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Am Donnerstag fahren keine Linienbusse: Die Fahrer von Bremerhaven Bus streiken.
Vorbereitet auf Bus-Streik
Streik am Donnerstag: Die Linienbusse in Bremerhaven fahren den ganzen Tag über nicht. Die Fahrgäste - ob Berufspendler, Schüler oder Senioren - müssen kurzfristig auf Alternativen ausweichen. So können die Betroffenen reagieren:
Am Donnerstag geht nichts. Bremerhaven-Bus-Chef Robert Haase unterstreicht, dass kein einziger städtischer Linienbus fahren wird. Bremerhaven Bus müsse den gesamten Betrieb stilllegen.
Man habe letztendlich entschieden, dass ein Notfall-Plan aus verschiedenen Gründen nicht umsetzbar sei, erklärt Haase. Das habe unter anderem damit zu tun, dass der gewerkschaftliche Organisationsgrad sehr hoch sei. Zudem sei auch der organisatorische Aufwand für einen Notfall-Plan schlicht nicht zu bewältigen gewesen. „Wenn wir sagen, es fährt vielleicht ein Bus, hilft das keinem“, so Haase.
Eltern müssen Fehlen bestätigen
In den Schulen der Sekundarstufen I und IIa/IIb findet grundsätzlich Präsenzunterricht statt. „Wenn Schüler dieser Schulstufen vereinzelt nicht am Unterricht teilnehmen können, wird deren Fehlen allerdings nicht als Schulpflichtverletzung gewertet, sofern die Eltern bestätigt haben, dass die Betroffenen aufgrund fehlender Beförderungsmöglichkeiten die Schule tatsächlich nicht erreichen können“, teilt Magistratssprecher Stefan Zimdars mit. Betroffene bekämen für diesen Tag Arbeitspakete ausgehändigt. Sofern alle Schüler einer jeweiligen Klasse anwesend sind, sollen etwaige Klassenarbeiten und Klausuren stattfinden. Der Präsenzunterricht in Grundschulen findet regulär statt.
Solche Regelungen wie die Schulen bieten Arbeitgeber offenbar eher nicht an. Die Unternehmen in Bremerhaven haben zwar in der Regel über die Busausfälle am Donnerstag informiert, von verstärkten Home-Office-Angeboten ist aber nichts bekannt. In einigen Betrieben sollen sich spontan Fahrgemeinschaften gebildet haben. Gefragt nach den Alternativen, die Busfahrgäste nun haben, nennt Bremerhaven-Bus-Chef Robert Haase: Taxi, Fahrrad, zu Fuß, Auto, Bahn, Regio-Bus. Auch die Weserfähre ist nicht vom Streik betroffen. Immerhin: Wer heute kurzerhand aufs Fahrrad umsteigt, kommt wenigstens trocken zur Arbeit. Bei rund 15 Grad soll es den Tag über nicht regnen.
Taxen sind Mangelware am Mittwoch
Taxi: Bei Gustav Klitsch vom Funktaxendienst Lloyd stand am Mittwoch das Telefon nicht still - und viele Kunden wollten buchen. Alle verfügbaren Kräfte sollen am Donnerstag im Einsatz sein, es werde aber nicht reichen, ist sich Klitsch sicher. Krankenfahrten hätten Vorrang, alle weiteren Fahrten würden nach Verfügbarkeit bedient. Wer aufs Taxi angewiesen sei, solle mögliche Wartezeiten bei der Ankunft des Fahrzeugs miteinrechnen.
Der Taxenruf Geestland will von Geestland nach Bremerhaven einen Shuttle-Verkehr einrichten. „Wir werden in der Zeit von 6 bis 20 Uhr kostenfrei mit unserem Achterbus Personen von Langen-Mitte nach Bremerhaven rein- und wieder rausfahren“, berichtet Michael Brümmer.
Regio-Busse fahren regulär
Überland-Busse: Die Regio-Busse der Firma Giese fahren aus dem südlichen Landkreis nach Bremerhaven, die von der KVG eher aus dem nördlichen. Wie Jörg Lindhorst von der Firma Giese berichtet, werden die Regio-Buslinien regulär bedient. Man habe die Busfahrer sensibilisiert, dass möglicherweise mehr Menschen als sonst in Bremerhaven zusteigen. Leider sei es aus personellen Gründen nicht möglich, mehr Busse einzusetzen, aber der größere Gelenkbus solle zum Einsatz kommen. Zu den beliebtesten Linien gehören die 575 aus Beverstedt, die über die Schiffdorfer Chaussee einfährt, und die 525 aus Bederkesa, die am Bahnhof Lehe endet, sowie die 550 aus Nordholz. Die Fahrpläne sind auf der Internetseite der KVG unter Landkreis Cuxhaven einsehbar.
Regio-S-Bahnen: Auch die Regio-S-Bahn RS2 der Nordwestbahn, die unter anderem zwischen Bahnhof Lehe, Hauptbahnhof und Bahnhof Wulsdorf fährt, ist nicht vom Streik betroffen. „Wir fahren nach dem gültigen Ersatzfahrplan“, teilte Nordwestbahn-Sprecherin Karin C. Punghorst mit. Einige Züge an einzelnen Tagen zwischen Hauptbahnhof und Bahnhof Lehe in Tagesrandlage würden durch einen Ersatzverkehr mit Bussen bedient - das habe aber nichts mit dem Streik zu tun.
Um was geht es bei dem Streik eigentlich?
Die Gewerkschaft Verdi ruft die Beschäftigten bei der Verkehrsgesellschaft VGB und Hansebus am Donnerstag, 10. November, zu einem ganztägigen Warnstreik auf. Anlass sind die Verhandlungen um den neuen Lohntarifvertrag. Verdi fordert für die Beschäftigten des städtischen Tochterunternehmens 13 Prozent Lohnerhöhung bei einer Laufzeit von 12 Monaten im Fahrdienst und entsprechende Prozentsteigerungen bei Werkstatt und Verwaltung. Des Weiteren solle vor allem „der Niedriglohnbereich der Hansebus-Beschäftigten ausgetrocknet werden“, stellt Franz Hartmann, Verdi-Verhandlungsführer, fest. Der Arbeitgeber wurde offenbar von der Intensität des Streiks überrascht - dort hatte man, wenn überhaupt, eher zunächst mit einem zwei- oder vierstündigen Warnstreik gerechnet, nicht mit einem ganztägigen. „Aus unserer Sicht waren die Verhandlungen sehr weit fortgeschritten, beim rein Materiellen waren wir nicht weit auseinander“, erklärt Robert Haase.

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Wer in die Innenstadt möchte, muss am Donnerstag auf die Fahrt mit dem Bus verzichten. Foto: Hartmann