Frau und Mädchen auf Bett mit Laptop

Medienzeiten sind für Kinder und Jugendliche wichtig.

Foto: AOK

Gesundheit
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Medien: Kinder brauchen Grenzen

6. Juni 2023 // 16:00

AOK Ratgeber: Digitale Medien faszinieren viele Kinder und Jugendliche. Eltern darf das nicht gleichgültig lassen – denn es kommt auf das gesunde Maß an.

Im Internet surfen, auf Instagram posten, Fernsehserien schauen, mit der Spielekonsole spielen macht Kindern, Jugendlichen und auch Erwachsenen Spaß.

Eine halbe Stunde am Tag ist genug

Aber die Bildschirmzeit von Vier- bis Sechsjährigen sollte nach Expertenmeinung eine halbe Stunde am Tag nicht überschreiten. Bei 52 Prozent dauert sie länger, am Wochenende sogar bei 77 Prozent der Kinder. Das geht aus einer Elternbefragung für die kürzlich veröffentlichte AOK-Familienstudie 2022 hervor. Weil übertriebener

Medienkonsum der Gesundheit schaden kann, engagiert sich die AOK für Medienkompetenz.

AOK-Kooperation mit „Schau hin!“ verlängert

Die AOK ist bereits seit 2020 Partnerin der Initiative „Schau hin! Was Dein Kind mit Medien macht“ und hat die Kooperation jetzt bis vorerst Ende 2024 verlängert. „Medienkonsum ist gerade für die Kleinsten mit Risiken verbunden. Deshalb ist es wichtig, Eltern zu sensibilisieren und deren Medienkompetenz zu stärken“, kommentiert die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbandes, Carola Reimann.

Ab dem Frühjahr 2023 wird Medienkompetenz auch fester Bestandteil des AOK-Präventionsprogramms „JolinchenKids – fit und gesund in der Kita“, das die Gesundheitskasse bundesweit in über 4.600 Kindertagesstätten durchführt.

„Unser Fokus lag bislang auf Ernährung, Bewegung und psychischem Wohlbefinden. Wir sehen aber gerade im Bereich der Medienkompetenz ein riesiges Gesundheitspotenzial und haben uns deshalb für die Erweiterung um diesen Baustein entschieden“, erklärt die AOK-Vorständin.

Gemeinsame Initiative mehrerer Akteure

„Schau hin!“ ist eine gemeinsame Initiative des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, der beiden öffentlich-rechtlichen Sender Das Erste und ZDF sowie der AOK. „Wir wollen Eltern zeigen, wie sie ihre Kinder für den Umgang mit Medien fit machen“, sagt Mediencoach Kristin Langer von „Schau hin!“

Neben ausführlichen Informationen auf der Internetseite, mehrsprachigen Materialien, der individuellen Beantwortung von Elternfragen per E-Mail und „Digitalen Elternabenden“ im Internet sind seit einigen Wochen Medienkurse für Eltern neu im Angebot – online, interaktiv, werbefrei und kostenlos. „Sind Eltern medienkompetent, wirkt das in die Familien hinein und erleichtert die Medienerziehung“, so Langer.

Jetzt Medienkurse für Eltern

In den 30-minütigen Coachings bekommen die Erziehungsberechtigten Tipps von Experten, die auf das Alter der Kinder abgestimmt sind. So empfehlen die Experten zum Beispiel für Kinder von sieben bis neun Jahren eine tägliche Bildschirmzeit von zehn Minuten pro Lebensjahr.

Sie wie auch Kristin Langer betonen aber auch, dass es Ausnahmen geben kann: „Kinder in diesem Alter interessieren sich zusehends für komplexe Inhalte, wie sie digitale Medien darstellen.

Da ist eine zeitweilig sehr intensive Mediennutzung ganz normal – wie auch dann, wenn etwa die Spielekonsole oder das Smartphone neu sind.“ Problematisch werde es erst dann, wenn das Verhältnis zwischen Mediennutzung und medienfreier Zeit aus der Balance gerate. Kritisch sei zudem, wenn Nutzende sich unreflektiert auf alles einließen, sich nicht fragten: Wer steckt hinter dem Inhalt, den ich nutzen möchte. Aus welchen Motiven gelangt er zu mir?

WHO: Computerspielsucht ist Krankheit

Als regelrechtes Krankheitsbild hat die Weltgesundheitsorganisation WHO zwar nur die Computerspielsucht anerkannt. Doch wenn die Gedanken ständig um Medien kreisen, man nervös und unruhig wird, weil man sich ihnen gerade nicht widmen kann, oder soziale Kontakte mehr und mehr in den Hintergrund treten, dann wächst sich das Problem nicht nur im Umgang mit Spielen unter Umständen ernsthaft aus. In einer Umfrage unter 670 Kindern für den Kinderreport 2021 des

Deutschen Kinderhilfswerks gaben tatsächlich 12 Prozent der Kinder und Jugendlichen an, dass sie bereits selbst von Mediensucht betroffen waren.

Ziel: Medien kritisch nutzen

„Das medienpädagogische Ziel ist, zu einer selbstbestimmten und -bewussten sowie angemessenen Mediennutzung zu erziehen“, sagt Kristin Langer. Hierbei spielten Eltern die Schlüsselrolle. Zum einen sei klar, dass sie sehr lange eine Vorbildrolle für ihren Nachwuchs hätten. So sei es wichtig, dass auch Eltern ihre Einschätzungen zu Medien immer überdenken und gegebenenfalls ihr Nutzungsverhalten ändern.

„Wenn sie etwa sagen: ,Alles, was im Internet steht, ist richtig‘, dann

transportieren sie diesen Irrglauben weiter“, sagt Langer. „Gut ist, Informationen als Routine immer auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen.“ Auch sollten sich Eltern darüber informieren, welche Medien ihre Kinder wie nutzen, und sich Gedanken machen, welche Folgen das für die Kinder hat. Die Eltern könnten mit ihrem Nachwuchs begrenzte Mediennutzungszeiten vereinbaren, „denn Kinder müssen noch lernen, Wünsche auch mal zurückzustellen und sich bewusst Zeit für ihre verschiedenen Aktivitäten zu nehmen“.

Eltern begrenzen Medienzeiten weniger als früher

Allerdings besteht gerade hier offenkundig ein Problem: Laut der AOK-Familienstudie beschränken Erziehungsberechtigte die Bildschirmzeiten ihres Nachwuchses weniger stark als früher. Gaben 2018 noch 86 Prozent der Eltern an, ihren Kindern bis zum 14. Lebensjahr Grenzen zu setzen, waren es 2022 nur noch 76 Prozent. Sollte das an einer Überforderung der Eltern liegen, hat Kristin Langer einen Tipp: „Hilfreich sind Geräteeinstellungen zur Zeitbegrenzung. Trauen Sie Ihrem Kind auch zu, Absprachen einzuüben und Verantwortung zu übernehmen. Das ist der Grundstein für eine eigenverantwortliche, reflektierte Mediennutzung“, erklärt Kristin Langer. (AOK/iz)

Weiterführende Informationen

• Seit mehr als 20 Jahren erarbeitet der Medienpädagogische Forschungsverbund Südwest regelmäßig die KIM-Studie (Kindheit, Internet, Medien) sowie jährlich die JIM-Studie (Jugend, Information, Medien). Diese Studien geben detaillierten Aufschluss etwa über Medienkonsum und -interessen. Zu finden sind sie im Internet unter mpsf.de

• Alle Infos zur Partnerschaft der AOK mit „Schau hin!“ und die Initiative sind hier zu finden.

• Die Ergebnisse der AOK-Familienstudie 2022 stehen unter aok.de/pk/familienstudie/

• Informationen und Anmeldung zu den „Schau hin!-Medienkursen für Eltern“: medienkurse-fuer-eltern.info