Dicke Luft auf der Insel: Dauercamper auf Lühesand streiten sich mit Pächtern

Dicke Luft auf der Insel: Dauercamper auf Lühesand streiten sich mit Pächtern

Die neuen Pächter des Campingplatzes Lühesand haben einiges vor auf der Elbinsel. Doch das gefällt einigen aus den Reihen der alten Dauercamper nicht. Sie gehen auf die Barrikaden.

Dicke Luft auf der Elbinsel

Neue Pächter auf Lühesand: Dauercamper protestieren gegen Preise

Die neuen Pächter des Campingplatzes auf Lühesand, Nora und Philipp Köhnken, wollen kräftig investieren. Die beiden betreiben bereits die Plätze Stover Strand und Stover Holz Waldcamping oberhalb von Hamburg. Stover Strand in Drage hat eine Top-Bewertung beim ADAC.

Familie Köhnken will die Infrastruktur auf Lühesand ausbauen - unter anderem sollen die Stellplätze einen Strom- und einen Trinkwasseranschluss in der neuen Saison bekommen.

„Außerdem sanieren wir aktuell das Haupthaus“, sagt Philipp Köhnken. Die neuen Pächter investieren nach eigenen Angaben einen sechsstelligen Betrag auf der Insel. Auch das Personal müsse bezahlt werden. Sie haben das alte Gasthaus von 1933 und die Fähren von Familie Blohm erworben.

Neue Pächter investieren kräftig auf Lühesand

„Es ist eine Gratwanderung“, sagt Köhnken. Zum einen solle der Platz sich weiter durch Naturnähe auszeichnen, zum anderen wolle die Familie alten und neuen Campern heute allgemein geforderte Standards bieten: Strom am Platz und moderne Sanitäranlagen. So soll laut Köhnken ein mobiles Sanitärhaus aufgestellt werden. Vorhandene Sanitär- und Waschhäuser sollen saniert werden.

Auch Miet-Objekte wie Schäferwagen oder Zelte gehören zum Konzept. Ihr Pachtvertrag mit der Samtgemeinde Lühe für den Platz mit 185 Stellplätzen für Wohnmobile und -wagen und Zelte sowie 15 Zeltplätzen am Fahrwasser läuft 18 Jahre lang.

Außerdem wird es in der Zukunft wieder einen kleinen Shop mit einem Brötchenservice und „perspektivisch“ wieder ein gastronomisches Angebot geben. So hat die Unternehmerfamilie aus Drage bei der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes beantragt, Dalben setzen zu dürfen. Das Hausboot „UnsinkBar“ soll vom Stover Strand an die Unterelbe verholt werden.

Neue Staffelpacht stößt auf Kritik bei alten Dauercampern

Die neuen Betreiber haben den knapp 80 Dauercampern neue Verträge angeboten. Seitdem geht es hoch her. Bestandskunden hätten sie eine Staffelpacht angeboten. „1500 Euro für die Saison 2025“, sagt Köhnken. Wer seinen Wohnwagen bislang nicht auf der Insel hatte, ist als Saisoncamper ab April mit 2500 Euro von der Partie. Die Investition müsse sich rechnen.

Massentourismus sei nicht geplant. Naturverbundene Urlauber seien weiter die Zielgruppe. Doch die überwiegende Zahl der Camper wünsche sich heute Strom und Wasser am Platz und moderne Sanitäranlagen. Mit der Staffelpacht wollen sie gleichwohl den treuen Campern entgegenkommen. Auch Ratenzahlung - wie bereits bei Holger Blohm - wäre möglich.

Die Dauercamper sind zu einem Kennenlern-Treffen eingeladen

Mit Rundschreiben und einem Kennenlern-Treffen im Hollerner Hof am 22. Februar wollen die neuen Pächter die Dauercamper über ihre Pläne und den Baufortschritt auf der Elbinsel Lühesand informieren.

Dauercamper Andre Hellwig spricht von einem Schlag ins Kontor. Bislang hätten sie 750 Euro bezahlt - für die Zeit Ende März/Anfang April bis Oktober. Der Platz ist nur in der sturmflutfreien Zeit nutzbar. Alle seien auf die Fähre angewiesen. „Wir haben damit gerechnet, dass es teurer wird - allerdings nicht mit einer Verdopplung“, sagt der Ladekoper. 1000 Euro wären okay gewesen. Er steht seit 2016 auf dem Platz.

Sind die Alteingesessenen nicht mehr willkommen

Ein Bekannter pflichtet ihm bei. „Bereits in den 1960er Jahren habe ich viel Zeit als Kind auf Lühesand verbracht“, sagt er. Die Erhöhung auf 1500 beziehungsweise 2500 Euro sei „drastisch“. „Ich bin wirklich auch sehr traurig“, klagt eine weitere Camperin aus Hamburg, die aus Sorge vor Anfeindungen in den sozialen Medien anonym bleiben will.

Mehrere Dauercamper wollen der Insel den Rücken kehren. Ohnehin, so Hellwig, würden sie weder Strom noch Wasser am Stellplatz benötigen. Die Camper seien autark mit kleinen Photovoltaikanlagen gewesen. Das sei „einfaches, naturnahes und umweltschonendes Campen“ gewesen.

Er habe das Gefühl, dass die alten Camper nicht mehr willkommen seien - und mit höheren Mieten vertrieben werden sollen. Dem widerspricht Köhnken. Hellwig überlegt jetzt, sich einen anderen Stellplatz zu suchen. Woanders könne er als Dauercamper ganzjährig stehen. Andere Camper wollen ihre Entscheidung vom Info-Nachmittag abhängig machen.

Bürgermeister wirbt um Vertrauen für neue Pächter

Samtgemeindebürgermeister Timo Gerke wirbt um Verständnis für die neuen Pächter: „Familie Köhnken hat und wird erheblich investieren.“ Damit habe der Campingplatz eine Zukunft. Mit den 750 Euro aus der Blohm-Zeit „ist der Betrieb nicht mehr marktkonform und wirtschaftlich darstellbar“.

Außerdem hätten sie Imbiss und Sandhörn-Parkplatz übernommen. Im Vergleich mit anderen Plätzen seien die Preisvorstellungen der Neuen nicht überzogen. Dauercamper hätten auch einen Verein gründen und Lühesand pachten können. Doch das sei nicht gewollt gewesen. Gerke: „Gebt den Neuen eine Chance.“

Blick auf den Imbiss in Sandhörn.

© Vasel

Blick auf den Imbiss in Sandhörn.

Dauercamper auf der Elbinsel Lühesand im Sommer 2024.

© Vasel

Dauercamper auf der Elbinsel Lühesand im Sommer 2024.

Ihr Autor

Björn Vasel

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Erstellt:
05.02.2025, 14:19 Uhr
Lesedauer: ca. 3min 15sec

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