum aus leuchtenden Kugeln, die eine optische Täuschung erzeugen. Kognitive Skulptur nennt sich das. Die Botschaft: Was in unserer Wahrnehmung existiert, ist real. Dafür muss es nicht physisch existieren.

Kitsch oder Kunst?

Natürlich gibt es auch einen gesellschaftskritischen Twist: Man möchte die „Unmöglichkeit des Habens“ unterstreichen. Niemand könne die Kunstwerke besitzen. „Die heutige Gesellschaft treibt uns dazu, zu haben, was Grenzen und Spaltung erzeugt“, so teamLab auf Anfrage.

Dann wieder heißt es vonseiten des Kollektivs schlicht: „Wir wollten etwas schaffen, das die Herzen der Menschen erreicht.“ Das könnte man für Kitsch halten. Tatsächlich ist das Digital Art Museum ein gigantisches visuelles Spektakel, perfekt fürs Social-Media-Zeitalter.

Tokio: 5 Highlights, die Sie nicht verpassen sollten

Etwa 37 Millionen Einwohner zählt Tokio, das mit den umliegenden Städten die größte Metropolregion der Welt bildet. Wer nicht den Überblick verlieren will, plant den Besuch in Japans Hauptstadt besser sorgfältig. Zum Beispiel mit dieser Liste von fünf Klassikern unter den unzähligen Attraktionen Tokios:
1. Der Meiji-Schrein Der berühmte Schrein in einem zentralen Park in Shibuya ist...
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1. Der Meiji-Schrein
Der berühmte Schrein in einem zentralen Park in Shibuya ist Kaiser Meiji und seiner Frau gewidmet. Umgeben von einem Wald, bietet der Schrein einen Ruhepol in der Großstadt. Das Areal wird gerne für Hochzeiten und Zeremonien benutzt. Info: www.meijijingu.or.jp/en Foto: Laage/dpa
2. Tokyo Skytree Der Fernsehturm ist mit 634 Metern das höchste Bauwerk Japans u...
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2. Tokyo Skytree
Der Fernsehturm ist mit 634 Metern das höchste Bauwerk Japans und das dritthöchste der Welt. Die Aussichtsplattform in 350 Metern Höhe bietet abends einen unvergleichlichen Blick über das Lichtermeer der Metropole, das sich bis zum Horizont erstreckt. Info: www.tokyo-skytree.jp/en Foto: Laage/dpa
3. Senso-ji-Tempel Der Senso-ji Tempel in Asakusa ist Tokios ältester und bekann...
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3. Senso-ji-Tempel
Der Senso-ji Tempel in Asakusa ist Tokios ältester und bekanntester buddhistischer Tempel. Der Zugang führt durch das „Donnertor“ und über eine belebte Einkaufsmeile. Hier tummeln sich die Touristen. Am besten zu Randzeiten kommen. Info: www.senso-ji.jp/english
Foto: Laage/dpa
4. Shibuya Crossing Die weltberühmte Kreuzung gilt als der am stärksten frequent...
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4. Shibuya Crossing
Die weltberühmte Kreuzung gilt als der am stärksten frequentierte Fußgängerübergang der Welt. Alle zwei Minuten kreuzen hier bis zu 2.500 Menschen die Straßen. Das Viertel Shibuya ist ein Zentrum für Shopping, Entertainment und Nachtleben. Info: www.japan.travel/de/spot/2177 Foto: Woitas/dpa
5. Ginza Das glamouröse Einkaufsviertel ist bekannt für seine Luxus-Boutiquen, K...
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5. Ginza
Das glamouröse Einkaufsviertel ist bekannt für seine Luxus-Boutiquen, Kaufhäuser und gehobenen Restaurants. Hier finden sich einige der ältesten Warenhäuser der Hauptstadt. Auch die Kunstszene ist elaboriert: So wird im Theaterhaus Kabukiza die traditionelle Darstellungskunst Kabuki gepflegt. An Wochenenden ist die Hauptstraße des Viertels Fußgängerzone. Info: www.gotokyo.org/de/destinations/central-tokyo/ginza/index.html Foto: Mayama/dpa

Taugt die vorgebliche Kunst hier nur als Kulisse für Instagram? Auf diese Diskussion möchte das Kollektiv nicht eingehen: Es sei das 21. Jahrhundert. Die Menschen könnten doch sagen, was sie wollen, oder?

Viele Besucher wirken jedenfalls begeistert. In Tokio bewegen sie sich beseelt lächelnd durch die Räume, drehend sich filmend im Kreis, das Handy immer in der Hand. Das Ganze ist ein Erlebnis.

Ist das etwa die Zukunft der Kunst? Oder überhaupt Kunst? Wie immer eine müßige Frage. Die Geschichte werde das entscheiden, heißt es von teamLab. Man möchte aber zumindest das Verständnis von Kunst und Schönheit erweitern. Dass die Schau dazu anregt, über diese Dinge nachzudenken, ist ein Verdienst. Antworten sind langweilig.

Links, Tipps, Praktisches:

Reiseziel: Tokio ist Japans Hauptstadt und das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Mit den umliegenden Städten bildet es die größte Metropolregion der Welt (rund 37 Millionen Einwohner).

Reisezeit: Frühling und Herbst gelten als beste Reisezeit, mit moderaten Temperaturen. Der Sommer ist heiß und schwül.

Anreise: Von Deutschland gibt es Direktflüge ab Frankfurt und München (Lufthansa, ANA, Japan Airlines). Von anderen deutschen Städten gibt es Stop-over-Routen, etwa über Helsinki (Finnair).

Einreise: Ein gültiger Reisepass reicht, kein Visum erforderlich.

Museum: Das neue Digital Art Museum in Tokio hat mit wenigen Ausnahmen täglich von 9 bis 21 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet regulär 4.200 Yen (rund 26 Euro), Minderjährige ab 13 Jahren zahlen 2.800 Yen (17,50 Euro), Kinder ab vier Jahren 1500 Yen (gut 9 Euro).

Unterkunft: Tokio bietet eine breite Auswahl an Hotels in jedem Standard. Drei-Sterne-Doppelzimmer ab etwa 80 Euro pro Nacht.

Geld: Die Währung ist der Yen. Der Wechselkurs ist im Moment günstig: 1 Euro sind rund 160 Yen (Stand: 08.10.2024).

Zeitverschiebung: Tokio liegt in der Sommerzeit sieben Stunden vor Deutschland, in der Winterzeit sind es acht Stunden.

Weitere Auskünfte: gotokyo.com; Künstlerkollektiv teamLab

Ginza ist das glamouröse Einkaufsviertel der japanischen Hauptstadt.

© Mayama/dpa

Ginza ist das glamouröse Einkaufsviertel der japanischen Hauptstadt.

Tokio: 5 Highlights, die Sie nicht verpassen sollten

Etwa 37 Millionen Einwohner zählt Tokio, das mit den umliegenden Städten die größte Metropolregion der Welt bildet. Wer nicht den Überblick verlieren will, plant den Besuch in Japans Hauptstadt besser sorgfältig. Zum Beispiel mit dieser Liste von fünf Klassikern unter den unzähligen Attraktionen Tokios:

1. Der Meiji-Schrein

Der berühmte Schrein in einem zentralen Park in Shibuya ist Kaiser Meiji und seiner Frau gewidmet. Umgeben von einem Wald, bietet der Schrein einen Ruhepol in der Großstadt. Das Areal wird gerne für Hochzeiten und Zeremonien benutzt. Info: www.meijijingu.or.jp/en

2. Tokyo Skytree

Der Fernsehturm ist mit 634 Metern das höchste Bauwerk Japans und das dritthöchste der Welt. Die Aussichtsplattform in 350 Metern Höhe bietet abends einen unvergleichlichen Blick über das Lichtermeer der Metropole, das sich bis zum Horizont erstreckt. Info: www.tokyo-skytree.jp/en

3. Senso-ji-Tempel

Der Senso-ji Tempel in Asakusa ist Tokios ältester und bekanntester buddhistischer Tempel. Der Zugang führt durch das „Donnertor“ und über eine belebte Einkaufsmeile. Hier tummeln sich die Touristen. Am besten zu Randzeiten kommen. Info: www.senso-ji.jp/english

4. Shibuya Crossing

Die weltberühmte Kreuzung gilt als der am stärksten frequentierte Fußgängerübergang der Welt. Alle zwei Minuten kreuzen hier bis zu 2.500 Menschen die Straßen. Das Viertel Shibuya ist ein Zentrum für Shopping, Entertainment und Nachtleben. Info: www.japan.travel/de/spot/2177

5. Ginza

Das glamouröse Einkaufsviertel ist bekannt für seine Luxus-Boutiquen, Kaufhäuser und gehobenen Restaurants. Hier finden sich einige der ältesten Warenhäuser der Hauptstadt. Auch die Kunstszene ist elaboriert: So wird im Theaterhaus Kabukiza die traditionelle Darstellungskunst Kabuki gepflegt. An Wochenenden ist die Hauptstraße des Viertels Fußgängerzone. Info: www.gotokyo.org/de/destinations/central-tokyo/ginza/index.html

Geschäftiges Treiben? Das beschreibt den Trubel auf der weltberühmten Shibuya Crossing nur unzureichend.

© Woitas/dpa

Geschäftiges Treiben? Das beschreibt den Trubel auf der weltberühmten Shibuya Crossing nur unzureichend.

„Wir wollten etwas schaffen, das die Herzen der Menschen erreicht.“
Das Künstlerkollektiv teamLab
Tokio scheint am Horizont einfach nicht zu enden: Besonders nachts beeindruckt die Aussicht auf die Metropole vom Skytree-Fernsehturm.

© Laage/dpa

Tokio scheint am Horizont einfach nicht zu enden: Besonders nachts beeindruckt die Aussicht auf die Metropole vom Skytree-Fernsehturm.

Der Senso-ji Tempel ist Tokios ältester und bekanntester buddhistischer Tempel - zu den Stoßzeiten wimmelt es hier von Touristen.

© Laage/dpa

Der Senso-ji Tempel ist Tokios ältester und bekanntester buddhistischer Tempel - zu den Stoßzeiten wimmelt es hier von Touristen.

Der Meiji-Schrein liegt in einem zentralen Park in Shibuya und ist ein Ruhepol in der hektischen Stadt.

© Laage/dpa

Der Meiji-Schrein liegt in einem zentralen Park in Shibuya und ist ein Ruhepol in der hektischen Stadt.

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Philipp Laage

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Erstellt:
25.10.2024, 17:00 Uhr
Lesedauer: ca. 4min 42sec

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