Verliebtes Paar und ein Nachtschattengewächs

Verliebtes Paar und ein Nachtschattengewächs

In ihrer wöchentlich erscheinenden Kolumne „Meine Kulturwoche“ empfiehlt die NORDSEE-ZEITUNG Ausstellungen, Theater- und Opernpremieren, Kino- und Fernsehfilme und andere Ereignisse.

Meine Kulturwoche

MONTAG:
Thriller: Journalisten-Filme muss ich unbedingt sehen, sogar dann, wenn Sportreporter und nicht Kritiker die Hauptrolle spielen. Das ist in dem beklemmenden Kammerspiel „September 5“ (Bremen: Schauburg; Bremerhaven: Cinemotion; Hamburg: Savoy) der Fall. Der Schweizer Regisseur Tim Fehlbaum erzählt das Münchner Olympia-Attentat aus der Perspektive der Journalisten des Fernsehsenders ABC Sports. Keine Sekunde weicht die Kamera dem TV-Team von der Seite. Atemberaubend.

DIENSTAG:
Romanze: In Zeitsprüngen erleben wir in „We Live in Time“ (Bremerhaven: Cinemotion; Oldenburg: Casablanca; Hamburg: Cinemaxx) die Höhen und Tiefen einer ganz normalen Beziehung. Das Glück von Almut (Florence Pugh) und Tobias (Andrew Garfield) könnte perfekt sein, doch Almuts Krebsdiagnose wirft ihr Leben durcheinander. Bittersüße Romanze.

MITTWOCH:
Drama: Judy Dench ist einfach klasse. In „Philomena“ (20.15 Uhr, Arte) spielt sie eine Irin, die als Teenager schwanger wurde und unter der Fuchtel grausamer Nonnen ihr Kind hergeben musste. Als fast 70-Jährige reist sie in die USA, um ihren Sohn zu suchen. Den großartigen Film von Stephen Frears kann man gar nicht oft genug sehen.

DONNERSTAG:

Album: Die Band Franz Ferdinand ist seit 20 Jahren eine feste Größe im Musikgeschäft. Nun veröffentlichen die Schotten ihr sechstes Album - und widmen sich drauf der Angst in all ihren Facetten. Gerade deshalb macht „The Human Fear“ (Domino, 16 Euro) irgendwie Mut.

FREITAG:

Roman: Mit dem Aufstand in Angola begann 1961 Portugals blutiger Krieg in den afrikanischen Kolonien. Der 82-jährige António Lobo Antunes setzt sich nicht zum ersten Mal mit dieser Gewaltgeschichte auseinander. In seinem Roman „Am anderen Ufer des Meeres“ (Luchterhand, 26 Euro) erinnern sich die Tochter eines Plantagenbesitzers, ein Offizier und ein Beamter an Glanz und Grausamkeiten der Kolonialzeit.

SONNABEND:

Radio-Feature: Ein schönes Nachtschattengewächs mit Morgenstörung - so hat einer ihrer Verehrer Mascha Kaleko einmal genannt. Da passt es gut, dass der Deutschlandfunk Kultur der Dichterin anlässlich ihres 50. Todestages ab 0.05 Uhr die „Lange Nacht“ widmet. Ihre ironischen und gefühlvollen Großstadtverse, mit denen sie in den 1920er Jahren groß heraus kam, sind zeitlos schön.

SONNTAG:

Ausstellung: Das Leben ist hart. Und manchmal deprimierend. Glücklich kann sich schätzen, wer für dunkle Stunden Mutmacher zur Hand hat wie die Künstler PENG und HU alias Rudi Hurzlmeie). Wie man seine Leichtigkeit zurückgewinnt, wenn alles schwierig erscheint, zeigen sie bis zum 15. April in ihrer „Sprechstunde der Herzen“ im Museum Wilhelm Busch in Hannover.

Verliebtes Paar und ein Nachtschattengewächs

© Arnd Hartmann

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Erstellt:
12.01.2025, 10:19 Uhr
Lesedauer: ca. 2min 13sec

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