
Joschka Traue (links) und Berc Mardiros setzen auf nachhaltige Mode.
Foto: Lammers
Nachhaltige Mode: Fast Fashion war gestern
Beim Stichwort Fast Food winken viele angewidert ab. Was Fast Fashion anbelangt, scheint sich ein ähnlicher Trend abzuzeichnen. Der Lotse stellt zwei Locations in Bremerhaven vor, wo Ihr Euch mit nachhaltiger Kleidung eindecken könnt.
Nachhaltig statt schnelllebig
Lange Zeit fanden Fashion-Freunde in Bremerhaven in der Oberen Bürger 6 - 8 einen typischen Tempel der konsumorientierten Kleidungs-Industrie. Am einstigen Standort der Bremerhavener Orsay-Filiale werden heute hingegen die Liebhaber nachhaltiger Kleidung fündig. „Green Stitches Clothing“ heißt das Geschäft, das dort seit Ende März angesiedelt ist.
Hochwertige Baumwolle läuft nicht ein
„Wir verkaufen hier zum Beispiel ausschließlich Shirts aus hundert Prozent hochwertiger Baumwolle“, erzählt Berc Mardiros und streicht instinktiv über das hellbraune Polohemd, das er gerade trägt. „Hochwertige Baumwolle läuft nicht ein, das dickere Material fällt schön, ist nicht durchsichtig“, gerät der Geschäftsführer von „Green Stitches“ ins Schwärmen.
Nähte werden mehrfach genäht
Hier ist der Name Programm: „Es geht uns darum, ausschließlich nachhaltige Mode anzubieten“, beschreibt er die Philosophie. „So ein Sweatshirt soll mindestens fünf bis sechs Jahre halten. Deswegen werden die Nähte doppelt und dreifach genäht.“
Preise liegen etwas über Billigware
Gute Stoff-Qualität, hochwertige Verarbeitung – Garanten für eine lohnende Investition in langlebige Kleidung. Aber ist das nicht auch sehr kostspielig? „Sicherlich liegen wir preismäßig etwas über Billigware, aber bei uns zahlen die Kunden ja auch für Kleidung, die sie lange tragen können, und nicht nur für einen großen Markennamen“, macht Mardiros klar.
Liebe zur Mode trifft unternehmerisches Know-how
Der ehemalige Mitarbeiter einer Mode-Filiale im Mediterraneo hat die Idee für „Green Stitches“ gemeinsam mit dem Gastronomen und Entertainer (Männer, die aufs Wasser starren) Joschka Traue ausgebrütet. Er brachte die Liebe für Mode ein, Traue das unternehmerische Know-how.
Idee soll Schule machen
Ran ging es an die kreative Umsetzung einer Idee, die Schule machen soll: „Wir wollen unsere Idee weitertragen. Von Bremerhaven in weitere deutsche, europäische Städte“, verrät Traue den selbstgesteckten Horizont des Konzeptes: „Im Vordergrund steht immer die Wertschätzungs- weniger die Wertschöpfungs-Kette.“ Die Menschen konsumierten Kleidung heute wie Tiktok-Videos. „Das ist schlecht für die Umwelt, wird häufig durch Kinderarbeit ermöglicht und ist zumeist auch nicht gut für den Körper“, so Traue.
Zeitloses Design
„Statt 60 verschiedene Kollektionen pro Jahr wie bei zahlreichen Ketten üblich, möchten wir hochwertige Basics zu erschwinglichen Preisen anbieten, die langlebig und zeitlos sind.“ Das Lable „Green Stitches“ haben Traue und Mardiros ebenso selbst designt, wie die an Zeitlosigkeit und Komfort orientierten Stiles.
Menschenwürdige Produktionsstätten
Wertschätzungs-Kette bedeutet den Machern von „Green Stitches“ auch, dass ihre Kleidung nicht unter unmenschlichen Bedingungen entsteht. „Deswegen schauen wir uns die Produktions-Standorte an“, sagt Mardiros.
Stöbern mit Erfrischungsgetränk
Menschenfreundlichkeit, die sich auch in dem Ladengeschäft in der „Oberen Bürger“ selbst zeigt: Ein Kühlschrank mit Getränken bietet Erfrischung beim Stöbern, eine Sitz-Ecke Raum zum Kräftetanken.
Studenten-Projekt „ZeitRaum Clothing“
Unweit entfernt, in der „Bürger 16 -18“, treibt ein weiteres Alternativ-Programm zur schnelllebigen Modewelt erste Blüten: „ZeitRaum Clothing“. Auch hier: Wohnzimmer-Ambiente mit Sitzecke. Eilig geht Lukas Seidel auf die Ladentür zu, während ein Mann mittleren Alters nachfragt, ob er jetzt öffnet. Der Student nickt, schließt die Tür auf.

Das Schaufenster des Secondhand-Ladens "ZeitRaum-Clothing" in Bremerhaven bietet einen kleinen Vorgeschmack auf die vielfältigen gebrauchten Kleidungsstücke, die Kunden hier kaufen können.
Foto: Lammers
Spiegelsäulen, Saloppes und Seriöses
Der Mann betritt hinter ihm den kleinen Secondhand-Laden, steuert ohne Umschweife auf eine Lederjacke zu. Seidel schaltet das Licht an, überprüft die Kasse. „ZeitRaum Clothing“ ist ein Projekt des Studienganges „Gründung, Innovation und Führung“ der Hochschule Bremerhaven. Der lange Verkaufsraum wird durchpflügt von Spiegelsäulen. Kleiderständer bieten Buntes, Klassisches, Seriöses und Saloppes.
Trainings-Klamotten sind begehrt
Der Mann mit der Lederjacke betrachtet sich in einer der Spiegelsäulen, dreht sich davor langsam von rechts nach links und fährt sich kurz mit der Hand durch die Haare. Ein junges Paar betritt das Geschäft, bleibt kurz an dem Tisch mit den Sonnenbrillen stehen, nimmt die Modelle in Augenschein.
„Besonders nachgefragt, sind Trainings-Klamotten, Trikots, Jogging-Hosen“, erzählt Seidel. „Davon wollen wir noch mehr ankaufen.“ Junge Mode gehe ausgezeichnet, sagt er.

Lukas Seidel ist Teil des Studenten-Projektes "ZeitRaum-Clothing". Gemeinsam mit seinen Kommilitonen betreibt er einen Secondhand-Laden in der "Bürger" in Bremerhaven.
Foto: Lammers
Secondhand-Ware zum Kilopreis
Die Secondhand-Kleidung kaufen die Studenten bei Großhändlern zu Kilo-Preisen ein. Die aktuell sechs an dem Projekt „ZeitRaum Clothing“ Beteiligten schöpfen hier erste Erfahrungen als „Unternehmer“, finanziell gefördert werden sie dabei durch die Stadt Bremerhaven.
Konter-Konzept zu Fast-Fashion
„Es war uns wichtig, ein Konter-Konzept zur Fast Fashion zu entwickeln. Nachhaltigkeit ist ein sehr starker Beweggrund für uns bei dem Projekt“, erzählt Moritz Masanneck, der das Projekt mitkonzipiert hat und wie seine Kommilitonen ehrenamtlich im Secondhandladen arbeitet. Der kommt, so Masanneck und Seidel gerade bei den jungen Seestädtern sehr gut an. Offiziell bis August 2025 können diese im „Zeitraum-Clothing“ stöbern.
Angebot erweitern
„Wir wollen das Angebot noch weiter verfeinern und noch stärker auf junge Leute ausrichten“, verspricht Masanneck.