Abi-Aufgaben vorher durchgesickert
Es ist der Albtraum eines jeden Abiturienten. Wochenlang bereitet man sich vor, lernt, und ist am Morgen der Prüfung total aufgeregt. Und dann das: Die Aufgaben werden gestohlen, vorher veröffentlicht - und die Prüfung muss verschoben werden. So geschehen am Donnerstagmorgen in Niedersachsen. Durch das Zentralabitur haben alle Prüflinge eines Bundeslandes am selben Tag die schriftlichen Abiturprüfungen eines Fachs. Am Montag, 8. April, startete die Prüfungsphase mit Geschichte, am Donnerstag, 11. April, sollte es mit Politik-Wirtschaft weitergehen.
Prüfungen teilweise schon begonnen
Teilweise hatten die Prüfungen schon begonnen, als die Schulen von dem Vorfall erfuhren. Sie mussten die Blätter wieder einsammeln. Am Niedersächsischen Internatsgymnasium (NIG) in Bad Bederkesa erfuhr man vom Kultusministerium um 7.30 Uhr von „Unstimmigkeiten“, sagt Schulleiter Frank Stegemann. Um 8 Uhr sollten die Prüfungen starten. Die Schüler konnten sich dann aussuchen, ob sie die Prüfung um 10 Uhr mit neuen Aufgaben schreiben oder einen Ausweichtermin am 8. Mai wahrnehmen wollen. Etwa 40 Schüler waren von dieser Entscheidung betroffen. Von denen habe sich aber nur etwa eine Handvoll für den Nachholtermin entschieden, weiß Stegemann. Insgesamt wurden 400 Schulen in Niedersachsen informiert.
Um 10 Uhr konnte es dann losgehen
„Um 9.30 Uhr konnten wir die neuen Aufgaben herunterladen, kopieren und um 10 Uhr planmäßig neu starten“, berichtet der NIG-Schulleiter. „Wir haben versucht, den Schülern in den zwei Stunden Wartezeit die Aufregung zu nehmen. Etwa mit Spaziergängen.“ Die Aufregung sei zunächst natürlich groß gewesen, die Prüfung habe dann aber ruhig und gesittet ablaufen können, betont Stegemann. Auch das Kultusministerium habe das gute Krisenmanagement der einzelnen Schulen gelobt.
Landesschülerrat kritisiert Kommunikation
Der Landesschülerrat kritisierte allerdings, dass die Kommunikation mit den Schulen teilweise sehr schlecht funktioniert hätte. Schüler, die bereits angefangen hätten und die Aufgaben dann wieder abgeben mussten, seien enormem Druck und Stress ausgesetzt gewesen. Gerade Personen mit ADHS hätten durch eine geringe Konzentration nun einen weiteren Nachteil. Auch durch Download-Probleme der neuen Aufgaben sei es zu erheblichen Verzögerungen gekommen.
Gezielter Diebstahl oder Vandalismus?
Die gestohlenen Aufgaben wurden auf dem Schulhof des Schulzentrums in Goslar gefunden. Ob es sich bei dem Einbruch um gezielten Diebstahl oder Vandalismus handelt, ist unklar, so Kultusministeriums-Sprecherin Britta Lüers.

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Frank Stegemann, Schulleiter des Niedersächsischen Internatsgymnasiums in Bad Bederkesa.