
Der aufmerksame Kontakt mit vielen weiteren Menschen im Leben lässt die Empathie aufblühen.
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Mitfühlen will gelernt sein
Empathische Menschen verstehen die Gefühle und Gedanken ihrer Mitmenschen wie kein anderer und gehen auf diese ein. Je offener eine Person für ihre eigenen Emotionen ist, desto besser kann sie auch die Gefühle anderer deuten. Diese Selbstwahrnehmung kann man trainieren.
Ärger mit der Kollegin? Warum hat sie sich so verhalten? Was geht gerade in meinem Partner vor? Wie fühlen sich die Mitarbeitenden im Team? Warum weint das Kind? Ohne Empathie können wir andere Menschen nicht verstehen und kein erfülltes Leben führen. Im Job gehört Empathie zu den Softskills, den sogenannten weichen Fähigkeiten, die neben den Fachkompetenzen für eine Karriere förderlich sind – nicht nur in helfenden Berufen. Empathie ist zwar kein Fach in Schule und Ausbildung, doch wir können die Fähigkeit trainieren, auch noch als Erwachsene.
Ein Forschungsversuch: Einem Menschen werden leichte Stromstöße zugefügt, eine andere Person schaut zu. Die Forschenden haben nachgewiesen, dass die oder der Zuschauende in der Regel mitleidet – so, als wäre sie oder er selbst betroffen. Das ist messbar im Gehirn. Die Fähigkeit, mitzuleiden, mitzufühlen und sich in den anderen hinein zu versetzen wird auch Empathie genannt. Sie gehört zur Grundausstattung des Menschen. Auch in einen Raum hineinzukommen und die Stimmung in der Gruppe zu erfassen, gelingt nur empathischen Menschen, die über ausreichend Sensibilität und Feingefühl verfügen.
Schon Kleinkinder trösten
Bereits einjährige Kinder möchten trösten, wenn zum Beispiel ein Baby weint oder die Mama Schmerzen hat. Wir alle brauchen Empathie „Denn Empathie ist die Voraussetzung für ein friedliches Miteinander“, sagt Birgit Lesch, Diplom-Psychologin bei der AOK. „Ohne Empathie wären Beziehungen, Teamarbeit und gute Gespräche nicht möglich.“
Empathisches Geschlecht
Frauen werden in der Regel mehr Fähigkeiten zur Empathie zugeschrieben als Männern. Tatsächlich zeigt sich in wissenschaftlichen Fragebögen, dass sie eher als Männer einem Satz zustimmen wie „Ich kümmere mich gern um andere.“ Im Vergleich zu Männern sind beim weiblichen Geschlecht mehr Hirnregionen aktiv, die an empathischen Prozessen beteiligt sind, wenn ihnen mitleiderregende Fotografien vorgelegt werden.
Trainieren mit Meditieren
Empathie ist eine große Kunst. Die Fähigkeit dazu ist Menschen zwar in die Wiege gelegt worden, doch kann sie im Laufe des Lebens wachsen. Das beginnt mit den Eltern oder anderen Bezugspersonen, die diese natürliche Anlage des Menschen fördern, indem sie einfühlsam und verständnisvoll mit dem Kind umgehen. Der aufmerksame Kontakt mit vielen weiteren Menschen im Leben lässt die Empathie aufblühen. Dass sie sich sogar trainieren lässt wie einen Muskel, hat die Hirnforschung bewiesen. Basis der Untersuchungen verschiedener Neurowissenschaftlerinnen und Neurowissenschaftler ist die Meditation. Meditation, zum Beispiel durch das bewusste Atmen und in sich hineinspüren, kann zum einen die Selbstwahrnehmung fördern –
eine Voraussetzung, um die Gefühle anderer wahrzunehmen. Zudem sind viele meditative Übungen darauf ausgelegt, das Herz zu öffnen und das Mitgefühl für andere zu steigern. Wichtig ist auch, sich Zeit zu nehmen und Stress zu reduzieren, denn unter Zeitdruck und Anspannung fällt es schwer, Mitgefühl für andere aufzubringen.
Aktives Zuhören
Ein weiteres Empathie-Training ist das aktive Zuhören. Es gilt als Kern der Kommunikation im Berufs- wie auch im Privatleben. „Aktiv bedeutet in diesem Zusammenhang, dass die Zuhörerin, der Zuhörer mit einer möglichst offenen und wohlwollenden Haltung dem Gegenüber begegnet“, erklärt Psychologin Lesch. Wichtig sei dabei, die eigene Meinung erst einmal zurückzunehmen und stattdessen nachzufragen in dem Wunsch, den anderen wirklich zu verstehen. Wenn man sehr geübt sei, lasse sich das Mitgefühl auch auf Menschen ausweiten, die man nicht kennt. „Doch über all das Engagement für andere sollten wir nicht vergessen, auch uns selbst gegenüber Empathie entgegenzubringen“, sagt Lesch und fügt hinzu: „Häufig verurteilen wir uns wegen vermeintlicher Fehler, statt nachsichtig mit uns selbst zu sein.“
Weitere Informationen:
Warum Empathie so
wichtig ist:
aok.de/pk/magazin > Suchbegriff: Empathie
Wissenswertes rund um das Thema „Wohlbefinden“: aok.de/pk/magazin/wohlbefinden
Welche Rolle Empathie bei Tieren spielt, warum Empathie gerade auch für Führungskräfte wichtig ist und warum aber auch die Abgrenzung von anderen Menschen und Emotionen wichtig ist, erfahrt ihr auf Nord24.de/Lotse/Gesundheit.

Frauen werden in der Regel mehr Fähigkeiten zur Empathie zugeschrieben als Männern.
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Ohne Empathie wären Beziehungen, Teamarbeit und gute Gesspräche nicht möglich.
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