Kultfigur im Bademantel: 20 Jahre Comedy mit Dittsche

Kultfigur im Bademantel: 20 Jahre Comedy mit Dittsche

Den Imbiss in Hamburg-Eppendorf betritt er stets im Bademantel. Und wenn das Bier erst so richtig perlt, erzählt er krude Geschichten über Gott und die Welt. Vor 20 Jahren trat Olli Dittrich erstmals als Dittsche auf. Was mag da noch kommen?

Eine Kultfigur im Bademantel

20 Jahre Kultcomedy „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“

Sein Stammplatz ist Ingos Imbissbude. Dort läuft der Adiletten-Philosoph Dittsche zu großer Form auf. Am 29. Februar 2004 startete im WDR-Fernsehen die Comedysendung „Dittsche – Das wirklich wahre Leben“ mit dem von Olli Dittrich erfundenen und gespielten Lebensversager im blaugrau gestreiften Bademantel. Im Imbiss schwadroniert er über Gott und die Welt, das Zeitgeschehen und seinen geliebten HSV - wobei er sich nicht selten fürchterlich verdribbelt.

Dabei punktet der schräge Langzeitarbeitslose aus Hamburg nicht selten mit seiner erstaunlichen Schlagfertigkeit. So kann er Imbisswirt Ingo mit dem barschen Befehl „Gib nochmal ’n Bier“ anraunzen und auf dessen Antwort „Wie heißt das Zauberwort?“ ungerührt antworten: „Bier!“

WDR lässt eine Fortsetzung offen

In letzter Zeit ist es etwas ruhiger um Dittsche geworden. Im Fernsehen ist die von Olli Dittrich gespielte Kultfigur seit eineinhalb Jahren nicht mehr zu sehen, auch wenn die Serie vom WDR offiziell nie eingestellt wurde. „Olli Dittrich und der WDR lassen ‚Dittsche‘ zurzeit gemeinsam ruhen. Ob und wie es in Zukunft hier vielleicht weitergeht, das werden der Künstler und der WDR dann zusammen entscheiden“, sagt WDR-Sprecherin Lena Schmitz auf Anfrage.

Die bisher letzte Staffel lief 2021, im Jahr darauf hatte Dittsche im Rahmen einer ARD-Themenwoche ein paar Kurzauftritte. Wer Dittsche sehen will, muss mittlerweile ins Theater – im vergangenen Herbst tourte der sympathische Wichtigtuer im Bademantel durch zahlreiche Städte und begeisterte seine vielen Fans. „Dittsche ist jemand aus dem Volk“, sagt Olli Dittrich über seine bekannteste Fernsehfigur. „Natürlich ist er etwas skurril, er hat keine feste Arbeit. Doch er ist ein intelligenter, warmherziger Mensch, der vom Leben vielfach überfordert ist.“

Imbisswirt Ingo braucht viel Geduld

Seit 2004 treibt der im Lauf vieler Jahre immer wieder verfeinerte Schwadroneur sein Unwesen. Der blau-grau gestreifte Bademantel, die verwaschene Jogginghose, ausgetretene Badelatschen und eine Flasche mit angemessen „perlendem“ Bier sind sein Markenzeichen. Ort der Handlung ist die „Eppendorfer Grill-Station“ in Hamburg, in der sich Imbisswirt Ingo (Jon Flemming Olsen) gutmütig die kruden Ansichten seines Stammgastes Dittsche zu aktuellen Entwicklungen anhört. Dabei greift der Mann im Bademantel mit Vorliebe zu Vorurteilen, abgegriffenen Klischees und unhaltbaren Thesen.

Der Langzeitarbeitslose mit seiner sorgsam aus Boulevardpresse und Dauerfernsehen gespeisten Halbbildung schimpft über die Politik genauso wie über den Verfallsprozess von Kartoffelsalat oder nervende Tauben, wobei er nicht selten absurde Zusammenhänge herstellt. Untrennbarer Bestandteil der schrägen Szenerie war über viele Jahre ein still in einer Ecke sitzender Zecher, genannt Schildkröte, gespielt von Franz Jarnach. Nach Jarnachs Tod 2017 stieß Schildkrötes Filius, „Krötensohn“ Jens (Jens Lindschau) zum fröhlichen Imbissbuden-Ensemble – ein wesentlich lebhafterer Diskussionsteilnehmer als früher sein schweigsamer Erzeuger.

Prominente Gäste und Vorbilder aus diversen Imbissbuden

In einigen Episoden der Serie, die es bislang auf 261 Folgen brachte, schneit außerdem ein prominenter Gast herein, der von Dittsche gerne mal ins Gespräch verwickelt wird. Zu den Prominenten, die in der Comedyserie einen Auftritt hatten, zählen Günther Jauch, Thomas Gottschalk, Harald Schmidt, Til Schweiger, Jan Böhmermann, Marius Müller-Westernhagen, Anke Engelke, Boxer Wladimir Klitschko, Komiker Otto Waalkes, Schauspieler Jürgen Vogel und das frühere HSV-Idol Uwe Seeler (1936 – 2022). Über den Gastauftritt von „Uns Uwe“ freute sich HSV-Fan Olli Dittrich besonders, schließlich war der das Idol seiner Kindheit.

Die halbstündigen TV-Palaverschlachten zwischen dem aufgedrehten Welt-Erklärer Dittsche und dem mal genervten, mal amüsierten Ingo spielen sich in einer echten Imbissbude am Eppendorfer Weg in Hamburg ab. Olli Dittrich erfand die tragikomische Figur des großsprecherischen Versagers schon einige Jahre vor dem Start von „Dittsche“ und baute sie unter anderem in seine ZDF-Show „Olli, Tiere, Sensationen“ ein. Die Idee dazu kam ihm bei Beobachtungen, die er in diversen Imbissbuden und Trinkhallen machte. (dpa/oer)

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Erstellt:
27.02.2024, 15:12 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 56sec

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