So entsteht ein Klima-Thriller
Ralf Hoppe stellt die Schubkarre mit Feuerholz beiseite, zieht seine Schuhe aus und schlüpft in seine Hausschuhe. Für seinen Besuch gibt es dicke Socken an diesem kalten Wintertag. Die Suppe für den Mittagsimbiss steht schon bereit. Es ist ein warmer Empfang im großen und jahrhundertealten Backsteingebäude in der Lüneburger Heide. Der Autor Ralf Hoppe schreibt nicht nur, sondern der 63-Jährige liest auch viel. Wände voller Bücher – und das nicht nur in einem Zimmer – zeugen davon.
Zuletzt war Hoppe auch für die „Zeit“ und den „Spiegel“ tätig
Außerdem malt und zeichnet Hoppe, baut Möbelstücke, macht Musik. Am Flügel gibt er direkt mal eine Kostprobe. Während er in grober Cordhose und grauem Pulli über den knarzenden Boden durchs Haus führt, stopft er sich eine Pfeife, zündet sie an und erzählt zufrieden von seinem ausgefüllten Leben als Frührentner. Nach einem Studium der Volkswirtschaftslehre und einem Volontariat bei der Braunschweiger Zeitung hatte Hoppe auch für die „Zeit“ und zuletzt für den „Spiegel“ gearbeitet.
„Ein buntes, aber zurückgezogenes Leben“
Über eben dieses Nachrichtenmagazin kam Dirk Roßmann (77) an die Kontaktdaten von Ralf Hoppe. Der Unternehmer hatte sich in den Kopf gesetzt, unter die Autoren zu gehen, brauchte aber am Ende seines Manuskripts für seinen ersten Klima-Thriller „Der neunte Arm des Oktopus“ professionelle Unterstützung. „Bis Dirk Roßmann sich bei mir meldete, habe ich ein buntes, aber zurückgezogenes Leben geführt“, erinnert Hoppe sich. Doch er habe das Buchprojekt des Unternehmers so spannend gefunden, dass er sich darauf eingelassen habe, es wie von Roßmann gewünscht zu bearbeiten und an der ein oder anderen Stelle zu schleifen und zu polieren.
Hoppe erhält ein Zimmer im Rossmann-Schulungszentrum
Das allerdings war rein technisch mit einem Dirk Roßmann, der seine Manuskripte handschriftlich verfasst und für den E-Mails kein Mittel der Kommunikation sind, nicht so einfach. Also bekam Hoppe ein Zimmer in einem Rossmann-Schulungszentrum unweit vom Wohnhaus des Unternehmers in der Lüneburger Heide. Hoppe machte sich an die Arbeit, hatte fünf Wochen lang beinahe täglich Kontakt zu Dirk Roßmann. Am Ende stand „Der neunte Arm des Oktopus“ in den Regalen – und wurde ein Erfolg.
„Das dritte Herz des Oktopus“ spielt im Jahr 2032
Was folgte, waren zwei weitere Bücher – „Der Zorn des Oktopus“ und das jüngst erschienene Werk „Das dritte Herz des Oktopus“, das im Jahr 2032 spielt und eine Weltregierung in ihrem Kampf gegen die Klimakatastrophe beschreibt, die durchaus Erfolge vorzuweisen hat: gebremstes Bevölkerungswachstum, mehr Waldflächen und weniger Emission von Kohlendioxid.

© Stratenschulte/doa
Dirk Roßmann, Gründer und Geschäftsführer der Drogeriemarktkette Rossmann, ist auch unter die Autoren gegangen.
Beide sind sich einig: Es gibt keine Eitelkeiten
„Keineswegs“, antwortet Hoppe, „wir haben uns in mein Atelier nahe Hamburg zurückgezogen und unseren Gedanken in diesem kreativen Umfeld zwischen Pinseln und Farbeimern, mit einem Sofa zum Hinfläzen und einer Kochplatte zum Essen erwärmen freien Lauf gelassen.“ Außerdem seien er und Dirk – mittlerweile duzen sich die beiden – viel spazieren gegangen und hätten sich schnell auf eine Grundregel verständigt: „Es gibt keine Eitelkeiten.“ Und wenn Uneinigkeit herrschte, wurde um Lösungen gerungen. „So ein Projekt kennt nur zwei Ausgangsszenarien“, weiß Hoppe, „entweder Todfeinde oder Freunde fürs Leben“.
Hoppe: Wir sind richtige Freunde geworden
Und, sprechen die beiden auch nach dem dritten Buch noch miteinander? „Wir sind richtig enge Freunde geworden“, verrät Hoppe und sieht bei aller Verschiedenheit in den Lebensläufen des Milliardärs und Unternehmers Roßmann und ihm als Träger verschiedener Journalistenpreise durchaus Gemeinsamkeiten: „Wir ähneln uns in unserer Harmlosigkeit und Anspruchslosigkeit“, betont Hoppe. Wichtiger als Statussymbole seien Freundschaften, gemeinsame Skat-Abende, ein Stück Apfelkuchen am Sonntagnachmittag. Auch einen Ausflug habe er mit Dirk Roßmann schon gemacht. Nach Bad Pyrmont. „Uns eint unsere einfache Art“, sagt Hoppe beinahe entschuldigend.
Als nächstes vielleicht ein Kinderbuch zu einem Klimathema?
Wird es eine Fortsetzung der Zusammenarbeit geben? „Schon möglich“, antwortet Hoppe und fährt sich mit der Hand über seinen kahlen Kopf. Dafür habe er schon „einige Ideen“. Vielleicht werde es zunächst ein Kinderbuch zum Klimathema geben, „so als kleine Fingerübung zwischendurch“. Man werde sehen. Zunächst aber muss Hoppe sich um Nachschub für die Öfen im Haus kümmern. Der Besucher tauscht die dicken Gästesocken gegen feste Schuhe. Hoppe steigt ebenfalls in seine Stiefel und kommt mit raus. Dort wartet schließlich noch eine Schubkarre mit Feuerholz. (axt)