MONTAG:
Lesung: Die Schweizerin Sara Gmuer hat viele Talente. Die Rapperin und Schauspielerin ist auch noch Autorin. Ihr Roman „Achtzehnter Stock“ spielt in einem Plattenbau in Berlin. Das Buch handelt von der alleinerziehenden Mutter Wanda, die sich nichts sehnlicher wünscht, als der Armut zu entfliehen. Und wenn Nina Reithmeier die Geschichte vorliest (8.30 Uhr, NDR Kultur), ist das so unterhaltsam wie eine Netflix-Serie.
DIENSTAG:
Drama: Das erste Mal verliebt sein, Liebeskummer und die Sehnsucht nach Zärtlichkeit: Davon erzählt Regisseur Dag Johan Haugerud in „Oslo Stories: Träume“ (Bremen: Schauburg, Hamburg: Abaton, Zeise). Im Mittelpunkt steht die 17-jährige Johanne (Ella Øverbye), die sich unglücklich in ihre Französischlehrerin (Selome Emnetu) verliebt. Feinfühliger Berlinale-Gewinner.
MITTWOCH:
Drama: Verkrustete Familienstrukturen im Iran: In „Leïlas Brüder“ (22.10 Uhr, Arte) begehrt eine Tochter auf gegen die Familie - und ihr Land. Regisseur Saeed Roustayi zeichnet ein eindringliches Porträt einer Familie am Scheideweg. Sehenswert.
DONNERSTAG:
Album: Lieder über das Leben und die Liebe versammelt Silje Nergaard auf ihrem neuen Album „Tomorrow we’ll figure out the rest“ (Sony, 18 Euro). Dabei lässt sich die Norwegerin von Jazzstandards zu wunderschön beschwingten Songs inspirieren. Wer sie live erleben will, am 22. Mai gastiert sie in Hamburg, am 23. Mai in Worpswede.
FREITAG:
Roman: Juli 1913: Gottfried Benn, Arzt und Dichter, reist allein auf der Insel Hiddensee. Seine Kurzzeit-Geliebte, die exzentrische Lyrikerin Else Lasker-Schüler, ist in Berlin geblieben. Der Greifswalder Autor Christof Kessler vermischt in dem Roman „Entscheidung auf Hiddensee“ (Rote Katze, 22 Euro) Fakten und Fiktion. Nicht nur für Hiddensee-Reisenden wie mich empfehlenswert.
SONNABEND:
Ausstellung 1: Emmie Arbel überlebte als Mädchen die Konzentrationslager Ravensbrück und Bergen‑Belsen. David Schaffer entkam dem Genozid in Transnistrien. Die Brüder Nico und Rolf Kamp, von ihren Eltern getrennt, wurden vom niederländischen Widerstand an 13 verschiedenen Orten versteckt. Ihre Erinnerungen verwandeln Miriam Libicki aus Kanada, Gilad Seliktar aus Israel und Barbara Yelin aus München in Zeichnungen. Zu sehen sind sie bis zum 30. Juni in der Ausstellung „Aber ich lebe“ in der Gedenkstätte Bergen-Belsen bei Celle.
SONNTAG:
Ausstellung 2: Goya, Degas und van Gogh stehen in der Bremer Kunsthalle nicht als Größen der Kunstgeschichte im Mittelpunkt, sondern als Vorbilder für Menschen mit Behinderung. Die Ausstellung „Kunst fühlen“ lädt bis zum 7. September zum dazu ein, Kunst mit allen Sinnen zu erleben.

© Arnd Hartmann