Frau mit Kopfschmerzen

Wetterfühligkeit betrifft im Frühling viele Menschen.

Foto: Colourbox

Gesundheit
Anzeige

Wenn der Wetterumschwung zu schaffe macht

Von Imke Zimmermann
6. März 2024 // 12:00

„Wenn das Thermometer von heute auf morgen um mehrere Grade steigt und kurz danach auch wieder fällt, ist das für manche Menschen körperlich extrem belastend. Doch man kann gegensteuern“, sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband.

Gerade noch haben wir bei Minusgraden gebibbert, und schon bringt der Frühling plötzlich laue Temperaturen. Viele Menschen spüren Wetterwechsel schon Tage vorher in den Knochen oder an Narben, andere bekommen Kopfschmerzen, sind müde, erschöpft und oder in schlechter Stimmung. Über Wetterfühligkeit klagt die Hälfte der Bevölkerung in Deutschland, hat eine vom Deutschen Wetterdienst im Auftrag des Umweltbundesamtes durchgeführte Studie ergeben.

Wetterfühligkeit

Im Umfeld der Betroffenen wird Wetterfühligkeit häufig als Überempfindlichkeit abgetan. Dabei belasten extreme Temperaturwechsel und die Luftdruckveränderungen den Körper tatsächlich enorm: An heißen Tagen arbeitet das Herz-Kreislauf-System auf Hochtouren, um den Körper zu kühlen. Das gilt auch nachts. Fallen die Temperaturen, schaltet er wieder zurück. „Der Körper passt sich immer den aktuellen Herausforderungen an. Das kann Schwerstarbeit für ihn sein. Kommt er so schnell nicht mit, kann es zu Kreislaufproblemen kommen“, sagt Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. Er setzt hinzu: „Viele nationale und internationale Studien belegen einen Einfluss des Wetters auf das Wohlbefinden und die Gesundheit.“

Aktivitäten anpassen

Besonders zu kämpfen haben bei extremen und kurzfristigen Wetterumschwüngen Menschen, die ohnehin schon unter Herz-Kreislauf-Erkrankungen leiden. Ähnlich geht es Patientinnen und Patienten mit Diabetes, Asthma, Rheuma und Migräne. Diabetikerinnen und Diabetikern fällt es beispielsweise dann häufig schwerer, ihre Insulinmenge zu bestimmen. Rheumakranke können vermehrt Schübe bekommen. „Wer weiß, dass er sensibel aufs Wetter reagiert, sollte sich darauf einstellen und die Aktivitäten entsprechend anpassen“, so der Mediziner. Denn das Wetter allein macht nicht krank, das Wetter verstärkt aber vorhandene Schwachstellen des Körpers.

Wer reagiert wie?

Expertinnen und Experten unterscheiden zwischen „wetterfühligen“ und „wetterempfindlichen“ Menschen. Wetterfühlige sind im Prinzip gesunde Menschen, die mit allgemeinen Befindlichkeitsstörungen wie Schlafproblemen, Kopfschmerzen oder Abgeschlagenheit reagieren, wenn es zum Beispiel gewittert oder eine Kaltfront herannaht. Dagegen verschlechtern sich bei wetterempfindlichen Menschen die Symptome einer Vorerkrankung.

Gerade bei vorhandenen Erkrankungen können sich Jahreszeiten unterschiedlich auswirken. Im Winter erkranken zum Beispiel mehr Menschen an einer Arthritis oder sterben an einem Herzinfarkt oder einer Lungenerkrankung. Auch Viren verbreiten sich im Winter schneller. Im Sommer dagegen gehen die Zahlen deutlich nach unten. Andererseits kann auch extreme Hitze schaden. Dann steigt die Wahrscheinlichkeit für Schlaganfälle und Thrombosen.

Und was hat es mit der Frühjahrsmüdigkeit auf sich? „Im Frühjahr hat der Organismus von wetterfühligen Menschen Schwierigkeiten, sich an die wärmeren Temperaturen zu gewöhnen – zumal in dieser Jahreszeit die Temperaturen sehr schwanken können, von einem Tag zum anderen, aber auch zwischen Tag und Nacht“, erklärt Thomas Ebel weiter.

Kurzfristige Abhilfe

Um besser mit der Wetterfühligkeit klarzukommen, ist es gut, wenn die Betroffenen kurzfristige Strategien für den Notfall haben, sich aber auch für diese Situationen fit machen. Diesen Menschen rät der AOK-Experte:

• Trinken, trinken, trinken – das stabilisiert den Blutdruck und kann gegen Schwindel und Schwäche helfen. Getränke der Wahl sind Wasser, ungesüßte Tees und Fruchtsaftschorlen in ausreichender Menge, und das sind mindestens 1,5 Liter am Tag. Menschen, die an einer Herzinsuffizienz leiden, müssen allerdings darauf achten, dass sie kein Wasser in ihrem Körper einlagern. Sie sollten die tägliche Trinkmenge mit ihrem Arzt oder ihrer Ärztin abklären.

• Auf fettes und blähendes Essen sollten Betroffene verzichten, denn das beansprucht Verdauungstrakt und Stoffwechsel. An Tagen, an denen ihnen das Wetter zu schaffen macht, greifen sie besser zu Salaten, Gemüse und Vollkornprodukten.

• Schon im Bett kann man vorbeugend ein kleines Kreislaufprogramm absolvieren: zunächst im Liegen ein wenig mit den Beinen Rad fahren, dann langsam aufstehen, den Tag mit Wechselduschen beginnen und ein leichtes Frühstück einnehmen.

Langfristige Strategien

Ganz wichtig sei, nicht nur im Notfall zu reagieren, sondern den Körper schon vorsorglich für kritische Situationen zu stärken, sagt der AOK-Experte. Regelmäßige Bewegung, ausgewogene Ernährung und ausreichend Entspannung sind die beste Grundlage dafür. Schon tägliches Spazierengehen bei jedem Wetter hilft, den Organismus besser auf die natürlichen Temperaturwechsel einzustellen. Fördernde Sportarten für Herz und Kreislauf wie Walken, Radfahren, Langlaufen und Schwimmen stärken den Körper und unterstützen dabei, Wetterwechsel besser zu verkraften. Auch Wechselduschen und Saunagänge trainieren die Gefäße für Belastungen. Saunabesuche sollten jedoch zuvor mit dem Arzt oder der Ärztin besprochen werden.

Die richtige Ernährung hilft ebenfalls, den Körper wetter- und stressfester zu machen. Dazu zählt, viel Obst und Gemüse sowie Vollkornprodukte zu sich zu nehmen. Öl, Fett, Süßigkeiten, Snacks und Alkohol sollten mit Bedacht verzehrt werden. Tierische Lebensmittel wie Milchprodukte, Fleisch, Fisch, Wurst und Eier gilt es, in Maßen zu genießen.

Abschließender Tipp von Thomas Ebel: Wer entspannt und ausgeglichen ist, kann Stresssituationen wie Wetterwechsel ebenfalls besser überstehen. Deshalb ist es sinnvoll, auch Entspannungseinheiten regelmäßig in den Alltag einzubauen, etwa Yoga, Progressive Muskelentspannung oder Achtsamkeitsübungen. (AOK)

Mehr Infos:

Auf der Website der AOK Bremen/Bremerhaven sind zahlreiche Entspannungskurse der AOK-Gesundheitspartner zu finden. Mit dem AOK-Gesundheitsgutschein können Versicherte an zwei Kursen pro Jahr kostenfrei teilnehmen. Er ist online zu bestellen.