Mit Glamour und Grusel ins TV-Jahr
„True Detective – Night Country“ (ab 15.1., Sky) – Die erste Staffel der Krimiserie „True Detective“ setzte 2014 Maßstäbe – Matthew McConaughey und Woody Harrelson als Cops waren famos. Nach zwei schwächeren Staffeln geht die TV-Saga jetzt neue Wege: Jodie Foster spielt die Arktis-Kommissarin Liz, die in einer Stadt im äußersten Norden Alaskas in der langen Polarnacht gemeinsam mit der indigenen Polizistin Evangeline (Kali Reis) einen grausigen Fall lösen muss: Alle Wissenschaftler einer einsamen Forschungsstation sind verschwunden, einzige Spur ist eine amputierte Zunge unterm Labortisch. Die sechs Folgen setzen auf einen Mix aus Schockdetails, Mystery und Charakterdrama – die „Polar Noir“-Atmosphäre ist äußert reizvoll.
„Pumpen“ (ab 18.1., ZDF-Mediathek) – Ausgerechnet in einem Fitness-Club spielt diese Serie, die sich gegen Bodyshaming stark macht: Die ungleichen Geschwister Mia (Lotte Becker) und Tom (Timur Bartels) erben nach dem Tod ihrer Mutter eine Muckibude in Magdeburg. Mia wehrt sich, denn Mutti war lieblos und toxisch, hat ihr stets eingeredet, sie sei zu dick. Nun hat die junge Frau viele Komplexe und will lieber ihre Tortenstube weiterführen, landet aber letztlich doch im chaotischen Fitnessstudio, dessen diverse Trainer-Truppe zu ihrer neuen Familie wird. Die humorvolle Serie ist kein hochglänzendes High-End-Produkt, sondern wirkt stellenweise ein bisschen holperig – aber das Figurenarsenal ist sympathisch und die Botschaft gut gemeint.
„Cristobal Balenciaga“ (ab 19.1., Disney+) – Glamour für den Wintermonat Januar: Die Serie über den spanischen Modemacher Cristobal Balenciaga (1895 – 1972), zu dessen Kundinnen Grace Kelly, Audrey Hepburn und Jackie Kennedy zählten, schwelgt in Opulenz. Die Handlung setzt 1937 ein: Balenciaga ist vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat geflohen und stellt in Paris seine erste Haute-Couture-Kollektion vor – die Reaktionen sind jedoch verhalten. Balenciaga muss einen eigenen Stil finden, mit dem er die Pleite abwenden und in der Modemetropole neben Ikonen wie Coco Chanel bestehen kann. Die Serie kreist aber nicht nur um den süffisant geschilderten Modezirkus, sondern auch um Zeitgeschichte und die Queerfeindlichkeit, die für den homosexuellen Balenciaga zum Problem wird.
„Hazbin Hotel“ (ab 19.1., Prime Video) – In der Hölle ist der Teufel los: Die Animations-Serie „Hazbin Hotel“ verbirgt in kindlich bunter Optik ziemlich erwachsene Inhalte und sehr makabren Humor. Das Reich von Höllen-Prinzessin Charlie Morningstar ist völlig übervölkert, und einmal im Jahr metzelt eine Engel-Brigade die Dämonen nieder, um Platz zu schaffen. Charlie will das Problem der Überbevölkerung sanfter lösen: Sie eröffnet ein Hotel, in dem sich gefallene Seelen rehabilitieren und in den Himmel auschecken können. Die schräge Serie knüpft an den YouTube-Kurzfilm „Hazbin Hotel“ an, eine Kultkomödie mit 100 Millionen Views und riesiger Fangemeinde – verglichen damit wirkt die Gruselserie „Wednesday“ fast schon brav.
„Griselda“ (ab 25.1., Netflix) – Serienfans kennen die Schauspielerin Sofia Vergara aus ihrer witzigen Rolle in der Familiensaga „Modern Family“. In der Netflix-Serie „Griselda“ wird sie nun zur mörderischen Drogenbaronin: Die Story beginnt 1978 in der kolumbianischen Kokainhochburg Medellin. Vergara spielt die Ex-Prostituierte Griselda Blanco, die vor ihrem brutalen Mann nach Miami flieht. Hier muss sie sich als illegale Einwanderin in einer toxischen Männerwelt behaupten und steigt mit einem Kilo Koks als Startkapital zur Patin auf. Die Serie der „Narcos“-Macher basiert auf der wahren Geschichte von Griselda Blanco, einer Anführerin des Medellin-Kartells, die als sadistische und bestialische Mörderin ohne Gnade galt. Der Sechsteiler liefert eine entschärfte Variante, die von 70er-Jahre-Kolorit sattsam getränkt ist.
„Masters of the Air“ (ab 26.1., AppleTV+) – Schon mehrfach haben sich Steven Spielberg und Tom Hanks in Projekten wie der Serie „Band of Brothers“ am Zweiten Weltkrieg abgearbeitet. Auch in ihrer neuen Serie geht es um den Kriegsalltag aus Soldatensicht, genauer gesagt um jene Piloten, die Bombenangriffe auf Nazi-Deutschland flogen – viele verloren dabei ihr Leben, einige kamen in Gefangenschaft. Die neun Folgen schildern die Einsätze mit aufwendigen Luftszenen, Action und nicht ohne Heldenpathos. Vorlage war das gleichnamige Buch des Historikers Donald L. Millers. Ob man in Zeiten wie diesen eine Serie über den Krieg sehen möchte, mag jeder für sich entscheiden.
(ski/mar)

© Courtesy of Prime Video
Die Animations-Serie „Hazbin Hotel“ läuft auf Prime Video und verknüpft erwachsene Inhalte mit makabrem Humor.

© Apple TV+
In der Piloten-Serie „Masters of the Air“ auf Apple TV+ spielt Austin Butler den Major Gale Cleven.