Oberfeuer am Preußeneck

Das Oberfeuer am Preußeneck in Eckwarderhörne ist wohl das bekannteste seiner Art in der Wesermarsch. Man kann es besteigen und eine tolle Aussicht genießen. Eine seemännische Funktion hat es aber nicht mehr. Das dazugehörige Unterfeuer, das einst im Jadebusen stand, existiert nicht mehr.

Foto: Archiv

FJ Wesermarsch

Begriffe der Küstenkinder

VON
12. Juni 2024 // 14:20

Was für die einen zum alltäglichen Sprachgebrauch gehört, hört sich für Zugezogene erst einmal nach einer Fremdsprache an. Was ist ein Glasschmelz? Und was passiert an einer Kulturbank? Stefan Hippler, Redakteurder Kreiszeitung Wesermarsch und Binnenländer, klärt auf.

Was der Nordsee-Mensch kennt, kennt der Binnenländer noch lange nicht. In Kürze starten in Niedersachsen die Sommerferien, die viele Urlaubsgäste an der Nordsee verbringen - in Butjadingen zum Beispiel. Nicht selten dürfen sie auf Begriffe stoßen, die sie nicht kennen.

Nicht anders ergeht es mir als neuem Reporter in der Wesermarsch. Ich suchte nach Begriffen, die für Norddeutsche selbstverständlich sind, mir dagegen unbekannt waren. Hier eine Auswahl.

Begriffe, die jeder kennen sollte:

Ober- und Unterfeuer: Wer in Richtung Norden aufbricht, wird an den beiden Begriffen über kurz oder lang nicht vorbeikommen. Das Leuchtfeuer ist der Oberbegriff für Leuchttürme. Anhand von Ober- und Unterfeuer kann ein Kapitän sehen, ob er auf dem richtigen Kurs ist. Der Kapitän muss nach Backbord steuern, sobald das Licht des Unterfeuers links von dem des Oberfeuers steht. Ist es umgekehrt, ist Steuerbord angesagt.

Büdel: Als ich mich über die Goldschmiedin Constanze Kuschel informierte, war ich etwas überrascht, als ich den Begriff „Büdel“ auf ihrer Homepage las. Was soll das sein? Wenn Küstenkinder ihre Büdel liegen lassen, sind es ganz einfach ihre Beutel.

Priel: Wer das Wort hört, wird wohl als Erstes an Spülmittel denken. Liest man es dagegen, fällt der Unterschied natürlich deutlich auf.
Es handelt sich hierbei um Wasserverläufe im Watt, die sich bis in die Salzwiesen hineinziehen. Sie sind auch noch bei Ebbe mit Wasser gefüllt. Sie können den Tieren, die das Trockenfallen nicht vertragen, helfen, bis zur nächsten Flut durchzuhalten.

Wattenmeer

Im Weltnaturerbe Wattenmeer sorgen die Gezeiten (Tide) für Ebbe und Flut.

Foto: Stefan Hippler

Warften: Im ersten Moment denkt man an einen Schreibfehler im Diktat einer Schülerin oder eines Schülers, der die Vergangenheitsform von „sie werfen“ falsch geschrieben hat. Jedoch sind es Erdhügel, auf dem die Häuser als Schutz vor Fluten und Deichbrüchen stehen. Und in Butjadingen werden sie auch Wurten genannt.

Hallig: Wenn die Norddeutschen von „Hallig“ sprechen, meinen sie nicht den Sound in der Jahnhalle, sondern vielmehr einen kleinen Inselrest, der bei Sturmflut fast ganz unter Wasser steht. Aber eben nur fast - zum Glück für die wenigen Bewohner.

Glasschmelz: „Kannst du mir mal den Glasschmelz reichen? Ich muss das Glas aus dem Rahmen lösen“, würde vielleicht ein Handwerker zu seinem Gesellen sagen. Es hat im Watt jedoch reichlich wenig mit dem Handwerk zu tun. Es handelt sich dabei um eine Pflanze, die auch als Queller bezeichnet wird. Sie ist in den Verlandungszonen des Wattenmeeres zu finden.

Windjammer: Mit diesem Begriff klagen sich die Norddeutschen nicht über zu starken Wind. Es ist die seemännische Bezeichnung für ein großes Segelschiff.

Nesselkapsel: Jetzt wird es explosiv. Ich hatte noch nie davon gehört, aber Achtung, seid vorsichtig, wenn ihr eine seht. Es ist eine hoch spezialisierte, explosionsfähige Zelle von Nesseltieren. Zu Nesseltieren gehören zum Beispiel Quallen.

Kulturbank: Eine Kulturbank ist eine Begegnungsstätte zwischen Musikern, Schriftstellern und plattdeutschen Schauspielern. Sie treffen sich jedes Jahr, um sich über ihre Projekte und Ziele auszutauschen. Das könnte man im ersten Moment denken, jedoch wachsen an einer Kulturbank die Saatmuscheln der Miesmuschel zur Marktreife heran.

Weiberknoten: In Zeiten der Gleichstellung von Mann und Frau geht der Begriff eigentlich gar nicht mehr. Es bezeichnet einen falsch geknoteten Kreuzknoten. Ich kann die Damenwelt beruhigen. Mir ist der Kreuzknoten im Alltag bislang nicht untergekommen - und ich knote ihn garantiert falsch.