Stop geschrieben mit Zigaretten

Mit dem Rauchstopp sinkt das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall und für verschiedene Krebserkrankungen stetig.

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Gesundheit
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AOK-Spezial: Letzte Zigarette beim Super Bowl

Von Imke Zimmermann
10. Dezember 2024 // 12:39

Mit dem Rauchen aufzuhören, ist nicht einfach. Doch es lohnt sich: Der Körper beginnt fast sofort, sich zu regenerieren.

Petra V.* hat mit 17 Jahren ihre erste Zigarette geraucht. Inzwischen ist sie 58 Jahre alt, zwei Mal hat sie versucht, mit dem Rauchen aufzuhören. Jedes Mal fing sie nach wenigen Monaten wieder an. Zwölf Glimmstängel gehörten zu ihrem Tag, früher waren es sogar bis zu 25. Selbst als sie die Diagnose COPD erhielt, änderte sie ihre Lebensweise zunächst nicht. COPD ist eine chronische Lungenerkrankung, die durch entzündete und dauerhaft verengte Atemwege gekennzeichnet ist. „Dann wurden meine Werte noch schlechter“, berichtet sie. „Ich hatte Angst, irgendwann zu ersticken oder an einem Sauerstoffgerät zu hängen.“

Unterstützung hilft

Sie beschloss, die Reißleine zu ziehen. „Es war jetzt soweit“, sagt sie. Ihren Mann überredete sie, es ihr gleichzutun. „Er durfte den Tag aussuchen. Beim Super Bowl im Februar haben wir unsere letzten Zigaretten geraucht“, berichtet sie.

Zugleich suchte sie nach einem Präsenzkurs zur Tabakentwöhnung und stieß auf das „Rauchfrei Programm“ im Reha-Zentrum Bremen. „Ich habe gewusst, dass ich auf meinem Weg Unterstützung brauche. Für mich ist es gut, andere Menschen zu sehen, die genauso leiden wie ich“, sagt Petra. Der wöchentliche Kurs sollte ihr helfen, standhaft zu bleiben.

„Das eigene Rauchverhalten verstehen“

Im „Rauchfrei Programm“ treffen sich die Teilnehmenden sieben Wochen lang jeden Donnerstag im Reha-Zentrum im Klinikum Links der Weser. Zu Beginn gehe es darum, ein tieferes Problembewusstsein für die Sucht zu entwickeln. „Man muss das eigene Rauchverhalten verstehen“, betont Kursleiterin Ramona Kallai. „Jeder Mensch hat andere Gründe fürs Rauchen: Stressbewältigung, Hunger, Langeweile oder zum Beispiel, sich zu belohnen.“ Wenn das geklärt sei, könne das Suchtgedächtnis umgeschrieben werden. „Wir überlegen, was statt des Rauchens in diesen Situationen gemacht werden kann. So können wir neue Umleitungen schaffen“, erklärt Ramona Kallai. Hilfreich könne ein neues Morgenritual sein, etwa zum Kaffee einen Keks zu essen statt eine Zigarette in die Hand zu nehmen.

Tabakkonsum steigt wieder

Seit Beginn der Corona-Pandemie steigt der Tabakkonsum in Deutschland wieder: Gemäß der Studie „Deutsche Befragung zum Rauchverhalten“ (DEBRA) rauchten im Januar 2020 27,1 Prozent der Befragten ab 14 Jahren, im Januar 2024 waren es 31,7 Prozent. Das Land Bremen ist laut dem vom Deutschen Krebsforschungszentrum herausgegebenen „Tabak-atlas Deutschland 2020“ mit einem Anteil von 31 Prozent bei den Männern und 24 Prozent bei den Frauen eine der Raucher-Hochburgen der Republik.

13 Prozent aller Todesfälle jährlich gehen aufs Rauchen zurück

Jährlich sterben in Deutschland nach Angaben des Bundesdrogenbeauftragten rund 127.000 Menschen an den Folgen von Tabakkonsum, das entspricht 13 Prozent aller Todesfälle. „Mit dem Rauchstopp sinkt das Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall und für verschiedene Krebserkrankungen stetig“, betont Dr. Johannes Nießen, Kommissarischer Leiter der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).

Für Petra ist es nicht immer leicht, ohne Zigaretten zu leben. Aber mit ihrer COPD-Diagnose hat sie ein klares Ziel vor Augen: „Ich will leben.“ Ihre Werte bei der Lungenfunktionsprüfung haben sich bereits nach kurzer Zeit verbessert. „Sie sind immer noch schlecht, keine Frage, aber selbst mein Hausarzt hat mich gefragt, wie ich das denn gemacht habe“, erzählt sie.

Nichtrauchen spart viel Geld

Sie kann heute viel besser schmecken und riechen als zu der Zeit als Raucherin. Jede Woche stecken ihr Mann und sie das Geld, das sie sonst für Zigaretten ausgegeben hätten, in ein Riesensparschwein. „70 Euro pro Woche, das sind in einem Jahr 3.600 Euro. Von dem Geld wollen wir entweder eine Reise machen oder jeder darf sich für seinen Anteil etwas Schönes kaufen.“

Sehr viele legen zumindest eine Rauchpause ein

Mehr als 90 Prozent der Teilnehmenden des Rauchfrei Programms legen nach Angaben des Herausgebers IFT-Gesundheitsförderung zumindest einen Rauchstopp ein. Petra ist zuversichtlich, dass sie langfristig rauchfrei bleibt. Besonders schwer sei es aber, morgens nach dem Aufstehen keine Zigarette zu rauchen. „Ich zwinge mich dann zu sagen: Es ist nicht schlimm, darauf zu verzichten. Ich mache das für mich und meine Gesundheit, damit ich ein paar Jahre länger leben kann.“ Mit einer anderen Kursteilnehmerin hat sie bereits verabredet, nach einem Jahr zusammen essen zu gehen – um sich für die rauchfreien zwölf Monate zu belohnen. (jbi)

Fünf Tipps zur Rauchentwöhnung

1. Rituale: Statt der Zigarette in der Pause eine Möhre in der Hand halten und verzehren. Oder Tee statt Kaffee am Morgen.

2. Notfallkarte: Gründe fürs Aufhören und Anleitungen für kritische Situationen aufschreiben und immer bereithalten.

3. Nikotinpflaster: Hilft gegen Entzugserscheinungen.

4. Bewegung: Ein Spaziergang und Sport lindern das Verlangen nach einer Zigarette.

5. Belohnungen: Zigarettengeld sparen und sich davon etwas Schönes gönnen.

Mehr Infos

Online-Kurs zur Rauchentwöhnung:
Die AOK Bremen/Bremerhaven bietet ihren Versicherten mit ihrem Partner HausMed einen achtwöchigen Online-Kurs zur Rauchentwöhnung. Die Kosten übernimmt die Gesundheitskasse.
www.hausmed.de/aokbremen

Einen Onlinekurs zur Rauchentwöhnung gibt es auch bei der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.
Infos unter rauchfrei-info.de

teamgeist und Zusammenhalt Foto von adobe Stock

Mit dem Rauchen aufzuhören, ist nicht einfach. Oft hilft Unterstützung von Gleichgesinnten.

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