Menschen im Badesee

Sommervergnügen in der Ruhr. Staustufe der Ruhr bei Essen-Steele, Spillenburger Wehr. Beliebter Spot für Wassersport und Spass im Sommer. Essen, NRW, Deutschland, Europa.

Foto: Jochen Tack

Gesundheit
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Sicheres Badevergnügen in Seen

8. Juni 2023 // 14:00

Warm, wärmer, heiß. Da hilft: Ab in die kühlen Fluten von Meeren, Seen oder Flüssen! Das sollte beim Baden in naturbelassenen Gewässern beachtet werden.

Vor dem Baden abkühlen

Grundsätzlich gilt: Bevor man ins Wasser geht, kühlt man sich zunächst etwas ab. Das betont auch Thomas Ebel, Arzt im AOK-Bundesverband. „Denn springt man nach einem ausgiebigen Sonnenbad direkt ins kalte Nass, führt das zu einer hohen Belastung des Herzens, da die Gefäße, die die Muskeln und die Haut versorgen, eng gestellt werden. Dadurch kommt es zu einer massiven Umverteilung des Blutes im Körper: Blutdruck und Herzfrequenz steigen, aber die Versorgung der Arm- und Beinmuskulatur mit Blut ist aufgrund der Engstellung der Gefäße eingeschränkt. Das kann die Bewegungsfähigkeit einschränken.

Es wird schwer, sich über Wasser zu halten“, sagt Ebel. Vor allem in Bagger- oder Bergseen, die häufig sehr tief sind, können die unterschiedlichen Temperaturschichten gefährlich werden – das Oberflächenwasser ist zwar warm, die Schicht darunter aber schon deutlich kühler, was zum Kälteschock führen kann.

Vorsicht vor Algen und Kot

Je klarer das Wasser im See, desto höher die Wasserqualität. Ist das Gewässer trüb oder schimmert bläulich, ist Vorsicht geboten – es könnte sich hier um Blaualgen (Cyanobakterien) handeln. Diese Bakterien können beim Hautkontakt oder beim Verschlucken Reizungen der Haut aber auch Übelkeit und Erbrechen auslösen. Das Umweltbundesamt rät, nicht zu baden, wenn man in knietiefem, blaugrünem Wasser die eigenen Zehen nicht mehr sehen kann. Ist der See von Wasservögeln bevölkert, sollte man ebenfalls vom Baden absehen: Neben erhöhten Mengen an Vogelkot gibt es dort häufig auch Larven von Saugwürmern (Zerkarien), die einen juckenden Hautausschlag auslösen können.

Schlingpflanzen sind ungefährlich

Gerät man beim Baden mit Schlingpflanzen in Berührung – unbedingt ruhig bleiben: Die Pflanzen an sich sind nicht gefährlich und ziehen auch nicht nach unten. „Versuchen Sie, die Pflanzen möglichst ruhig von Armen oder Beinen zu streifen. Danach den Körper möglichst waagerecht nahe an der Wasseroberfläche halten, damit Sie sich nicht erneut verfangen, und langsam Richtung Ufer paddeln“, rät Thomas Ebel.

Vibrionen rufen Infektionen hervor

Bei Wassertemperaturen von mehr als 20 Grad kommen vor allem in der Ostsee immer wieder salzliebende Bakterien vor – die sogenannten Vibrionen. Manche der Vibrionenarten rufen schwere Wundinfektionen hervor, gefährdet sind insbesondere Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder chronischen Erkrankungen. „Ältere Menschen oder solche mit Vorerkrankungen sollten daher bei einer Warnung vor Vibrionen nicht in den betroffenen Gewässern baden“, so Mediziner Ebel.

Auf Strömungen achten

Auch Flüsse sind nicht ungefährlich, weil Strömungen an der Wasseroberfläche nicht immer erkennbar sind. Deshalb immer nur an Flussabschnitten baden, die bewacht sind. Bei Gewittern gilt: Sofort raus aus dem Wasser, denn bei einem Blitzschlag breitet sich die elektrische Ladung über große Flächen aus – es besteht Lebensgefahr.

Ganz wichtig ist auch, Badeverbote immer ernst zu nehmen und niemals in unbekannte Gewässer zu springen – dort können gefährliche Untiefen lauern. Auch ist es besser, immer in Ufernähe zu bleiben, sodass man sich im Notfall allein ans Ufer retten kann.

Schwimmen lernen ist unverzichtbar

Die meisten Unfälle beim Baden geschehen jedoch, weil Kinder kaum oder gar nicht schwimmen können: Ertrinken ist die zweithäufigste Art tödlich verlaufender Unfälle im Kindesalter. „Ab etwa vier bis fünf Jahren sollten Kinder schwimmen lernen. Sie können aber auch schon früher spielerisch mit lebensrettenden Verhaltensweisen vertraut gemacht werden – zum Beispiel in speziellen Wassergewöhnungskursen für Kleinkinder“, sagt Thomas Ebel.

Immer weniger Kinder können schwimmen

Die Statistik zeigt, dass die Zahl der Kinder, die schwimmen können, dramatisch abnimmt. Nach einer Anfang dieses Jahres veröffentlichten Forsa-Umfrage im Auftrag der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) konnten 2022 rund 20 Prozent der Kinder zwischen sechs und zehn Jahren nicht schwimmen. Damit hatte sich die Zahl der Nichtschwimmer seit 2017 verdoppelt.

DLRG: 58 Prozent unsichere Schwimmer

23 Prozent der Kinder sind nach Angaben ihrer Eltern unsichere Schwimmer. Die DLRG geht von anderen Zahlen aus. Sie hält rund 58 Prozent für unsichere Schwimmer. Eltern gingen fälschlich davon aus, dass das vorbereitende Seepferdchen-Abzeichen Schwimmfähigkeit belege. Die DLRG-Präsidentin Ute Vogt forderte darum bei der Vorstellung der Studie: „Wie Jungen und Mädchen lesen, schreiben und rechnen lernen, so müssen sie auch schwimmen lernen.“

Manche Schwimmhilfen ungeeignet

Luftmatratzen oder Schlauchboote seien für Nicht- oder Wenigschwimmer im Übrigen nicht geeignet, da sie kippen oder wegtreiben können, betont Thomas Ebel. Erwachsene dürften Kinder daher nie unbeaufsichtigt lassen, wenn sie mit Gummitieren oder anderen Schwimmhilfen ins Wasser gehen. Denn Kinder bis zu einem Alter von etwa drei Jahren seien oft nicht in der Lage, sich wieder aufzurichten, wenn sie mit dem Kopf unter Wasser geraten. (ams/iz)